EFG-CEO Joachim Strähle.
Zürich – Die Vermögensverwalterin EFG International hat im ersten Halbjahr 2016 das schwierige Marktumfeld zu spüren bekommen und einen leichten Ertragsrückgang verzeichnet. Der Gewinn ging wegen Sonderkosten und Rückstellungen vor allem im Zusammenhang mit der Übernahme der BSI um mehr als die Hälfte zurück. Bei der Vorbereitung der Integration der Tessiner Privatbank sieht sich die EFG International derweil dem Plan voraus.
Der Reingewinn nach Minderheiten belief sich auf 22,3 Mio CHF nach 48,0 Mio CHF im Jahr davor, wie die Bankengruppe am Mittwoch mitteilte. Unter Ausklammerung der Sonderkosten resultierte ein zugrundeliegender Reingewinn von 38,1 Mio CHF (VJ 44,1 Mio). Die Sonderbelastungen entfielen vor allem auf Kosten und Rückstellungen für die BSI-Übernahme aber auch für das Kostensenkungsprogramm oder für Anwalts- und weitere Verfahrenskosten.
Brexit belastet Vermögen
Die von der Bankengruppe verwalteten Vermögen beliefen sich per Mitte Jahr auf 80,6 Mrd CHF, nach 83,3 Mrd zum Jahresende 2015. Der Rückgang war zum grösseren Teil auf negative Währungseffekte rund um den Brexit-Entscheid – Grossbritannien ist ein wichtiger Markt für EFG International – sowie auf die ungünstige Marktentwicklung zurückzuführen. Bei den Nettoneugeldern kam es im Halbjahr zu einem leichten Abfluss von 0,1 Mrd CHF (VJ -0,3 Mrd).
Die Bank erwirtschaftete insgesamt einen Bruttoertrag von 341,7 Mio CHF, was einem Rückgang zum Vorjahr um 3% entsprach. Belastend wirkten sich die geringe Kundenaktivität wie auch Währungseinflüsse aus. Der Geschäftsaufwand erhöhte sich derweil zur Vorjahresperiode um 0,9% auf 298,6 Mio CHF.
Kostensenkungsprogramm übererfüllt
Bei der Umsetzung des im November 2015 angekündigten Kostensenkungsprogramms sieht sich die Privatbank dem Plan voraus: Die angepeilten Einsparungen von 30 Mio CHF und der Abbau von 200 Stellen würden nun deutlich übertroffen, heisst es. Im abgeschlossenen Halbjahr wurden bereits Einsparungen von 19 Mio CHF und eine Reduktion um 170 Vollzeitstellen erreicht. Im Gesamtjahr 2016 sollen sich die Einsparungen auf 57 Mio CHF und die Stellenreduktion auf 254 erhöhen.
Bezüglich des Lebensversicherungsportfolios erachtet EFG International die angekündigten Prämienerhöhungen bei 45 Policen weiterhin für nicht gerechtfertigt und will diese vor US-Gerichten anfechten. Man sei zum Schluss gekommen, dass der Bilanzwert «vollständig einbringbar sei». Bei dem Portfolio bezahlt das Institut die mit den Policen verbundenen Prämien bis zum Tod der versicherten Personen und hat dann das Anrecht auf die vereinbarte Todesfall-Auszahlung.
BSI-Kaufpreis um Gewinneinziehung reduziert
Die im Februar angekündigten Übernahme der BSI ist laut den Angaben dem Plan voraus. Die im Mai von der Finma verhängte Gewinneinziehung von 95 Mio CHF wegen der Affäre um den malaysischen Staatsfonds 1MDB werde den Kaufpreis reduzieren, aber die verhandelten Entschädigungszusagen nicht beeinträchtigen. Die Ausgabe von AT1-Kapitalinstrumenten zur Finanzierung des Kaufs sieht die EFG derweil als nicht mehr notwendig an.
Am Dienstag hatte eine ausserordentlichen Generalversammlung der Schaffung weiterer 15 Mio Aktien zugestimmt. Damit sei man nun in der Lage, die Aktienkomponente des BSI-Kaufs vollständig zu erfüllen.
Der Abschluss der Transaktion wird weiterhin im vierten Quartal 2016 erwartet. Nach dem Closing soll die rechtliche Integration von BSI in EFG schrittweise in den einzelnen Märkten erfolgen, die Integration werde bis Mitte 2017 abgeschlossen.
Aktie gewinnt 34%
Am Aktienmarkt haben die Neuigkeiten zu einem Kurssprung der EFG-International-Aktie geführt. Die Resultate wurden als «erstaunlich robust» gelobt und die Fortschritte bei den Kosten positiv gewertet. Bei Handelsschluss notierten die Valoren 34% im Plus. Gegenüber dem Kurs zum Jahresende notieren sie damit allerdings noch immer rund 50% im Minus. (awp/mc/upd/pg)