EFG schliesst BSI-Übernahme ab – Deutlich tieferer Kaufpreis
Zürich – EFG International übernimmt ab sofort bei BSI die Kontrolle. Nachdem die Tessiner Privatbank im Strudel des 1MDB-Skandals zu Fall gekommen ist, fiel der Preis für die Übernahme letztendlich deutlich unter dem angekündigten Betrag aus. Die Integration soll nach wie vor bis Mitte 2017 abgeschlossen sein. Mit den Quartalszahlen gibt sich das EFG-Management angesichts des weiterhin anspruchsvollen Umfelds indes mehr oder weniger zufrieden.
EFG schliesst den Kauf der BSI ab und zahlt 1,06 Mrd CHF an die brasilianische BTG Pactual, wie EFG am Dienstag mitteilte. Dabei handelt es sich jedoch um einen durch die Verkäuferin festgelegten vorläufigen Kaufpreis, der noch abschliessend geprüft werden muss. Er erwarte aber keine grossen Abweichungen mehr, sagte EFG-CEO Joachim Straehle in im Gespräch mit AWP. Bei Ankündigung der Transaktion Ende Februar 2016 war der Kaufpreis noch auf rund 1,33 Mrd CHF beziffert worden.
Damals wurde vereinbart, dass sich der Preis abhängig von der Entwicklung der Nettoneugelder sowie des materiellen Buchwerts – jeweils bis zum Abschluss der Transaktion – noch verändern könne. Einerseits sei die Vergünstigung gut für EFG, andererseits seien die Abflüsse bei BSI negativ, so Straehle.
BSI war bekanntlich in der Korruptionsaffäre um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verstrickt. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma warf dem Institut schwere Verstösse gegen Sorgfaltspflichten im Zusammenhang mit Geldwäscherei vor. Im Mai 2016 verlor es in Singapur die Banklizenz. Die Finma verfügte die Integration von BSI in EFG und die vollständige Auflösung der Tessiner Bank innerhalb von zwölf Monaten, da die Übernahme bereits beschlossene Sache war.
Nur noch 148 Mrd verwaltete Vermögen statt 170 Mrd
Die Nettoneugeldabflüsse bei den Kundenvermögen beliefen sich bei BSI im ersten Halbjahr auf 9,6 Mrd CHF. Die verwalteten Vermögen fielen auf 73,7 Mrd CHF nach 84,3 Mrd per Ende des vergangenen Jahres. Der Rückgang bei den Kundenvermögen war vor allem nach den Ankündigungen der Behörden in der Schweiz und in Singapur erfolgt. Im dritten Quartal fielen die ertragsgenerierenden verwalteten Vermögen bei BSI weiter auf 69,0 Mrd CHF aufgrund der Entwicklungen in Malaysia (1MDB), hiess es am Dienstag von EFG.
Die kombinierte Gruppe weist daher auch nur noch verwaltete Vermögen von rund 148 Mrd CHF aus und gut 700 Kundenberater (Client Relationship Officers, CROs). Es handelt sich um Schätzungen per Ende Oktober, wobei jene CRO nicht berücksichtigt wurden, die noch auf der Gehaltsliste von BSI standen, aber bereits gekündigt hatten. Bei Ankündigung der Übernahme waren gemeinsame verwaltete Vermögen von rund 170 Mrd CHF in Aussicht gestellt worden sowie über 860 Kundenberater.
Das kombinierte Geschäft wies nach Swiss GAAP per Ende September den Angaben zufolge schätzungsweise eine harte Kernkapitalquote (CET1) von 16,8% aus und nach Basel III (look-through) eine solche von 14,7%.
Mittelfristziele bestätigt
Bis zur abgeschlossenen rechtlichen Integration – weiterhin bis Mitte 2017 geplant – wird BSI innerhalb der Holdingstruktur von EFG als separate Tochtergesellschaft operieren und ab sofort vollständig von EFG International kontrolliert. Zum CEO von BSI wurde Thomas Müller ernannt, der zuvor Geschäftsleitungsmitglied mehrerer Finanzinstitute war, unter anderem bei der Banca del Gottardo. Diese wurde 2007 von der Swiss Life an Generali, damalige Besitzerin von BSI verkauft, und in BSI integriert. Müller war damals CFO bei Swiss Life.
EFG gab gleichzeitig auch erste Eckwerte zu den Geschäftszahlen im dritten Quartal bekannt: So seien Bruttoertrag und Bruttomarge (ohne Lebensversicherungen) stabil geblieben und die zugrundeliegende Profitabilität habe sich weiter verbessert, hiess es. Die Nettoneugelder seien ebenfalls unverändert geblieben. Die ertragsgenerierenden verwalteten Vermögen beliefen sich den Angaben zufolge Ende September 2016 auf 79,8 Mrd CHF nach 80,6 Mrd Ende Juni. Die mittelfristigen Ziele für das kombinierte Geschäft nach Abschluss der Integration von BSI wurden bestätigt.
Der IFRS-Reingewinn sei derweil von Kosten und Rückstellungen im Zusammenhang mit BSI beeinträchtigt worden, sowie durch einen negativen Beitrag aus den Lebensversicherungsportfolios. Gegen die Prämienerhöhungen durch Transamerica und AXA habe man inzwischen rechtliche Schritte eingeleitet; Ähnliches prüfe man gegen die Gesellschaft Lincoln.
An der Börse kamen die News nicht gut an. Die EFG-Aktien büsste am Dienstag bei überdurchschnittlichem Volumen 5,6% auf 5,03 CHF ein, während der am SPI gemessene Gesamtmarkt um 0,79% nachgab. Im bisherigen Jahresverlauf steht die Aktie mehr als die Hälfte im Minus. (awp/mc/upd/ps)