Joachim Strähle, CEO EFG International. (Foto: EFG)
Zürich – Die Privatbankengruppe EFG International ist im ersten Halbjahr 2015 in der Entwicklung gebremst worden. Der Gewinn unter Ausschluss von Sonderposten hat sich zurückgebildet, und unter dem Strich resultierte ein leichter Neugeldabfluss. Der neue Konzernchef Joachim Strähle will nun die Kosten senken und gleichzeitig auch das Wachstum forcieren. An der Börse sind die EFG-Titel am Mittwoch eingebrochen.
Die Performance des Vermögensverwalters im ersten Halbjahr sei «unter den Erwartungen» ausgefallen, räumte auch der erst Ende April ernannte CEO Strähle am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Zürich ein. Er machte für die Rückschritte insbesondere die Entscheidung verantwortlich, aus «nicht-strategischen Kreditgeschäften» auszusteigen. Gleichzeitig hätten aber auch die «ökonomische und Markt-Unsicherheiten in der Eurozone, Brasilien und China» die Performance beeinträchtigt.
Neugeld-Abfluss
Der IFRS-Reingewinn nach Minderheiten für das erste Quartal belief sich auf 48 Mio CHF, nachdem im gleichen Zeitraum des Vorjahres wegen hoher Rückstellungen für Bussen in den USA und in der Schweiz noch ein Verlust von 6 Mio CHF resultiert hatte. Der zugrunde liegende Reingewinn zeigte dagegen einen klaren Rückgang um 12% auf 51 Mio CHF.
Wegen der «selektiveren Ausrichtung» in der Kreditvergabe kam es im ersten Semester zu einem Netto-Neugeldabfluss von 0,3 Mrd CHF – dies gegenüber einem Neugeldzufluss von 2,7 Mrd im Vorjahreszeitraum. Die von der Bankengruppe verwalteten ertragsgenerierenden Vermögen beliefen sich per Mitte Jahr auf noch 80,2 Mrd CHF nach 84,2 Mrd CHF zum Jahresende 2014.
Kostenreduktionen
Eine Verbesserung der Gewinnzahlen will CEO Strähle nicht zuletzt über Kostenreduktionen erreichen. Das Mittelfristziel eines Kosten-Ertrags-Verhältnisses von höchstens 75% sei von «übergeordneter Bedeutung», betonte er. Nach seinen ersten Eindrücken als CEO sehe er Kosteneinsparungen von rund 5%. Strähle nannte etwa einen strikten Anstellungsstopp – ausgenommen Kundenberater – sowie den Abbau von «marginalen» Firmenvertretungen sowie Buchungszentren.
Allerdings sei er immer ein «Mann des Wachstums» gewesen, sagte Strähle gleichzeitig mit Bezug auf seine Zeit als CEO der Bank Sarasin. Entsprechend liege ein starker Fokus der Geschäftsleitung auf dem Wachstum des bestehenden Geschäfts und auf neuen Wachstumsinitiativen. Dazu sollen die Anstellungen neuer Kundenberater (Customer Relationship Officer CRO) weiter forciert werden, aber auch bestehende CRO sollen wieder mehr Neugelder akquirieren. Chancen könnte auch die Konsolidierung der Branche bringen, allerdings blieb Strähle zu möglichen Akquisitionen vage.
Lebensversicherungen: Risiken neu bewertet
Im US-Steuerstreit erachtet EFG International die im vergangenen Jahr getätigte Rückstellung für eine Busse und weitere Kosten von 30 Mio CHF weiter als ausreichend. Auch wenn der Zeitplan nicht in der Hand des Unternehmens liege, sehe er die Diskussionen mit den US-Behörden «in der letzten Runde», sagte Finanzchef Giorgio Pradelli. Entsprechend hoffe er auf einen Abschluss bis Ende des 3. Quartals.
Weiterhin für Unruhe sorgen auch die seit Jahren in der Bilanz gehaltenen Lebensversicherungspolicen. Weil sich die Lebenserwartung der versicherten US-Bürger offenbar stetig verbessert, werden die Risiken nun neu bewertet – was im laufenden Jahr einen «negativen Effekt auf die Erfolgsrechnung» haben könnte.
Jahres-Kursgewinn vernichtet
Mit den Semesterergebnissen liegt die Privatbank sehr deutlich unter den Erwartung von praktisch sämtlichen Marktbeobachtern. Die EFG-International-Aktie brach am Mittwoch bis am frühen Nachmittag an einem insgesamt freundlichen Aktienmarkt um rund 18% auf 11,55 CHF ein und liegt damit ungefähr wieder auf dem Niveau von Anfang des Jahres. (awp/mc/pg)