Bern – Der ehemalige UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel ist tot. Der Basler Ex-Banker starb in der Nacht auf Sonntag im Alter von 70 Jahren an Krebs. Ospel war der erste Konzernchef der UBS und von 2001 bis 2008 deren Verwaltungsratspräsident.
Hanspeter Hammel alias «Minu», ein enger Freund Ospels, bestätigte den Todesfall gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Hammel erhielt die Information von Ospels Witwe Adriana Ospel-Bodmer.
Immer wieder geriet Ospel ins Fadenkreuz der Kritik, sei es als es um seine Rolle beim Zusammenbruch der Fluggesellschaft Swissair ging, sei es wegen seiner üppigen Lohnbezüge. Die Fehlspekulationen mit US-Ramschhypotheken kosten UBS-Präsident Marcel Ospel 2008 den Posten.
Ospel prägte Fusion
Der Mann aus bescheidenen Verhältnissen hatte sich an die Spitze der Grossbank hinaufgearbeitet. Ospel, am 8. Februar 1950 in Basel geboren, stieg 1977 beim Schweizerischen Bankverein (SBV) ein und war dem Haus nur während drei Jahren zwischen 1984 und 1987 untreu, als er bei der Investmentbank Merrill Lynch arbeitete. Er prägte die Fusion des SBV mit der Schweizerischen Bankgesellschaft zur UBS im Jahr 1998.
Sein Amtsantritt war geprägt von der Beteiligung der UBS am Zusammenbruch der Swissair im Herbst 2001. Als die UBS der Swissair einen zusätzlichen Kredit verweigerte, wurde Ospel beschuldigt, aktiv zur Stilllegung der Swissair-Flotte beigetragen zu haben. Der «Swissair-Prozess» von 2007 beendete diese Vorwürfe, da die UBS nicht für schuldig befunden wurde, die Fluggesellschaft in den Konkurs getrieben zu haben.
Bis zum Zusammenbruch der US-Immobilienmärkte ab 2007 galt Ospels Leistungsausweis als tadellos – die UBS wurde als umsichtig geführte, grundsolide Bank gesehen.
Als ehrgeizig und zielstrebig beschrieben, wurde Ospel häufig dafür kritisiert, dass seine Vergütung zu hoch sei, er war einer der bestbezahlten Führungskräfte der Schweiz machte (18 Millionen Franken im Jahr 2004, 21 Millionen Franken im Jahr 2005).
Sein Umzug aus steuerlichen Gründen in den Kanton Schwyz trug dazu bei, dieses Image in der Öffentlichkeit zu stärken. Im Jahr 2006 stieg seine jährliche Vergütung auf 24 Millionen Franken, das 300-fache des Gehalts eines UBS-Kernmitarbeiters.
Turbulenzen der US-Finanzkrise
2007 geriet die UBS in die Turbulenzen der US-Finanzkrise: Die Bank kündigt damals Ende Sommer einige, aber nicht ernsthafte Schwierigkeiten an. Eine Enthüllung jagte die nächste, und am Vorabend der ausserordentlichen Generalversammlung im Februar 2008 beliefen sich die Verluste wegen der Hypothekarkrise in den USA auf mehr als 20 Milliarden Franken.
Bereits im Jahr 2007 hatte die Bank einen Verlust von 4,4 Milliarden Franken geschrieben- es war der erste Verlust in der Geschichte der UBS. Damit gehörte die UBS weltweit zu den am stärksten von der Kreditkrise betroffenen Banken.
Ospel wurde von den Aktionären heftig kritisiert. Die Bank war gezwungen, eine neue Kapitalerhöhung von 9,53 Milliarden Euro durchzuführen. Schliesslich bat die Bank den Bund um Hilfe und überwies 39,1 Milliarden Franken an «toxischen» Vermögenswerten an die Schweizerische Nationalbank.
Nach der Ablehnung einer Sonderprüfungskommission, die eine Premiere in der Geschichte der UBS gewesen wäre, akzeptiert die Generalversammlung, dass der Staatsfonds GIC von Singapur eine Beteiligung von knapp 10 Prozent am Kapital der UBS übernimmt. Der Staat Singapur, ein mit der Schweiz konkurrierender Finanzplatz, wurde damit zum grössten Aktionär der UBS. Im Mai 2017 trennte sich GIC dann von einem grossen Teil der UBS-Aktien und reduzierte die Beteiligung auf 2,7 Prozent.
Verzicht auf Wiederwahl als VR-Präsident
Am 23. April 2008 trat Ospel aus dem UBS-Verwaltungsrat zurück – er verzichtete auf die Wiederwahl. Er wurde mit sofortiger Wirkung durch Peter Kurer ersetzt. Im April 2010 verweigert die Jahreshauptversammlung die Entlastung für den Verwaltungsrat 2007.
Ospel war seit 2006 mit der 25 Jahre jüngeren Unternehmerin Adriana Ospel-Bodmer in dritter Ehe verheiratet. 2009 wurden die beiden Eltern von Zwillingen. Auch mit seinen beiden früheren Ehefrauen hatte Ospel je zwei Kinder.
Ospel war ein umtriebiger Basler Fasnächtler und gern gesehener Gast bei Anlässen wie dem Zürcher Opernball oder dem Sechseläuten. Im Nachruf in der «Basler Zeitung» bezeichnet Hammel Ospel als «klassischen Basler». (awp/mc/ps)