Ex-UBS-Mann Carsten Kengeter wird 2015 Chef der Deutschen Börse
Carsten Kengeter wird Reto Francioni an der Spitze der Deutschen Börse beerben.
Frankfurt – Wechsel an der Spitze der Deutschen Börse AG: Börsen-Chef Reto Francioni wird Mitte 2015 nach fast zehn Jahren im Amt abtreten, wie der Börsenbetreiber am Montag in Frankfurt mitteilte. Nach der Hauptversammlung am 13. Mai werde der Schweizer sein Amt als Vorstandsvorsitzender an seinen designierten Nachfolger Carsten Kengeter übergeben. Francioni wird im August 60 Jahre alt – damit hat er die Altersgrenze für den Chefposten erreicht, eine Verlängerung wäre nicht mehr möglich. Die Aktie lag am Nachmittag mit 0,2 Prozent im Minus und schlug sich damit etwas besser als der Dax.
Der 47 Jahre alte Kapitalmarktexperte Kengeter soll den Vorstandsvorsitz mit Wirkung zum 1. Juni 2015 übernehmen. Der frühere oberste Investmentbanker der Schweizer Grossbank UBS soll spätestens zum April 2015 in den Vorstand berufen werden. Das beschloss der Aufsichtsrat der Deutschen Börse am Montag.
Weitere Personalie
«Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir damit den gewaltigen und teilweise grundsätzlichen Wandel von Kapitalmärkten und Börsen meistern und die Deutsche Börse AG weiterhin erfolgreich und global entwickeln können», sagte Kengeter laut Mitteilung.
Gleichzeitig folgte der derzeitige Vize-Vorstandsvorsitzende Andreas Preuss der Bitte, sein Mandat bis zum 31. Mai 2018 zu verlängern. «Damit sichern wir auch in einem wesentlichen Bereich der Deutsche Börse AG die personelle Kontinuität», sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Faber.
Seit 2005 an der Spitze
Der aus der Schweiz stammende Francioni führt den Dax -Konzern seit November 2005, sein Vertrag war 2012 bis Ende Oktober 2016 verlängert worden. Zuletzt hatte es jedoch Gerüchte gegeben, dass Francioni vorzeitig gehen könnte. «Alles hat einmal ein Ende, auch wenn es mir nicht leicht fällt, diesen Schritt zu tun. Aber ich bin davon überzeugt, dass er richtig ist und dass auch der Zeitpunkt ein guter ist», sagte Francioni.
Faber bescheinigte Francioni, er habe die Deutsche Börse «nicht nur durch schwierige und sehr schwierige Zeiten sicher gesteuert, er hat das Unternehmen auch auf der Erfolgsspur gehalten und immer wieder neue, wichtige Impulse gegeben».
Fusion mit NYSE misslang
Sein vielleicht wichtigstes Projekt aber misslang: die Fusion mit der New Yorker NYSE Euronext zur weltgrössten Börse. Allerdings lastete Francioni das Scheitern Anfang 2012 nicht sich selbst an, sondern den Wettbewerbshütern: «Wir haben keine Fehler gemacht, wir sind erst von Brüssel gestoppt worden.»
Der designierte Francioni-Nachfolger Kengeter wurde 1967 in Heilbronn geboren. Der Betriebswirt kann nach Angaben der Börse auf eine lange Erfahrung in den internationalen Finanzmärkten zurückblicken: «Seine Kenntnisse der Kapitalmärkte Asiens, Europas und Amerikas und der verschiedenen Regulatoren, sein Umgang mit neuer Finanztechnologie sowie seine Führungserfahrung machen ihn zu einem bestens geeigneten Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Börse AG.»
Werdegang des Nachfolgers
Als Partner bei Goldman, Sachs & Co verantwortete Kengeter zwölf Jahre lang verschiedene Bereiche in der Abteilung Renten, Währungen und Rohstoffe, von 2005 bis 2008 war er Co-Leiter für das asiatische Handelsgeschäft der Bank. Ende 2008 übernahm er bei der UBS den Bereich Zinsen, Währungen und Rohstoffe.
Anfang 2009 wurde er Co-Vorstandschef der UBS Investmentbank, von 2010 bis 2012 war er deren Chef. Mitte 2013 verliess er die UBS. Seither engangiere er sich als Gast-Professor an der London School of Economics. Die Deutsche Börse AG kenne Kengeter aus Kunden- und Handelsperspektive, derzeit gehört er dem Unternehmen aber noch nicht an. (awp/mc/upd/ps)