Raoul Weil willigt in Auslieferung an die USA ein
Zürich – Der in Italien festgenommene frühere UBS-Spitzenbanker Raoul Weil stellt sich in den USA einem Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Er hat in seine Auslieferung an die USA eingewilligt.
«Herr Weil hat einer Auslieferung an die USA zugestimmt, weil er immer bereit war, sich diesen Anklagepunkten zu stellen», erklärte sein Anwalt Aaron Marcu von der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer in New York in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters. Er erwarte, dass Weil entlastet werde, wenn er die Gelegenheit habe, seinen Fall vor einem Geschworengericht darzulegen.
Weil soll Amerikaner bei Steuerhinterziehung unterstützt haben
Weil wurde von den US-Behörden 2009 zur Fahndung ausgeschrieben, dies aufgrund des Verdachts, er habe US-Amerikanern bei der Hinterziehung von Steuern geholfen. Er soll gemeinsam mit anderen UBS-Führungskräften rund 17’000 amerikanischen Bankkunden geholfen zu haben, rund 20 Milliarden Dollar am Fiskus vorbeizuschleusen. Dafür drohen dem Banker in den USA bis zu fünf Jahre Haft.
Im Oktober wurde der 54-jährige Schweizer in einem Luxushotel in Bologna verhaftet. Seither wurde er über fünf Wochen lang in einem italienischen Gefängnis festgehalten. Die Richter haben die Anträge seiner Anwälte auf Hausarrest wiederholt abgelehnt.
Für Kunden in den USA verantwortlich
Weil war von 2002 bis 2007 Leiter des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts der UBS und damit auch für die grenzüberschreitende Betreuung von Kunden in den USA verantwortlich. 2007, als Marcel Rohner Peter Wuffli an der Konzernspitze der UBS ablöste, rutschte Weil auf Rohners Position nach und stieg als Chef der ganzen Vermögensverwaltungssparte in die oberste Konzernleitung auf.
Raoul Weil schied aber sehr schnell nach der Anklage in den USA aus. Bei seinem Abgang 2009 erklärte die UBS, Weil verlasse die Bank, um sich ganz auf seinen Gerichtsfall in Florida zu konzentrieren. Nach dem Weggang tauchte Weil unter. Der Banker hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Anwälte halten Vorwürfe für ungerechtfertigt
Auch seine Anwälte betonten, er sei unschuldig und die Vorwürfe gegen ihn seien vollkommen ungerechtfertigt. Zudem kam die Eidg. Finanzmarktaufsicht (Finma) 2009 zum Schluss, dass es bei der UBS zwar Verstösse gegen amerikanisches Recht gegeben habe, dass die oberste Geschäftsleitung der Bank aber keine Kenntnis von gesetzwidrigen Aktivitäten einzelner Mitarbeiter gehabt habe.
Weil ist der bisher höchste Schweizer Banker im Visier der Amerikaner. Diverse Medien mutmassten, dass er nun entweder eine Gefängnisstrafe in Kauf nehmen oder weitere Verantwortliche den US-Behörden verraten müsse. (awp/mc/pg)