Ermittlungen gegen Santander-Chef Botín
Banco Santander-Präsident Emilio Botín.
Madrid – Die spanische Justiz ermittelt gegen den Chef der Grossbank Banco Santander, Emilio Botín, wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Wie am Donnerstag aus Justizkreisen verlautete, liess der Nationale Gerichtshof eine Klage der Sonderstaatsanwaltschaft für Korruptionsdelikte gegen Botín, dessen Bruder Jaime und mehrere Söhne zu.
Die französischen Steuerbehörden hatten Spanien im Mai 2010 darüber informiert, dass der Bankier und seine Angehörigen auf einer Liste von Kunden einer Schweizer Bank standen, die ihre Guthaben in der Alpenrepublik bei der Steuer nicht deklariert haben sollen. Das spanische Finanzamt forderte daraufhin Botín und dessen Angehörige auf, Belege für ihre Zahlungen an das Finanzamt vorzulegen. Dies sei auch geschehen, hiess es.
Erbe der Familie
Die Familie des Bankiers wies am Donnerstag darauf hin, dass es sich bei dem Vermögen in der Schweiz um ein Erbe der Familie handele. Emilios Vater sei 1936 nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Spanien in die Alpenrepublik geflüchtet und habe Teile des Familienbesitzes dorthin transferiert. Emilio und Jaime Botín hätten das Erbe im vorigen Jahr versteuert und 200 Millionen Euro gezahlt, teilte die Familie mit.
Klagegesuch soll Verjährung verhindern
Die spanischen Finanzbehörden hatten sich aufgrund der vorgelegten Belege nicht in der Lage gesehen festzustellen, ob die Angaben des Bankiers vollständig und wahrheitsgemäss waren. Sie schalteten daraufhin die Staatsanwaltschaft ein. Diese legte ein Klagegesuch vor, um zu verhindern, dass die Angelegenheit verjährt. Wenn sich herausstellen sollte, dass der Bankier die Guthaben komplett versteuert habe, werde der Fall zu den Akten gelegt, betonte die Anklagebehörde. Botín war im April 2005 von einem Gericht von dem Vorwurf freigesprochen worden, ehemaligen Mitarbeitern unrechtmässige Abfindungen gezahlt zu haben. (awp/mc/upd/ss)