Julien Marcilly, Head of Country Risk bei Coface. (Foto: Coface)
Paris / Lausanne – Die asiatischen Volkswirtschaften haben den Doppelschlag der globalen Krise 2008/2009 und der Staatsschuldenkrise in der Eurozone gut überstanden. Dies verdanken sie vor allem der dynamischen Nachfrage der privaten Haushalte. So hat sich zum Beispiel der Pro-Kopf-Verbrauch in China seit 1995 verdreifacht und in Indien sogar mehr als verdoppelt. Der Aufholeffekt in den asiatischen Schwellenländern wird langfristig anhalten und von der wachsenden Mittelschicht getrieben. Das Haushaltseinkommen steigt weiter, begünstigt durch das anhaltende BIP-Wachstum und politische MaSSnahmen, den Konsum zu fördern. Auch die alternde Bevölkerung und rasante Urbanisierung tragen zu dieser Entwicklung bei.
Die Coface-Experten identifizieren drei Schlüsselbranchen, die in den kommenden Jahren vor allem von der steigenden Nachfrage der Mittelschicht profitieren:
- Automobil, aufgrund steigender Nachfrage in Asien;
- Hochwertige Konsumgüter, getrieben von der Vorliebe der Chinesen für Luxusmarken;
- Tourismus, aufgrund der vielen Chinesen, die andere Länder der Region bereisen.
Malaysia, Südkorea, Singapur und Thailand: private Schulden so hoch wie in den USA zum Zeitpunkt der Subprime-Krise
Die wirtschaftliche Entwicklung der asiatischen Schwellenländer stützt sich vor allem auf den Konsumboom. Ermöglicht wird dieser unter anderem aufgrund des erleichterten Zugangs zu Bankkrediten. Eine starke Verschuldung der privaten Haushalte könnte indes mittelfristig einen negativen Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung haben. Die Coface-Experten sehen dabei vier Länder am stärksten gefährdet: 2012 betrugen die Schulden in Relation zum verfügbaren Haushaltseinkommen in Malaysia 194 Prozent, in Südkorea 166 Prozent, in Singapur 134 Prozent und in Thailand 112 Prozent. Zum Vergleich: In den USA betrug die Quote im Jahr 2008, als die Subprime-Krise begann, 130 Prozent. Das bedeutet: Der Schuldendienst ist in den vier asiatischen Ländern teilweise höher als 2008 in den USA. Und er ist sogar höher als 2012 in Spanien, wo die Rezession vor allem durch die hohe Schuldenlast entstand.
In Südkorea ist die Situation riskanter als in Malaysia, Singapur und Thailand, denn hier bildet die Schuldenstruktur einen zusätzlichen Risikofaktor. Der Anteil südkoreanischer Hypotheken mit variablen Zinssätzen erreicht aktuell 55 Prozent – in den USA waren es 2009 lediglich 10 Prozent.
Die durch eine allzu freizügige Kreditvergabe verursachte hohe Verschuldung kann mittelfristig dazu führen, dass Kapitalabflüsse asiatische Länder angesichts ihrer volatilen externen Finanzierung noch stärker belasten. Als Folge könnte ein plötzlicher Verfall der Wechselkurse drohen, wie er bereits im Sommer 2013 zu beobachten war.
„Die Parallelen zur Situation der US-Haushalte während der Krise 2008 bedeuten nicht zwangsläufig eine drohende Krise gleichen AusmaSSes in Asien. Eine Beruhigung des privaten Konsums in den nächsten Jahren erscheint dennoch notwendig. Um den Risiken aus der Überschuldung der Haushalte für die Wirtschaft und den Bankensektor zu begegnen, müssen die Regierungen VorsorgemaSSnahmen treffen: Dazu gehört zum Beispiel eine restriktivere Geldpolitik und stärkere Regulierung“, sagt Julien Marcilly, Head of Country Risk bei Coface. (Coface/mc/ps)
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