London – Den europäischen Banken und den Märkten bleibt in diesem Jahr der stark umstrittene europaweite Stresstest erspart. Eigentlich wollte die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) die Kreditinstitute in der zweiten Hälfte des Jahres erneut genauer unter die Lupe nehmen. Da es derzeit europaweit stark unterschiedliche Ansätze zur Bewertung zu den Bankvermögen gebe, sei dies derzeit nicht sinnvoll möglich, teilte die EBA am Donnerstagabend in London mit. Die beiden bisherigen Stresstests in den Jahren 2010 und 2011 waren ein Flop. Mit einem neuen Test will die Behörde warten, bis sich die Gesetzgeber auf die genauen Regeln für die künftige Bankenaufsicht geeinigt haben.
Dabei soll vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) eine stärkere Rolle spielen. Diese soll in Zukunft nach dem Willen vieler Länder die Oberaufsicht über die wichtigsten Banken der Eurozone bekommen. Noch müssen dafür aber die Gesetze verabschiedet und die Details festgezurrt werden. Die EZB will zudem die Qualität der Banken-Vermögenswerte genau prüfen. Dazu muss sie sich mit den nationalen Aufsehern wie etwa in Deutschland der Bafin und der Bundesbank abstimmen. Und die EZB und die nationalen Behörden müssen entsprechende Richtlinien erlassen. Die EBA peilt den nächsten Stresstest nun für das Jahr 2014 an. Vorher sei ein Test nicht sinnvoll.
EBA spielt auf Nummer sicher
Die junge Behörde geht damit auf Nummer sicher und will sich nicht noch mehr zwischen den Machtansprüchen der nationalen Aufseher und der EZB zerreiben. Die Aufseher der EBA um deren Chef Andrea Enria hatten in den vergangenen Jahren immer wieder eine unglückliche Rolle gespielt.
Bisherige Stresstests in der Kritik
So wurden die Stresstests in den Jahren 2010 und 2011 stark kritisiert. Vor allem in Deutschland standen beide wegen der Methodik und der Veröffentlichung der Daten massiv im Kreuzfeuer der Kritik. Zudem verfehlten die von der EBA initiierten Stresstests ihre erhoffte Wirkung, die Finanzmärkte zu beruhigen oder die Probleme von Banken frühzeitig aufzudecken. So blieben zum Beispiel die riesigen Kapitallücken einiger Institute in Irland, Spanien und Zypern unentdeckt. (awp/mc/ps)