Der Himmel über der UBS bleibt verhangen.
Bern – Nach der erneuten Millionenbusse der UBS zeigen sich die Zeitungskommentatoren «fassungslos» und entrüstet über die Verfehlungen einzelner Banker der Devisenabteilung. Scharf kritisiert wird die Kultur bei der Grossbank – besonders im Investmentbanking.
«Fassungslos» mache einen die publik gewordenen Verfehlungen bei der UBS, schreibt der Kommentator von «Tages-Anzeiger» und «Bund» am Donnerstag. Es sei «jahrelang alles falsch gelaufen, was falsch laufen konnte». «Wir blicken in die Abgründe einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Unternehmenskultur.»
Inwieweit die von der UBS-Führung immer wieder betonte neue Firmenkultur wirklich Tatsache sei, sei «eine offene Frage». Da die UBS eine «Wiederholungstäterin» sei, falle es auch schwer, ihr einen Vertrauensvorschuss einzuräumen.
Einen halben Schritt über die Grenze
Ähnlich sieht es auch der Kommentator der «Neuen Zürcher Zeitung». In vielen Investmentbanking-Abteilung herrsche eine Kultur vor, «die es für jeden Händler attraktiv macht, bis an die Grenze des Legalen oder eben gar einen halben Schritt darüber hinaus zu gehen». Er spricht dabei die Bonuszahlungen an, die bis zum Siebenfachen des Basissalärs betragen hätten.
Die Kultur bei der UBS lasse sich offensichtlich nicht so rasch ändern. «Die UBS darf sich keine weiteren ‹Unfälle› leisten. Ihre Reputation hat schon genug Schaden genommen.»
Aus Sicht der Kommentatorin der Westschweizer Zeitung «Le Temps» ist es höchst zweifelhaft, dass die Finanzmarktaufsicht (FINMA) mit den ergriffenen Massnahmen etwas am bonusgetriebenen Verhalten und der Kultur der Banker ändern kann. «Die Geschichte kann sich wiederholen.»
Zweifel am verkündeten Wandel
Die Banken schafften es spielend, «nach jedem unappetitlichen Skandal beim nächsten noch eine Schippe nachzulegen», schreibt der Kommentator der «Neuen Luzerner Zeitung». Er fühle sich bei den Schilderungen an «einen zwielichtigen Schenkkreis» erinnert.
Auch er lässt Zweifel am verkündeten Wandel durchblicken. «Die von den Spitzenleuten vorgetragenen Beschwörungen neuer Unternehmenskulturen klingen hohl und kraftlos nach.» Den Schaden trage die Mehrheit der korrekt arbeitenden Angestellten und die Finanzbranche als Ganze.
«Unbelehrbarkeit» schadet der Branche
«Schaffen es einzelne Banker nicht, selbst aus gravierenden Fehlern Lehren zu ziehen?», fragt sich der Kommentator der «Berner Zeitung» und des «Landboten». «Das Festhalten an solch krummen Geschäften bringt eine ganze Branche in Verruf.»
Unter dieser «Unbelehrbarkeit» leide die ganze Finanzindustrie, inklusive aller Bankangestellten, die sich korrekt verhielten, schreibt der Kommentator und verweist auf politische Bestrebungen, die Bankenregulierung weiter zu verschärfen.
Ein schlechtes Licht wirft die jüngste Affäre aus Sicht des Kommentators der «Nordwestschweiz» auf die noch heute amtierende Führung um Konzernchef Sergio Ermotti und Verwaltungsratspräsident Axel Weber: «Alle drei waren zu diesem Zeitpunkt bereits im Amt.»
Es gebe indes auch «positive Zeichen». Die Aufarbeitung werde selbst von der FINMA gelobt. Ebenfalls positiv sei, dass die Aktie steige und der Markt damit offenbar davon ausgehe, dass die Bank sich «auf dem Weg zur Besserung» befinde.
«Zocker»-Kultur aus dem angelsächsischen Raum
«Schon wieder die UBS», schreibt der Kommentator im «Blick». Die UBS stecke als Bank in einem Dilemma: «Ohne Risiken einzugehen, gibt es in diesem Geschäft kaum Gewinne.» Doch: «Diese Zocker-Kultur, die aus dem angelsächsischen Investmentbanking stammt, passt nicht zu einer Schweizer Bank.» Das Geschäft müsse sauber betrieben werden. «Wenn es nicht geht, braucht es einen harten Schritt.» (awp/mc/ps)