ETFs erzielen im Corona-Jahr 2020 Rekordzuflüsse

ETFs erzielen im Corona-Jahr 2020 Rekordzuflüsse
(Adobe Stock)

Zürich – Für die Branche börsennotierter Fonds (ETFs) geht das Jahr 2020 ins Rekordbuch ein. Mit Zuflüssen von 756 Milliarden US-Dollar hat die Branche das stärkste Jahr ihrer Geschichte erlebt – und das trotz Corona und der damit verbundenen Achterbahnfahrt an den Börsen.

Für die ETF-Branche sei das vergangene Jahr eine Art Lackmus-Test gewesen, war bereits im Jahresverlauf immer wieder von Experten zu hören. «Ein Highlight war, wie gut sich ETFs in der volatilsten Phase zu Beginn der Pandemie entwickelt haben», erklärt Nima Pouyan von Invesco. «Zuvor hatten einige Kritiker behauptet, dass ETFs unter solch extremen Bedingungen versagen würden. Die Tatsache, dass ETFs nicht nur standhielten, sondern sogar besser abschnitten als viele andere Anlageformen, stärkte das Vertrauen der Anleger.»

Beim Blick auf die Zuflüsse stachen zwei Anlagekategorien besonders hervor: Aktien und Rohstoffe, fasst Ed Gordon die Entwicklungen 2020 im Gespräch mit AWP zusammen. «Das Lieblingsthema der Investoren war allerdings über das ganze Jahr hinweg Nachhaltigkeit (ESG)», fügt der Experte vom ETF-Anbieter iShares hinzu.

Diesen Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit haben auch viele andere Branchenbeobachter gemacht. Laut Pascal Mischler von GSAM floss knapp die Hälfte der ETF-Mittelzuflüsse in ESG-Produkte und circa 70 Prozent aller in 2020 neu aufgelegten ETFs beinhalten ESG-Prinzipien.

2020 Jahr der Trendwechsel
Derweil zeichnet sich für Gilles Boitel von der DWS das Anlagejahr 2020 durch seine Trendwechsel aus. «Im ersten Halbjahr kamen die Top-Kategorien der ETF-Investoren aus dem Anleihebereich, während das Bild im zweiten Halbjahr ein ganz anderes war.» So seien speziell im vierten Quartal Aktien-ETFs sehr gefragt gewesen.

Neben Nachhaltigkeit gehörte aber auch Gold zu den heissen Anlage-Themen 2020. Gold habe eine Rendite von 23 Prozent abgeworfen, womit es zu den Top-Anlagen gehöre, rechnet Nima Pouyan von Invesco vor.

Die Branchen-Beobachter haben aber noch einen weiteren Schwerpunkt bei den Anlegern im vergangenen Jahr ausgemacht: China. Hier waren laut Gordon von iShares sowohl Obligationen- als auch Aktien-ETFs gefragt. «Die Wachstumsprognosen für China gehören zu den besten», erklärt der Experte. Auf Obligationen-Seite dürfte die Zinsdifferenz Investoren angelockt haben.

Auch für 2021 sagen Ökonomen China ein starkes Wachstum voraus, so dass ETFs mit China-Bezug auch 2021 eine wichtige Rolle spielen dürften.

2021 weiter volatil
Ansonsten gehen die meisten Beobachter unterschiedlich in das neue Jahr. So erwartet beispielsweise Marco Strohmeier von Amundi, dass «2021 ein volatiles Jahr sein wird – mit Phasen des Wachstums, die im Zusammenhang mit einem Wiederaufflammen von Corona unterbrochen werden.» Daher gehe er nicht von einer sofortigen und homogenen, sondern von einer mehrphasigen und mehrjährigen Erholung aus.

Boitel von der DWS betont, dass für 2021 überwiegend eine Wirtschaftserholung erwartet werde, was für Aktien-ETFs spreche. «Jedoch gibt es weiterhin Unsicherheiten, wie die immer noch hohen Corona-Infektionszahlen in Europa und den USA oder auch die fiskalpolitische Ausrichtung der neuen US-Regierung. Hier werden sich ETF-Investoren alle Optionen offen lassen, auch kurzfristig umzuschichten.»

An ESG führt kein Weg vorbei
Einig sind sich die ETF-Experten allerdings in der Einschätzung zum Thema Nachhaltigkeit. Hier rechnen sie durch die Bank damit, dass ESG auch 2021 eines der beherrschenden Themen bleiben werde. Allerdings dürften die Investoren laut Andreas Zingg von Vanguard etwas selektiver in ihrer Auswahl werden. Immerhin hätten sich Investoren in den vergangenen Jahren verstärkt mit dieser Thematik beschäftigt, ergänzt der DWS-Experte Boitel.

Derweil hat Thiemo Storz von WisdomTree beobachtet, dass Investoren immer anspruchsvoller werden, wenn es darum geht, Wachstumschancen in den Märkten zu identifizieren. Vor diesem Hintergrund sei es verständlich, dass thematische ETFs verstärkt in den Fokus rücken. «Wir glauben, dass die jüngste Stärke technologiebezogener Themen kein vorübergehendes Phänomen ist, sondern vielmehr ein langfristiger Trend, der gerade an Fahrt aufnimmt.» (awp/mc/pg)

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