Ex-UBS-Präsident Perer Kurer.
Zürich – Peter Kurer, ehemaliger Chef und VR-Präsident der UBS, warnt vor dem amerikanischen Rechtssystem. «Gefährdet sind alle superprofitablen Unternehmen wie etwa Ölgesellschaften und Pharmariesen. Allein im vergangenen Oktober, in einem einzigen Monat, haben die USA 24 Mrd USD Bussen an Grossunternehmen verteilt», sagte Kurer in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung «DIE ZEIT» (Ausgabe 02.01.).
Es gebe Urteile, die im klaren Licht normaler Gerichtsbarkeit nicht mehr nachvollzogen werden könnten, so Kurer. Er macht eine Entwicklung aus, welche ihm Sorge bereitet: «Amerika scheint immer weniger Respekt vor anderen Rechtssystemen zu haben. Auch die Vorrangigkeit des internationalen Rechts akzeptiert es meistens nicht mehr.» Weiter meinte der Jurist Kurer, dass europäische Unternehmen oft schlecht vorbereitet auf eine Auseinandersetzung mit der US-Justiz seien: «Viele kontinentaleuropäische Anwälte sind zu unbedarft und naiv im Umgang mit dem amerikanischen Rechtssystem.»
Gesellschaftliche und politische Tragweite unterschätzt
Auf die Frage, ob als UBS-Präsident das ganze Ausmass des Problems mit dem US-Schwarzgeld bekannt gewesen sei, sagte Kurer: «Im Nachhinein würde ich sicher das eine oder andere nicht mehr gleich machen. Wir haben die gesellschaftliche und politische Tragweite unterschätzt. Umgekehrt wurde mit Anfang 2009 zunehmend klar, dass dies nicht nur ein UBS-Problem ist, sondern den gesamten schweizerischen Bankenplatz treffen wird. Es war aus dieser Erkenntnis heraus absolut zentral für uns, dass wir die Sache so rasch wie möglich hinter uns bringen, und zwar ohne Rücksicht auf personelle Verluste. Verzögerung war keine Option. (..) Dies hat sich im Rückblick wohl als richtig erwiesen.» (awp/mc/ps)