Bankenstresstests prüfen Widerstandsfähigkeit von Kreditinstituten unter Krisenbedingungen.
Brüssel – Die Finanzminister der 27 EU-Staaten kommen an diesem Dienstag in Brüssel zusammen, um eine gemeinsame Strategie zur Absicherung der europäischen Bankenbranche zu beraten. Der Finanzsektor steht vor grossen Herausforderungen, da am Ende der Woche die Ergebnisse neuer Stresstests für 91 Geldhäuser veröffentlicht werden.
Die Ressortchefs wollen Leitlinien für Durchfaller vereinbaren, um neue Pleiten in der Branche nach Bekanntgabe der Ergebnisse zu verhindern. Die finanzielle Stabilität im gemeinsamen Währungsgebiet ist derzeit die Hauptsorge der europäischen Kassenhüter. Bereits am Vortag debattierten die Ressortchefs der Eurozone acht Stunden lang über ein neues Rettungspaket für Griechenland. Entscheidungen dazu sollen in Kürze fallen. Die Euro-Minister beschlossen auch, im Kampf gegen eine Ausbreitung der griechischen Krise auf Länder wie Italien oder Spanien den Rettungsfonds für klamme Eurostaaten (EFSF) zu stärken.
EU will EFSF-Garantien ausweiten
Die Laufzeiten von Krediten sollen verlängert werden und die Zinsen sinken. Wenn nötig, könnten Schuldensünder mit Vermögenswerten haften – damit kommt die Eurozone finnischen Forderungen nach. EU-Währungskommissar Olli Rehn schloss nicht aus, dass der EFSF-Fonds künftig auch Staatsanleihen von Privatgläubigern kaufen oder Schuldenländern den Rückkauf eigener Anleihen ermöglichen könnte. Bisher ist das nicht möglich. «Wir schliessen keine Option aus», sagte der Finne. Die Europäer hatten erst vor einigen Wochen beschlossen, die Garantien für diesen Fonds auf 780 Milliarden Euro auszuweiten. Offen blieb in der Erklärung, ob dieser Betrag weiter steigen könnte.
120 Milliarden für Griechenland?
Die Summe für ein neues Rettungspaket für Griechenland steht noch nicht fest. Laut Spekulationen sollen es bis zu 120 Milliarden Euro sein. Die Bedingungen für Griechenland sollen erleichtert werden, so werden die Kosten zum Bedienen der Staatsschuld sinken. Bei den Bankenstresstests wird die Widerstandsfähigkeit von Kreditinstituten unter Krisenbedingungen geprüft. In einer ersten Runde waren im vergangenen Jahr sieben Geldhäuser gescheitert, darunter die deutsche Hypo Real Estate (HRE).
Portugiesische Banken bestehen offenbar Stresstest
Die portugiesischen Banken haben nach Medienberichten den Stresstest der europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA bestanden. Das berichtete die gewöhnlich gut informierte portugiesische Wirtschaftszeitung «Diario Económico» am Dienstag unter Berufung auf «verschiedene Quellen des Finanzsystems» in Lissabon. Die vier getesteten Geldhäuser CGD, BCP, BES und BPI hätten alle eine Kapitalausstattung, die nach den – bei diesem zweiten Test verschärften – Kriterien der EBA solide genug sei, hiess es.
Schäuble sieht Deutschland gut für Stresstests bei Banken gerüstet
Deutschland ist nach Ansicht von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gut für die Stresstests bei Banken gerüstet. Unmittelbar vor Bekanntgabe der Ergebnisse an diesem Freitag (15.) sieht der Minister keine Probleme für den deutschen Bankensektor, selbst wenn ein Institut durchfallen sollte. «Deutschland ist darauf gut vorbereitet, weil wir mit dem Banken-Restrukturierungsgesetz entsprechende Vorbereitungen getroffen haben», sagte Schäuble am Dienstag beim Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel. Die Europäische Bankenaufsicht EBA habe Deutschland dafür ausdrücklich gelobt. Über die Ergebnisse sagte der Minister nichts. Nach Angaben von EU-Diplomaten haben alle 13 deutsche Banken diese zweite Runde der Stresstests bestanden. (awp/mc/ss/upd/ps)