Märkte trotzen Abstufung des Euro-Rettungsfonds
Klaus Regling, Chef des Krisenfonds EFSF.
Frankfurt am Main – Die Finanzmärkte trotzen der Herabstufung des Rettungsfonds EFSF. Der erwartete Schritt der US-Ratingagentur Standard & Poor’s hielt Anleger am Dienstag nicht davon ab, in den EFSF zu investieren: Bei einer Auktion von Geldmarktpapieren flossen dem europäischen Krisenfonds wie angestrebt 1,5 Milliarden Euro zu, die Zinsen bewegten sich auf einem niedrigen Niveau.
Standard & Poor’s hatte am Montagabend – drei Tage nach dem Rundumschlag gegen neun Euro-Staaten – auch den Rettungsfonds EFSF abgestuft. S&P senkte die Bonität von der Bestnote «AAA» auf «AA+». Die Agentur begründete dies mit dem Verlust der Topbonität von Frankreich und Österreich. Bisher wurde der EFSF von sechs Euroländern mit Bestnote gestützt, jetzt bleiben nur noch Deutschland, die Niederlande, Finnland und Luxemburg. Die Märkte blieben trotzdem gelassen, der neuerliche S&P-Schritt war erwartet worden.
Niedrige Renditen
Versteigert wurden sechsmonatige EFSF-Papiere. Mit 0,266 Prozent lagen die Zinsen sogar auf niedrigerem Niveau als die Rendite der umlaufenden Dreimonatspapiere des EFSF. Die Auktion der in der Vergangenheit nicht immer begehrten EFSF-Schuldverschreibungen war auch hinsichtlich des Kaufinteresses ein voller Erfolg: Die Nachfrage hätte ausgereicht, um das 3,1-fache der Papiere am Markt zu platzieren.
Der Euro machte nach den heftigen Verlusten infolge des S&P-Rundumschlags weiter Boden gut. Der deutsche Leitindex Dax notierte bis zum frühen Nachmittag mehr als eineinhalb Prozent im Plus.
Gute Nachrichten für Spanien
Gute Nachrichten gab es für Spanien: Das Land konnte sich bei einer Geldmarktauktion zu deutlich geringeren Zinsen refinanzieren. Mit einer Versteigerung von Papieren mit Laufzeiten von 12 und 18 Monaten sammelte das spanische Schatzamt nach eigenen Angaben 4,88 Milliarden Euro ein. Am Montag hatte sich bereits Frankreich trotz des «AAA»-Verlustes 8,59 Milliarden Euro frisches Geld an den Finanzmärkten geliehen. Die Zinsen für kurzfristige Geldmarktpapiere sanken sogar im Vergleich zur letzten Versteigerung.
Die Bundesregierung hatte bereits vor der EFSF-Herabstufung betont, dessen Finanzierung sei sicher. Seine Ausstattung müsse nicht vergrössert werden. EFSF-Chef Klaus Regling und Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker beteuerten, der Fonds sei handlungsfähig. «Die Entscheidung von S&P wird die Ausleihkapazität des EFSF von 440 Milliarden Euro nicht verringern.» Der Rettungsfonds verfüge über ausreichend Geld, um die laufenden und geplanten Hilfsprogramme – für Portugal, Irland und Griechenland – zu stemmen.
Fonds hat bei Moody’s und Fitch weiter Bestnote
Der Fonds besitze auch nach dem Verlust der S&P-Bestnote noch die Höchstbewertung der beiden anderen grossen Ratingagenturen Moody’s und Fitch, betonte Juncker. Der luxemburgische Premier wies darauf hin, dass bereits im Sommer der EFSF-Nachfolger ESM am Start sein werde. Aufgrund seines Eigenkapitals hänge er weniger vom Rating der Euro-Staaten ab. Im März würden die Minister entscheiden, ob die geplante Ausstattung von 500 Milliarden Euro für den ESM reiche.
Möglicherweise kommen auf den Fonds künftig aber für das leicht höher eingeschätzte Risiko auch leicht höhere Zinszahlungen an Investoren in EFSF-Anleihen zu. Um das zu verhindern, müsste entweder der Umfang möglicher Hilfskredite reduziert werden, oder die Euro-Länder müssten den Fonds mit höheren Garantien absichern.
Monti will mehr deutsche Hilfe
Italiens Regierungschef Mario Monti forderte beim Schuldenabbau mehr Hilfe von Deutschland und warnte erneut vor einer Anti-Europa-Stimmung. Sollten Deutschland und die anderen Gläubigerstaaten nicht mehr Unterstützung für die Länder an der Peripherie der Eurozone zeigen, könnten die Wähler dort «heftige Gegenbewegungen» anstossen, sagte Monti der «Financial Times» (Dienstag). Die Investoren könnten vor allem durch Eurobonds und eine Stärkung des Rettungsfonds besänftigt werden. Das würde auch die Zinsen für Staatsanleihen drücken. Es sei im eigenen Interesse Deutschlands, sich stärker dafür einzusetzen.
Das für diesen Freitag in Rom geplante Spitzentreffen des italienischen Regierungschefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wird auf Februar verschoben. (awp/mc/pg)