Elisabeth Dalucas, CEO Kongress + Kursaal Bern AG
Elisabeth Dalucas, CEO Kongress + Kursaal Bern AG. (Foto: pd)
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Frau Dalucas, seit rund einem Jahr sind Sie neue Generaldirektorin der Kongress + Kursaal Bern AG. Welche persönliche Bilanz ziehen Sie nach ihrem ersten Jahr in Bern?
Elisabeth Dalucas: Die Kursaal-Unternehmungen verfügen über viel Potential, das ich gemeinsam mit engagierten Mitarbeitenden weiter ausbauen möchte.
Als ehemalige Geschäftsführerin des KKL in Luzern, Museums-Direktorin und Kulturbeauftrage der Stadt Schaffhausen waren Sie stark im Kulturbereich engagiert. Was reizt Sie an Ihrer heutigen Aufgabe besonders?
Ich verfüge über langjährige Managementerfahrung im Veranstaltungsgeschäft, sowohl auf Kunden-, als auch auf Venue- und Agenturseite. An meiner heutigen Führungsaufgabe reizt mich daher besonders, eine breite Wertschöpfungskette im MICE-Geschäft verantworten zu können.
Die Kongress + Kursaal Bern AG mit ihren vier Tochtergesellschaften hat das Geschäftsjahr 2014 mit einem leicht höheren Umsatz von 86,3 Mio Franken abgeschossen, der Gruppengewinn ging um 0,5 auf 4,6 Mio Franken zurück. Wie werten Sie das Ergebnis?
Wir stehen in einer Entwicklungsphase: von einem Hospitality-getriebenen zu einem integrierten Veranstaltungs-Zentrum. Das Ergebnis widerspiegelt diesen laufenden Change-Prozess. In dieser Phase suchen wir die Ergebnisse stabil zu halten. Wir gehen aufgrund der Buchungssituation sowie der anstehenden baulichen Erweiterung mit zusätzlichen Eventflächen davon aus, ab 2017 wieder zulegen zu können.
«Wir stehen in einer Entwicklungsphase: von einem Hospitality-getriebenen zu einem integrierten Veranstaltungs-Zentrum.»
Elisabeth Dalucas, CEO Kongress + Kursaal Bern AG
Während die Berner Hotels im vergangenen Jahr einen Logiernächte-Rekord verzeichneten, ging die Zahl der Übernachtungen im Hotel Allegro zurück. Wo sehen Sie die Gründe?
Die Anzahl der Logiernächte ist eine Aussage, der ‚Revenue per available room‘ eine andere. So gesehen konnten wir auch beim Hotel weitgehende Stabilität verzeichnen. Sicher ist aber die Ausgangslage mit der Aufhebung der Euro-Untergrenze seit Januar 2015 eine andere, die für uns wie auch für andere touristische Leistungsträger herausfordernd ist.
Welche Entwicklung war im Gastronomie-Geschäft festzustellen?
Es ist nun auch in Bern ein Trend zu dynamischeren Angeboten in der Eventgastronomie mit einem allgemein tieferen Kostenniveau sichtbar. Business-Kunden wünschen sich flexible Food & Beverage-Leistungen, die im Stehen eingenommen werden können und die dem Networking dienen. In den Restaurationen suchen die Gäste wieder vermehrt Authentizität, den lokalen (Bio)-Bezug sowie ein ehrliches Angebot. Generell geht es immer mehr Richtung Individualität und ‚Customized Events‘.
Das Casino-Geschäft in der Schweiz steht seit Jahren unter Druck. Die rückläufigen Erträge in Bern konnten allerdings mit einem positiven Resultat in Neuenburg ausgeglichen werden. Was läuft in Neuenburg besser als in den meisten anderen Schweizer Casinos?
Die Casino Neuchâtel SA konnte unter der Leitung ihres Direktors, Pascal Passarelli, zulegen, weil sie professionell arbeitet und sich im weiteren Umfeld von Neuchâtel einen guten Ruf gerade auch bei in der Schweiz wohnhaften ausländischen Gästen erworben hat. Die Gruppenstrategie hat sich zudem ausbezahlt, indem eine Teilverlagerung des Gästevolumens von Bern nach Neuchâtel frühzeitig erkannt wurde.
Was können Sie der Abwanderung ins grenznahe Ausland, Lotterien oder Internet-Spielen entgegensetzen?
Als Binnencasino ist das Grand Casino Bern etwas weniger betroffen als grenznahe Betriebe. Und dem Online-Geschäft setzen wir erlebnisreiche Events, Entertainment und prickelnde Ambiance entgegen, was unsere Gäste sehr schätzen. Gleichwohl: ohne ein griffiges Spielbanken-Gesetz und gleiche regulatorische Voraussetzungen für alle Marktteilnehmenden sind die Kräfte ungleich verteilt.
Wie ist das Geschäftsjahr 2015 angelaufen?
In den ersten drei Monaten konnten wir zulegen, sehen uns nun aber zunehmend mit den wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund der Frankenstärke und der politischen Situation in der EU konfrontiert.
Das MICE-Business steht im Zentrum der Weiterentwicklung. Welche Pläne verfolgen Sie?
Als Venue positionieren wir uns im mittleren Segment für 600 bis 1400 Gäste mit integralem Veranstaltungsangebot. Mit der nochmaligen baulichen Erweiterung können wir ab 2017 das Kongresszentrum abrunden und mehrere grössere Veranstaltungen parallel führen sowie die Work-out-Zone für das Hotel zeitgemäss ergänzen.
«Die Frankenstärke trifft besonders die Exportindustrie und damit auch viele unserer Corporate Kunden.»
Viele Unternehmen trifft die Frankenstärke hart. Könnten Ihnen die Sparbemühungen betroffenen Firmen und entsprechend kleine MICE-Budgets nicht einen Strich durch die Rechnung machen?
Die Frankenstärke trifft besonders die Exportindustrie und damit auch viele unserer Corporate Kunden, die verständlicherweise auch für Buchungen im Kursaal Bern zurückhaltend agieren. Gleichzeitig vereinbaren wir gezielt partnerschaftliche Lösungen und bieten entsprechend attraktive Konditionen für Mehrjahresverträge an. Für Veranstaltungen in den Meeting-Räumen haben wir die Preise neu in Packages gebündelt und schaffen damit vergleichsweise günstige All-in-Alternativen.
In der Nähe des Kursaals entsteht mit WankdorfCity ein Quartier mit zahlreichen Dienstleistungsunternehmen verschiedenster Branchen und ein Arbeitsort für mehr als 5000 Menschen. In welchem Umfang kann die Kongress + Kursaal Bern AG davon profitieren?
Sofern die Unternehmen noch nicht Kunden des Kursaal Bern sind, ergeben sich selbstverständlich neue Chancen, sowohl im Event- wie auch im Hospitality-Geschäft. Und für die 5000 werktätigen Menschen bietet das Grand Casino Bern verlockendes Entertainment kombiniert mit kulinarischen Highlights in den Kursaal-Restaurants.
Auch ein Hotel soll in WankdorfCity gebaut werden. Die Kursaal-Gruppe wurde dabei auch schon als mögliche Betreiberin genannt. Können Sie uns mehr dazu sagen?
Es ist grundsätzlich wünschenswert, dass weitere Hotelzimmer für Business-Gäste in Bern entstehen, weil dies die Position Berns im internationalen Kongress-Wettbewerb stärkt. In diesem Sinne steht die Kursaal-Gruppe auch im Gespräch mit der Mobiliar als Investorin dieses zukunftsgerichteten Projektes.
Frau Dalucas, wir bedanken uns für das Interview.
Zur Person:
Seit Juni 2014 ist Elisabeth Dalucas (*1961) CEO der Kongress + Kursaal Bern AG, davor hat sie das KKL Luzern in den Erfolg geführt. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Dienstleistungs-Marketing und hat verschiedene Führungspositionen im Veranstaltungs- und Ausstellungsgeschäft bekleidet. Elisabeth Dalucas hat an der Universität St. Gallen HSG promoviert sowie ein Executive MBA abgeschlossen. Eine Leadership-Ausbildung in Hamburg sowie ein geisteswissenschaftliches Studium in Zürich, Berlin und Florenz runden ihr Profil ab.