Edi Aumiller, Legg Mason: «Gut durch diese Zeiten navigieren»

Edi Aumiller

Von Edi Aumiller, Country Head Switzerland, Legg Mason. (Foto: zvg)

Zur Halbzeit des Anlagejahres 2018 ist klar: Die Geld- und geopolitischen Ereignisse führen zu einer höheren Volatilität bei Anleihen und Aktien. Wie sich Investoren in diesem Umfeld verhalten und was ein globaler Vermögensverwalter hier bieten kann, erklärt Edi Aumiller, Country Head Switzerland von Legg Mason, im Interview.

von Markus Baumgartner, b-public AG

Herr Aumiller, Legg Mason ist eine der grössten US-Fondsgesellschaften. Was zeichnet Sie aus?

Edi Aumiller: Legg Mason ist ein weltweit führender Vermögensverwalter. Wir wurden 1899 am Hauptsitz Baltimore gegründet. Wir verwalteten per Ende März insgesamt 754 Mrd. US-Dollar in einem breiten Spektrum von Anlagemöglichkeiten. Unseren Kunden bieten wir langfristige und aktiv verwaltete Anlagestrategien an. Dabei vereinen wir eine Gruppe etablierter Anlageverwalter in einem Multi-Boutique-Modell. Dies besteht aus neun spezialisierten Tochtergesellschaften im Aktien-, Anleihen- und Alternativen Bereich sowie Liquiditäts-Strategien. Unsere Tochtergesellschaften sind in ihren Bereichen jeweils branchenführend und verfolgen einen einmaligen Anlageansatz, um die besten Chancen auszumachen.

Wie funktioniert das Multi-Boutique-Modell?

Edi Aumiller: Unser Multi-Boutique-Modell vereint neun Spezialisten in ihrer jeweiligen Anlageklasse. In den vergangenen Jahren haben wir mehrere Gesellschaften übernommen und diese als unabhängige Tochtergesellschaften bestehen lassen. Damit blieb die Investment-Expertise bestehen. Viele Produktstrategien existieren bereits seit vielen Jahren und werden nun auf der globalen Legg-Mason-Plattform weitergeführt.

Mit diesem Modell ermöglichen wir privaten sowie institutionellen Investoren auf sechs Kontinenten von der unabhängigen Denkweise der Portfoliomanager in unseren neun spezialisierten Tochterunternehmen zu profitieren. Die Stärke von Legg Mason liegt im globalen Vertriebsnetzwerk, das als Plattform für alle Boutiquen dient. Bevor diese Fondshäuser zu unserer Familie gestossen sind, haben sie ihre Lösungen meist nur im lokalen Markt und häufig nur auf einem Vertriebsweg wie zum Beispiel an institutionelle Kunden anbieten können. Wir können ihnen neben dem Vertriebsnetzwerk die ganze Wertschöpfungskette anbieten.

Aus der Schweiz arbeiten wir einerseits sehr eng mit den internationalen Legg-Mason-Büros zusammen, haben aber auch eine vertiefte Zusammenarbeit mit den Tochtergesellschaften auf der ganzen Welt. So bieten wir einerseits Standardstrategien in Form von Anlagefonds an. Auf der anderen Seite liegt unser Fokus auf massgeschneiderten Lösungen für unsere eher institutionellen Kunden. Wir können also jederzeit auf die lokalen Bedürfnisse im jeweiligen Land eingehen.

«Jede Boutique hat eine eigene Expertise in ihrem spezialisierten Bereich und trifft die Investment-Entscheidungen zu 100 Prozent unabhängig und eigenständig.» 
Edi Aumiller, Legg Mason

Bedeutet das, dass jede Boutique einen eigenen Investment-Ansatz verfolgt?

Edi Aumiller: Genau. Jede Boutique hat eine eigene Expertise in ihrem spezialisierten Bereich und trifft die Investment-Entscheidungen zu 100 Prozent unabhängig und eigenständig. Dazu gehören zum Beispiel das australische Unternehmen Rare Infrastructure im Bereich Listed Infrastructure, Clarion Partners im Bereich US Real Estate oder Western Asset als dezidiertes globales Fixed-Income-Haus. Jedes Team arbeitet unabhängig und auf Basis einer eigenständigen Vision, mit einem eigenen CIO sowie einer eigenen Investmentphilosophie, um allen Kunden leistungsfähige Anlagelösungen zur Verfügung zu stellen.

Welche Ziele haben Sie in der Schweiz?

Edi Aumiller: Wir sind seit 2011 mit einem Büro in Genf und seit 2015 am Standort in Zürich vertreten. Dieses Jahr haben wir unser Vertriebsteam mit dem Engagement von Thomas Eckert von Julius Bär weiter ausgebaut. Er unterstützt von Zürich aus als Business Development Director unser sechsköpfiges Vertriebsteam. In der neu geschaffenen Position wird Thomas Eckert die Geschäftsbeziehungen zu Banken, Versicherungen und Family Offices weiter ausbauen. Die langjährige Aufbauarbeit hat sich gelohnt. Inzwischen kennt uns die Branche, und wir pflegen enge Geschäftsbeziehungen in allen Kanälen, ob Pensionskassen, Banken, Family Offices, unabhängige Vermögensverwalter oder Versicherungsunternehmen. In der Schweiz besteht bei den Anlagen eine grosse Heimatliebe. Diesen Homebias würden wir mit unserer globalen Expertise und dem Abdecken aller Anlageklassen gerne etwas aufweichen. Wir können entlang aller Kanäle individuelle und liquide wie auch weniger liquide Lösungen anbieten.

«Wir wollen fähig sein, als First Mover moderne Infrastrukturen und Service-Lösungen bereitzustellen, die das tägliche Geschäft unserer Kunden vereinfacht, und inhaltlich einen Mehrwert generiert.» 

Die Schweizer Fondsbranche gilt als sehr stabil und wächst kontinuierlich. Was tut sich unter der Oberfläche?

Edi Aumiller: Auch die Finanzindustrie befindet sich im steten Wandel. Die Zusammenarbeit von reinen Vermögensverwaltern und den Banken entwickelt sich weiter, insbesondere im Moment durch die regulatorischen Veränderungen. Wir wollen hier fähig sein, als First Mover moderne Infrastrukturen und Service-Lösungen bereitzustellen, die das tägliche Geschäft unserer Kunden vereinfacht, und inhaltlich einen Mehrwert generiert. So diskutieren wir zurzeit aktiv eine vertieftere Zusammenarbeit mit Kunden, die beispielsweise via ein neues App direkten Zugriff auf Know-how in Form von Video, Content und Expertise erhalten.

Sie haben eine Studie gemacht, wie sich Schweizer Bankkunden gegenüber neuen Finanztechnologien verhalten. Das Resultat?

Edi Aumiller: Die Verhaltensmuster ändern sich nicht einfach von heute auf morgen, und die Vermögensverwaltung ist ein sehr persönliches Geschäft, wo Vertrauen ein absolutes Muss ist. Die Nutzung von Robo-Advisern sehen zurzeit noch viele Schweizerinnen und Schweizer kritisch. Gemäss unserem jüngsten «Legg Mason Global Investment Survey» sind 72 Prozent der befragten Schweizer Privatinvestoren der Meinung, dass ein persönlicher Kundenkontakt wichtig ist und sich nicht durch Technologie ersetzen lässt. Die grosse Mehrheit findet zwar Onlinetools oder Apps interessant und angenehm, weil es eine Effizienzsteigerung bringt. Sie will aber immer noch die Meinung eines Experten hören. Diese Einstellung ist bei allen Altersklassen anzutreffen. So etwa auch bei rund zwei Dritteln der Millennials, der Gruppe der 18- bis 35-Jährigen.

Die Börsen waren lange von der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken beherrscht. Diese Periode geht langsam zu Ende. Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung in Bezug auf Ihre Produkte?

Edi Aumiller: Dieses Jahr haben sich einige geld- und geopolitischen Ereignisse in einer höheren Volatilität für Anleihen und Aktienmärkte ausgewirkt. In diesem Umfeld sind viele Investoren eher abwartend, weil sie weitere Risiken wie u.a. die Handelskriege, Unsicherheiten bezüglich Zinserhöhungen in den USA und Inflationserwartungen, globales Wachstum sowie die Konflikte im Mittleren Osten sehen. Das verunsichert und ruft eine abwartende Haltung hervor.

Daher sind zum Beispiel auf der Obligationen-Seite globale Anleihen-Portfolios mit einem flexiblen Ansatz gefragt. Diese Angebote haben kurzfristig zwar auch ihre Mühe gehabt. Doch wir sind überzeugt, dass unsere Experten diese Strategien gut durch diese Zeiten navigieren. Ebenfalls rücken alternative Investments vermehrt in den Fokus. Private Debt, Co-Investment-Strategien oder gewisse Hedge-Fund-Stiltypen waren bei uns vermehrt gefragt. Des Weiteren werden die Schwellenländer selektiver analysiert, weil deren Entwicklungen nicht homogen verlaufen.

Wenn Sie die Kapitalströme beobachten: Welchen Trend sehen Sie?

Edi Aumiller: Einen grossen Trend sehe ich speziell im Wholesale-Bereich beim thematischen Investieren. Das geht es um Themen, welche die Anleger interessieren und täglich miterleben. Denken Sie an die Krebsforschung, Robotisierung oder Nachhaltigkeit. Wir werden älter, benötigen bessere Möglichkeiten für serviceorientiertes Wohnen und lesen täglich, welche Fortschritte im Technologie-Sektor erzielt werden und wie diese unseren Alltag verändern könnten.

Zur Person
Edi Aumiller ist seit 2014 bei Legg Mason als Head of Sales Schweiz tätig. Er ist Mitglied der Swiss Financial Analyst Association (SFAA), verfügt über ein Diplom in Banking und Finance, ist eidgenössisch diplomierter Finanzanalytiker und Vermögensverwalter, eidgenössisch diplomierter Finanz- und Anlageexperte, sowie Träger der Titel Certified International Wealth Manager (CIWM) und Certified International Investment Analyst (CIIA).

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