Zürich – Die Vermögensverwalterin EFG International hat das von der Integration der Tessiner Privatbank BSI geprägte Geschäftsjahr 2017 mit roten Zahlen abgeschlossen. Zudem musste das Institut weitere Geldabflüsse hinnehmen. Beim Integrationsprozess sieht sich die Bank auf Kurs, bezüglich der Kostensynergien ist sie dem Zeitplan voraus. Allerdings lasteten erneut zahlreiche Sondereffekte auf dem Jahresresultat.
Für die EFG sei 2017 das «Jahr der Transformation» gewesen, erklärte EFG-CEO Giorgio Pradelli am Mittwoch an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Dabei habe seien viele Fortschritte erzielt worden, betonte der neue CEO, der per Anfang Jahr den Chefposten vom abgetretenen Joachim Strähle übernommen hatte.
Fusionsbedingte Geldabflüsse
Der «zugrundeliegende Reingewinn» verdoppelte sich im vergangenen Jahr auf 165,0 Mio CHF. Unter Einschluss der Integrationskosten sowie einer Reihe weiterer Sonderfaktoren resultierte unter dem Strich allerdings ein klarer Reinverlust nach IFRS von 57,5 Mio CHF (VJ Gewinn von 228 Mio). Die Aktionäre sollen dennoch eine unveränderte Dividende von 0,25 CHF je Titel erhalten.
Die fusionsbedingten Geldabflüsse beliefen sich 2017 laut den Angaben auf 8,2 Mrd CHF. Dabei handle es sich vor allem um Geschäfte und Kunden, von denen man sich im Rahmen der BSI-Integration bewusst getrennt habe oder bei denen in der Folge Kundenberater abgegangen seien, erklärten die Verantwortlichen. Im Gegenzug habe die Bank «zugrundeliegende Nettoneugeldzuflüsse» von 2,3 Mrd CHF verzeichnet. Die ertragsgenerierenden verwalteten Vermögen beliefen sich per Ende Jahr auf 142,0 Mrd CHF (VJ 139,9 Mrd).
Bei den Kostensynergien hat die Bank die eigenen Pläne deutlich übertroffen: Realisiert wurden Synergien von 108 Mio CHF, das waren mehr als doppelt so viel als die angepeilten 50 Mio CHF. Für das Jahr 2018 will das Institut nun kumulierte Kostensynergien in Höhe von 180 Mio CHF erreichen. Das Gesamtziel bleibt bei 240 Mio CHF, die im Jahr 2019 vollumfänglich realisiert werden sollen.
Versicherungsportfolio reduziert
Zu den Sonderbelastungen gehörten 2017 vor allem Integrationskosten über 134 Mio CHF sowie ein negativer Einfluss von 68,5 Mio CHF des schon seit Jahren als Investition gehaltenen Lebensversicherungsportfolios. Eine teilweise Restrukturierung und Reduktion des Portfolios belastete die Gewinnzahlen dabei mit 30,1 Mio CHF.
Ausserdem hat ein Rechtsstreit in Taiwan das Institut mit Rechtskosten von 15,8 Mio CHF belastet. Im Januar war bekannt geworden, dass ein Schiedsgericht in Taiwan von der EFG die Rückgabe von Sicherheiten für einen Kredit an eine Versicherungsgesellschaft in Höhe von 193,8 USD plus Zinsen fordert, die Bank will gegen das Urteil vorgehen. Für den Taiwan-Fall gebe es eine Rückstellung von 70 Mio CHF, wie Finanzchef Dimitris Politis sagte.
Jahr der Optimierung
Nach der abgeschlossenen Integration soll das Jahr 2018 für EFG nun das «Jahr der Optimierung» werden, wie CEO Pradelli sagte. Neben der weiteren Realisierung von Synergien aus der Fusion will das Unternehmen dabei weiter wachsen. Einige fusionsbedingte Geldabflüsse werde man vor allem in der ersten Jahreshälfte 2018 allerdings noch sehen, räumte er ein.
Pradelli bekräftigte zudem die Ziele der Strategie 2016-2019 – einschliesslich eines Neugeldwachstums von 3-6%, eines Kosten-Aufwand-Verhältnisses von unter 70% und einer Ertragsmarge von mindestens 85 Basispunkten. Bezüglich der Dividendenpolitik wolle EFG von dem neu generierten Kapital «30 bis 50%» an die Aktionäre ausschütten, präzisierte er auf eine entsprechende Frage.
Aktie bricht ein
Am Aktienmarkt ist das Jahresresultat skeptisch aufgenommen worden. Während Analysten die Fortschritte im operativen Geschäft anerkannten, zeigten sie sich über die zahlreichen negativen Sondereffekte befremdet und kritisierten teilweise auch den anhaltenden Geldabfluss. Die EFG-Aktie notiert zu Börsenschluss um 9,8% tiefer bei 8,89 CHF. (awp/mc/pg)