Ex-Sarasin-Chef Joachim Strähle soll bei EFG International Jean Pierre Cuoni als VRP ablösen.
Zürich – Die Privatbankengruppe EFG International ist im vergangenen Geschäftsjahr 2014 von hohen Rückstellungen für das US-Steuerprogramm sowie weitere Rechtsfälle belastet worden. Entsprechend hat sich der Reingewinn fast halbiert. Das Unternehmen sieht sich aber auf dem eingeschlagenen Wachstumskurs gut unterwegs. Mit der neuen Wechselkurssituation sollen aber die Anstrengungen zur Kostenkontrolle verschärft werden.
Für das Geschäftsjahr 2014 wird ein Reingewinn von 61,4 Mio CHF ausgewiesen, was einem Rückgang um 45% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Dividende soll aber dennoch um einen Viertel auf 0,25 CHF je Aktie erhöht werden.
Hohe Rückstellungen
Wie bereits beim Halbjahresergebnis mitgeteilt, hat das Institut 2014 im Zusammenhang mit dem US-Steuerprogramm 30 Mio CHF zurückgestellt. Nach positiven Vorverhandlungen gehen die EFG-Verantwortlichen noch von einer Busse von 10,8 Mio CHF aus nach 21,4 Mio im Halbjahr – allerdings hätten sich auch Anwalts- und Beratungskosten wegen des langen Verfahrens erhöht. Wann ein Abschluss erfolgen könnte, sei schwierig einzuschätzen, sagte Finanzchef Giorgio Pradelli vor den Medien in Zürich: «Wir hoffen, dass es bald sein wird.»
Des weiteren hat das Unternehmen Rückstellungen von 33,7 Mio CHF im Zusammenhang mit Prozessen vorgenommen, den grössten Teil davon für ein Verfahren in der Schweiz. Weitere 5,9 Mio CHF gehen an Anwalts- und Beratungskosten im Zusammenhang mit einem Darlehen der EFG Bank, das in ein Nachlassverfahren verwickelt ist.
Steigender Neugeldzufluss
Der Neugeldzufluss betrug im letzten Jahr 4,4 Mrd CHF gegenüber 2,5 Mrd CHF im Jahr davor. Als einzige Geschäftsregion verzeichnete dabei die Schweiz Nettoabflüsse. Gebremst worden sei das Neugeld-Wachstum auch durch eine grössere Zurückhaltung der Bank bei der Kreditgewährung, betonte CEO John Williamson.
Der Bruttoertrag legte mit einem Plus von 8% zu, während der Geschäftsaufwand mit +5% etwas langsamer expandierte. Entsprechend näherte sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis mit 79,8% (VJ 81,5%) dem mittelfristigen Ziel von 75%. Die Bruttomarge stand bei 89 Basispunkten (VJ 88 BP) und übertraf damit das Mittelfristziel von 84 BP.
Produktive Kundenberater
Die Anzahl Kundenberater (Client Relationship Officers, CROs) lag Ende Jahr mit 440 nur leicht über dem Stand des Vorjahres von 435. Die Vermögensverwalterin stellte zwar zahlreiche neue CROs an – sie trennte sich gleichzeitig aber auch von einer Reihe von Kundenberatern, die den Ansprüchen nicht genügten. Die durchschnittlichen verwalteten Vermögen pro CRO stiegen auf 217 Mio CHF von 174 Mio.
Bezüglich Wachstum via Übernahmen gab sich CEO Williamson vor den Medien zurückhaltend. Man schaue sich Kaufgelegenheiten an, habe generell aber «wenig Appetit» auf Bieterrunden, sagte er auf die Frage nach einem allfälligen Interesse an der zum Verkauf stehenden Privatbank Coutts.
Ziele bestätigt
Trotz der Unsicherheiten im Marktumfeld sieht der CEO das Unternehmen gut auf Kurs für ein «zweistelliges Wachstum». Die Aufgabe der Euro-Untergrenze durch die SNB habe zwar nur eine begrenzte Auswirkung, dennoch sollen die Anstrengungen für Kosteneinsparungen noch verstärkt werden. Unter anderem soll die Zahl der Buchungszentren (heute 13) und auch die der weniger profitablen Vertretungen überprüft werden. Zudem soll der Franken-Kostenblock von heute noch 30% weiter reduziert werden.
Strähle soll VR-Präsidium übernehmen
An der Spitze des Verwaltungsrates kommt es an der Generalversammlung im April zu einer Ablösung. Der bisherige Präsident und EFG International-Mitgründer Jean Pierre Cuoni tritt aufgrund seines Alters (77) zurück. Sein Nachfolger soll der ehemalige Bank Sarasin-CEO Joachim Strähle werden.
Am Aktienmarkt wurde das Jahresresultat vorerst zurückhaltend aufgenommen, obwohl die Resultate teilweise über den Konsenserwartungen ausfielen. Im Handelsverlauf änderten sich die Einschätzungen indessen und die EFG-Aktie schloss um 5,2% höher bei 11,20 CHF. (awp/mc/pg)