Joachim Strähle, CEO EFG International.
Zürich – EFG International geht mit einem schwachen Jahresstart 2016 in die Fusion mit dem Tessiner Konkurrenten BSI. Zudem droht ein bedeutender Abschreiber auf dem von der Bank als Investition gehaltenen Lebensversicherungsportfolio. Am Freitagnachmittag entscheiden die Aktionäre nun über die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der BSI-Übernahme.
Insgesamt seien die Erträge im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen, teilte der Vermögensverwalter am Freitag mit. Immerhin habe sich die Ertragsmarge im Vergleich zu derjenigen des Gesamtjahres 2015 (Bruttomarge von 85 BP) «gut gehalten». Allerdings hätten sich in den Personalausgaben die Anstellungen neuer Kundenberater im zweiten Semester 2015 gezeigt.
«Enttäuschender» Neugeldzufluss
Der Neugeldzufluss in den ersten drei Monaten des Jahres wurde als «enttäuschend» bezeichnet. Zwar seien in Grossbritannien, Kontinentaleuropa sowie in der Schweiz positive Zuflüsse angefallen, negativ hätten sich dagegen die schwierigen makroökonomischen Bedingungen in Lateinamerika und das Auslaufen eines Investitionsprodukts in Asien, das nicht habe unmittelbar ersetzt werden können, ausgewirkt.
Derweil vermeldet das Institut gute Fortschritte bezüglich mit seinem im November 2015 angekündigten Sparprogramm: Im ersten Quartal 2016 seien bereits über die Hälfte der angepeilten Einsparungen erzielt worden. Ziel des Programms sind Einsparungen von rund 5% oder etwa 30 Mio CHF bis zum Ende des Jahres 2016. Die mit dem Programm verbundenen einmaligen Kosten belaufen sich den Angaben zufolge etwa auf die Hälfte dieses Betrags.
Probleme bei Versicherungsportfolio
Bei dem seit Jahren als Finanzinvestition gehaltenen Lebensversicherungs-Portfolios sieht sich das Institut mit Prämienerhöhungen auf 12 von 48 Policen konfrontiert – es bezeichnet diese als «gewichtig und ungerechtfertigt». EFG will sich denn auch vor den US-Gerichten gegen diese Erhöhung wehren. Sollte man aber nicht durchdringen, so könnten sich die Erhöhungen mit einem «signifikanten Abschreiber» auswirken, heisst es.
Im bisherigen Jahresverlauf wurden auf dem Portfolio wegen Todesfällen insgesamt 55,5 Mio USD verdient, das sei mehr als im gesamten Jahr 2015 (44,8 Mio USD).
Kapitalerhöhung
Die Aktionäre der EFG International müssen am Freitagnachmittag über eine Kapitalerhöhung von bis zu 81,7 Mio Aktien und die Schaffung von genehmigtem Kapital über 76 Mio Aktien entscheiden. Die Kapitalerhöhung soll in Form von Bezugsrechten an die bestehenden Aktionäre ausgegeben werden. Dabei sollen 29 neue Aktien für 54 bestehende Titel ausgegeben werden, die Bezugsrechte sollen nicht an der SIX gehandelt werden.
Der Angebotspreis der neuen Aktien wird – wie ebenfalls bereits bekannt – in einem Bookbuilding-Verfahren festgelegt. Er soll sich aber auf mindestens 6,12 CHF belaufen, damit sich der Umfang der Kapitalerhöhung auf mindestens 500 Mio CHF beläuft. Die Mehrheitsaktionärin EFG Bank European Financial Group hatte sich dazu verpflichtet, mit insgesamt 271 Mio CHF an der Erhöhung teilzunehmen.
Sollte trotz der Zusage der Hauptaktionärin die Bezugsrechtsemission unter dem angestrebten Ziel bleiben, will die EFG International auf einen «Plan B» zurückgreifen. Die BSI-Verkäuferin BTG Pactual, die unter «Plan A» 52,6 Mio Aktien aus dem genehmigten Kapital erhält, würde dann bis zu 76 Mio Aktien aus dem genehmigten Kapital erhalten. Die Bedingung dabei ist, dass die BTG-Beteiligung an EFG nach Abschluss der Transaktion nicht über 30% liegt.
Aktie sinkt
Am Aktienmarkt liegen die EFG International-Aktien am Freitagnachmittag mit 5,90 CHF (-3,3%) derzeit unter dem minimalen Bezugsrechts-Preis. Analysten zeigten sich am Freitag nicht zuletzt über die schwachen Neugeldzuflüsse im ersten Quartal enttäuscht. Immerhin biete der garantierte Mindestpreis von 6,12 CHF einen gewissen «Anker» und der Kurs werde sich wohl wieder in dieser Region einpendeln, meint ZKB-Analyst Michael Kunz. (awp/mc/ps)