EU hat weiter Bedenken wegen Mega-Börsenfusion

EU hat weiter Bedenken wegen Mega-Börsenfusion
Joaquín Almunia

EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia.

Frankfurt am Main – Die Bedenken der EU gegen die Fusion von Deutscher Börse und NYSE Euronext sind Kreisen zufolge nicht ausgeräumt. Ein weiteres Treffen mit Wettbewerbshütern in Brüssel brachte am Mittwoch keinen Durchbruch, wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Donnerstag von informierten Quellen erfuhr. Da die Stimmung unverändert sei, dürften die direkten Gespräche der Unternehmen mit EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia und den Kommissionsmitgliedern nun intensiviert werden.

Das auf Messers Schneide stehende Fusionsvorhaben gewinne nun zunehmend politisch an Bedeutung. «Zwar gibt die EU eine Empfehlung ab, aber letztlich fällen die 27 Kommissare unabhängig davon ein Urteil und da dürften auch die Interessen der einzelnen Länder eine Rolle spielen», hiess es aus einer der Quellen. Die Deutsche Börse wollte weder das Treffen noch die Aussagen zur Stimmung kommentieren. An den unterschiedlichen Positionen zum europäischen Derivatemarkt hat sich dem Vernehmen nach zwischen den zwei Börsen und der EU-Kommission trotz der in der vorvergangenen Woche gemachten Zugeständnisse nichts Wesentliches geändert.

Analysten längst skeptisch geworden
Die Aktie reagierte auf diese Nachrichten im freundlichen Gesamtmarkt mit einem Verlust von rund 0,5 Prozent. Ein Händler etwa sagte: «Zwar hat der Markt schon einen Grossteil der Risiken eines Scheiterns eingepreist, trotzdem belasten die erneuten Spekulationen den Aktienkurs etwas.» Analysten sind längst skeptisch geworden und rechnen wegen der unverminderten Härte der EU nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent, dass der Zusammenschluss noch zustande kommt.

Zugeständnisse aufgestockt
Die Börsenbetreiber hatten ihre Zugeständnissen zuletzt aufgestockt. Unter anderem boten sie an, das europäische Geschäft der zur NYSE gehörenden Tochter-Börse Liffe mit Derivaten auf Einzelaktien abzugeben. Der Käufer des Geschäftsbereichs soll zugleich die Möglichkeit bekommen, das Verrechnungs- und Abwicklungssystem Eurex-Clearing zu nutzen. Unter anderem können Wettbewerber, die Zinsderivate einführen wollen, eine Lizenz für das Eurex-Handelssystem der Deutschen Börse bekommen. Zusätzlich boten die Unternehmen am Mittwoch an, die Standardgebühren für europäische Derivatekontrakte über einen Zeitraum von drei Jahren konstant zu lassen.

Widerstand auch von anderer Seite
Während der EU und den Wettbewerbern die Zugeständnisse der Börsen wohl nicht weit genug gehen, um dem Zusammenschluss zur weltgrössten Börse zustimmen zu können, regt sich auch von anderer Seite Widerstand. So berichtet die niederländische Zeitung «Het Financieele Dagblad» am Donnerstag aus Kreisen, dass das Parlament des Landes erwäge, den Verkauf des Amsterdamer Derivategeschäfts zu blockieren, das die Börsen als Teil des Pakets abzugeben bereit sind.

Entscheidung des US-Justizministeriums in Kürze erwartet
Am Mittwoch hatte zudem der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch erneut betont, dass – börsenrechtlich gesehen – die von den beiden Marktbetreibern vorgelegten Fusionsvorschläge bislang nicht für eine Zustimmung der hessischen Börsenaufsicht ausreichten. Seine Behörde entscheidet über die Fusion nach der EU-Kommission, die laut Almunia Ende Januar, Anfang Februar ihr Urteil fällen wird. Spätestens bis zum 9. Februar müssen die EU-Kommissare für oder gegen die Fusion stimmen. In Kürze wird zudem die Entscheidung des US-Justizministeriums über die Fusion erwartet. (awp/mc/ps)

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