John Williamson, CEO EFG International.
Zürich – Das einschneidende Restrukturierungsprogramm bei der Privatbankengruppe EFG International zeigt Ergebnisse. Dank der Schliessung von rund 20 Geschäftsstellen und einem Abbau von rund 11% der Stellen konnten die Kosten gesenkt werden. Ausserdem konnte die Privatbank den Ertrag dank ihrem Geschäft für grosse Privatkunden deutlich erhöhen.
Der Reingewinn nach IFRS ging gegenüber dem ersten Semester 2011 noch um 5% auf 53,1 Mio CHF zurück, wie die EFG International am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn vor Steuern verbesserte sich dagegen um 21% auf 73,4 Mio. Im Gesamtjahr 2011 hatte die Bank wegen Restrukturierungskosten und Abschreibungen noch einen hohen Konzernverlust von 294,1 Mio ausgewiesen. Nun sei das Restrukturierungsprogramm «weitestgehend abgeschlossen», heisst es in der Mitteilung.
Erwartungsgemäss verlangsamte sich der Neugeldzufluss zur Privatbank im ersten Halbjahr: Dieser betrug noch 1,2 Mrd CHF nach 2,7 Mrd in der Vorjahresperiode. Die ertragsgenerierenden verwalteten Vermögen gingen auf 76,5 Mrd nach 78,4 Mrd per Ende 2011 zurück. Verbessern konnte die EFG International ihre Kapitalposition dank der Umwandlung der Partizipationsscheine und der Umwandlung von Treasury-Shares. Die BIZ-Kapitalquote verbesserte sich auf 15,1% gegenüber 12,9% per Ende Jahr.
Deutlich höhere Bruttomarge
Der von der Bankengruppe erwirtschaftete Betriebsertrag konnte trotz dem weiterhin vorsichtigen Anlageverhalten im «traditionellen Private Banking-Geschäft» um 3% auf 409,1 Mio CHF gesteigert werden. Besonders stark entwickelt habe sich das spezialisierte Geschäft für grosse Privatkunden – vor allem die Strukturierung von Transaktionen im Zusammenhang mit Geschäftsaktivitäten von Kunden. Die Bruttomarge erhöhte sich auf 104 Basispunkte, nachdem sie vor einem Jahr noch bei 95 BP gelegen hatte.
Gewinn klar über Erwartungen
Der Geschäftsaufwand konnte im Semestervergleich um 2% auf 328,4 Mio CHF gesenkt werden. Mit der Neuausrichtung habe die Zahl der Stellen seit September 2011 um 11% abgebaut werden können, die Zahl der Kundenberater (CRO) wurde um 20% reduziert. Das Kosten/Ertrags-Verhältnis konnte auf 79,5% verbessert hatte, nachdem es im gesamten Geschäftsjahr 2011 noch bei 91,6% gelegen hatte. Mit dem ausgewiesenen Zahlenset hat die Bank die Erwartungen der Marktbeobachter vor allem bei den Gewinnzahlen klar geschlagen. Gemäss AWP-Konsens erwarteten die Analysten einen IFRS-Reingewinn von 32,6 Mio CHF. Den Nettoneugeldzufluss sahen die Experten im Schnitt mit 0,9 Mrd etwas tiefer, während sie die verwalteten Vermögen bei 78,1 Mrd und damit etwas höher erwartet hatten.
Restrukturierung im Plan
Mit der Neuausrichtung des Geschäfts wurde die Zahl der Stellen seit September 2011 um 11% abgebaut. Insgesamt werde diese Zahl noch auf 13% ansteigen, so die EFG. Als Ziel hatte Bankengruppe einen Abbau von 10-15% genannt. Nicht eingeschlossen darin ist die vor dem Börsengang stehende EFG Financial Product, welche die Anzahl Stellen um 16% erhöht hat. Gleichzeitig hat die EFG seit September die Zahl der Kundenberater (CRO) um 20% reduziert, was zu einem deutlichen Anstieg der Produktivität führte.
Mit den Massnahmen befindet sich die EFG International nach eigenen Angaben im Plan, um die avisierte Ergebnisverbesserung von 35 Mio CHF zu erreichen. Das Unternehmen bleibe den mittelfristigen Zielen verpflichtet: Diese umfassen ein Nettoneugeld-Wachstum von 5-10% pro Jahr, eine Reduktion des Kosten-Ertrags-Verhältnisses auf unter 75% bis 2014, ein Halten der Bruttomarge auf rund 94 BP sowie ein «starkes zweistelliges Gewinnwachstum» und eine zweistellige Kapitalrendite.
EFG Financial Products «auf Kurs»
Die EFG Financial Products habe im Halbjahr eine starke Leistung erbracht und sei auf Kurs, 2012 den Gewinn erheblich zu steigern, heisst es weiter. Der Börsengang der Gesellschaft werde «abhängig von den Marktbedingungen» noch für das laufende Jahr anvisiert. Die EFG International will dabei ihren Anteil an dem Unternehmen von 57% auf noch 20% reduzieren. (awp/mc/upd/ps)