Britische Banken müssen reformieren – aber langsam
Schatzkanzler George Osborne.
London – Die britischen Banken müssen sich einer teuren Reform unterziehen und ihr ertragreiches, aber gefährliches Investmentbanking stärker vom Privatkundengeschäft trennen. Dies empfiehlt eine von der Regierung eingesetzte Kommission unabhängiger Bankenexperten (ICB), deren Abschlussbericht am Montag in London vorgelegt wurde. Die Regierung will sich an diese Empfehlungen halten. Allerdings haben die Banken bis zum Jahr 2019 für die Umsetzung der Vorgaben Zeit. Kritiker vermuten, dass die Regelungen bis dahin wieder aufgeweicht werden könnten.
Die volle Umsetzung der Pläne würde den britischen Bankensektor laut Bericht jährlich bis zu sieben Milliarden Pfund kosten. Schatzkanzler George Osborne bezeichnete den Bericht als beeindruckenden Schritt hin zu einem neuen Bankensystem in Grossbritannien. Er wolle sich an die Vorgaben halten. Die Dienstleistungsgewerkschaft Unite verurteilte die Pläne: Die überfällige Reform werde wegen der Frist bis 2019 auf die lange Bank geschoben.
Trennung von Einlagengeschäft und Investmentbanking
Der Bericht sieht vor, dass nur noch Banken, die Einlagengeschäft und Investmentbanking klar trennen, überhaupt für Privatkundengeschäfte zugelassen werden dürfen. Investmentarm und Einlagenarm müssen unabhängige Vorstände haben. Die Aktien der Royal Bank of Scotland (RBS), der Lloyds Banking Group, von Barclays sowie von HSBC Holdings schlugen sich in Folge dessen mit grösstenteils moderaten Kursverlusten besser als der Bankensektor insgesamt und auch besser als der britische Leitindex FTSE 100. Die Titel der teilverstaatlichten Banken Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds Banking Group fielen um bis zu vier Prozent, ebenso wie die von Barclays. Die Papiere von HSBC Holdings sanken um zwei Prozent. (awp/mc/ps)