Saint Paul – Die ehemalige Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, hat in einem Radiointerview Zweifel an den wirtschafts- und geldpolitischen Kenntnissen von US-Präsident Donald Trump geäussert. Zudem monierte sie dessen vor allem im vergangenen Jahr häufig zu hörende Kritik an dem Kurs der amerikanischen Zentralbank und ihrem Nachfolger, dem jetzigen Fed-Chef Jerome Powell.
Gefragt danach, ob sie glaube, dass Trump eine Ahnung von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen («Makroökonomik») habe, sagte Yellen: «Nein, tue ich nicht.» Vielmehr sei zu bezweifeln, dass Trump überhaupt wisse, dass die Ziele der Fed maximale Beschäftigung und Preisstabilität seien, sagte Yellen in einem am späten Montagabend veröffentlichten Interview mit dem US-Radiosender «Marketplace».
«Mangelndes Verständnis der Auswirkungen der Fed-Politik»
Trump habe unter anderem über ein Wechselkurs- oder Handelsbilanzziel der Fed gesprochen, um damit seine Handelspläne zu unterstützen. «Kommentare wie diese zeigen ein mangelndes Verständnis der Auswirkungen der Fed-Politik auf die Wirtschaft und die geeigneten geldpolitischen Ziele.»
Yellen monierte auch die Angewohnheit des US-Präsidenten, den geldpolitischen Kurs der Zentralbank öffentlich zu kritisieren. Letztlich könnte dadurch das Vertrauen in die amerikanische Notenbank untergraben werden, sagte die ehemalige Fed-Chefin. Die US-Notenbank ist unabhängig in der Festlegung ihres geldpolitischen Kurses.
Yellen hatte ihren Posten vor etwa einem Jahr nach ihrer ersten Amtszeit geräumt, weil Trump einen neuen Zentralbankchef einsetzen wollte. Seine Wahl fiel auf Powell, der seinerzeit bereits Mitglied im Fed-Direktorium war und die geldpolitische Linie Yellens stets unterstützt hatte. Als Powell den moderaten Straffungskurs Yellens fortsetzte, wurde die Kritik Trumps an Powell und der Fed immer lauter. (awp/mc/ps)