Zürich – Die Privatbank EFG International hat 2022 leicht weniger verdient. Belastet wurde das Ergebnis vom Abschluss eines langjährigen Rechtsstreits mit einem taiwanesischen Versicherer, für den EFG eine Zahlung von 150 Millionen Dollar leistet.
Der Reingewinn (IFRS) ging im Geschäftsjahr 2022 um 1,7 Prozent auf 202,4 Millionen Franken zurück, wie das Vermögensverwaltungsinstitut am Mittwoch mitteilte. Zu den Kosten für die Beilegung des Rechtsstreits kamen auch tiefere Beiträge des zu Investitionszwecken gehaltenen Lebensversicherungsportfolios.
Höhere Dividende
Der «zugrundeliegende» Reingewinn, der diverse Sonderposten ausklammert, verbesserte sich dagegen um 48 Prozent auf 248,7 Millionen Franken. Getrieben wurde er laut EFG von höheren Betriebserträgen dank einem starken Zinsergebnis sowie von einer anhaltenden «Kostendisziplin».
Die Aktionäre sollen nun über eine deutlich erhöhte Dividende davon profitieren. Sie erhalten für das abgelaufene Jahr eine Dividende von 45 Rappen je Titel nach 36 Rappen im Jahr davor.
Tiefere Risikoneigung
Die verwalteten Vermögen lagen per Ende 2022 mit 143,1 Milliarden Franken deutlich unter dem Vorjahreswert von 172,0 Milliarden. Neben dem negativen Einfluss der Finanzmärkte und der Wechselkurse war der Rückgang auf den Verkauf des Anteils an der spanischen Privatbank A&G zurückzuführen.
Die Vermögensverwalterin konnte im vergangenen Jahr noch Netto-Neugelder in Höhe von 4,2 Milliarden Franken anziehen (VJ 8,8 Mrd). Das entsprach 2,4 Prozent der verwalteten Vermögen. Die tiefere Wachstumsrate führt EFG auf die deutlich tiefere Risikoneigung der Kunden in den meisten Regionen aufgrund der schwierigen Marktbedingungen zurück.
Mit den Zahlen hat EFG die Erwartungen von Analysten bei den Gewinnzahlen nicht ganz erfüllt, die Bank zahlt allerdings eine klar höhere Dividende als erwartet. Die verwalteten Vermögen fielen etwas unter den Prognosen aus.
Langjähriges Verfahren abgeschlossen
Im langjährigen Gerichtsverfahren mit der taiwanesischen Versicherungsgesellschaft leistet EFG nun 150 Millionen Dollar an den Konkursverwalter der Versicherungsgesellschaft und an ein Treuhandkonto. Gleichzeitig erwarte der Vermögensverwalter, mehr als 30 Millionen Dollar seiner beim taiwanesischen Gericht hinterlegten Vermögenswerte zurückzuerhalten. Der Vergleich belastet den IFRS-Reingewinn mit 24 Millionen Franken.
Nach der Lösung des Rechtsfalls und der «kontinuierlichen Verringerung des Risikos im Lebensversicherungsportfolio» stellt EFG eine Vereinfachung der Finanzberichterstattung in Aussicht: Ab diesem Jahr wird die Bank keine bereinigten Ergebnisse mehr ausweisen. (awp/mc/ps)