Experten zweifeln an Merkel-Sarkozy-Plänen

Euro-Schuldenkrise

Frankfurt am Main – Das Krisen-Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Staatspräsident Nicolas Sarkozy vom Sonntag hat den Euro zu Beginn der neuen Handelswoche beflügelt. Die Staatschefs kündigten bis Ende Oktober ein Paket zur «dauerhaften» Lösung der Probleme im Währungsraum an. Ob es den Politikern diesmal gelingt, die Finanzmärkte zu überzeugen, wird von Experten jedoch bezweifelt. Die Reaktionen von Ökonomen fielen zum Teil skeptisch aus.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer stellte die Politik der Hilfspakete grundsätzlich in Frage. Solange die Anleger bezweifelten, dass die Geberländer langfristig zu ihren Garantien stehen, laufe der Ansatz ins Leere. «Die Anleger wissen, dass viele Wähler in Geberländern wie Deutschland die Hilfspolitik ablehnen. Langfristig werden die Parteien die Skepsis der Wähler aufgreifen.» Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass künftige Regierungen von den Garantien zugunsten der Peripherieländer abrücken.

Europäische Banken im Zentrum der Krise
Schon oft seien «dauerhafte», «endgültige» oder «überzeugende» Lösungen versprochen worden, hiess es von Devisen-Analysten der Commerzbank. Dass sich Finanzmärkte davon nachhaltig steuern liessen, sei aber eher unwahrscheinlich. Ins Zentrum der Krise rückten zuletzt erneut die europäischen Banken. Um einen Schuldenschnitt des hochverschuldeten Griechenlands verkraften zu können, müsste der Sektor mit Kapitalspritzen aufgepäppelt werden. Merkel und Sarkozy wollen in den kommenden Wochen Details dazu veröffentlichen, wie sie Institute mit dünner Kapitaldecke stützen und die Situation in der Euro-Zone entschärfen wollen.

Experten der HSH Nordbank nannten die Ergebnisse des Treffens zwischen Merkel und Sarkozy «enttäuschend». Wieder einmal sei es nicht gelungen, «konkrete Pläne auf den Tisch zu legen». Die Landesbank bezweifelt zudem, dass Deutschland und Frankreich bei der Banken-Rekapitalisierung zügig auf einen Nenner kommen. Sarkozy wolle Mittel aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF einsetzen, um Banken aufzurüsten, was Merkel jedoch ablehne.

Experte: Treffen lieferte «klare Eckpunkte»
Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, zeigte sich hingegen zuversichtlich, dass die beiden grössten Euro-Länder sich noch zusammenraufen: «Die Erfahrung der letzten 20 Monate hat gezeigt, dass Deutschland und Frankreich auf den letzten Drücker immer zu einer Einigung finden». Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, äusserte sich ebenfalls verhalten optimistisch: Das Spitzentreffen habe zumindest klare Eckpunkte geliefert. «Es wird deutlich, dass eine Konstellation im Vorwege ausgeschlossen werden soll, in der die Situation die Politik vor sich her treibt.» Das sei nach den Erfahrungen der letzten 18 Monate zu begrüssen.

Hinweise auf eine radikale Umschuldung Athens verdichten sich
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa verdichten sich die Hinweise auf eine radikale Umschuldung Griechenlands. Für eine abschliessende Bewertung sei es jedoch zu früh, da die jüngste Analyse der Troika aus Europäischer Union (EU), Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) zur Schuldentragfähigkeit Griechenlands noch nicht vorliege. (awp/mc/ps)

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