EY: Börsengänge haben 2015 weltweit an Attraktivität eingebüsst

Aktienhandel

(Foto: Myst - Fotolia)

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Zürich – Weltweit sind 2015 fast gleich viele Unternehmen an die Börse gegangen wie im Jahr zuvor. Das Emissionsvolumen ist allerdings um ein Viertel gesunken, wie dem aktuellen IPO-Barometer von EY zu entnehmen ist. Die Zahl der IPOs stieg in Europa und vor allem in China an, während die US-Börsen viel weniger Neuzugänge verzeichnen konnten als im Vorjahr. In China nahmen Firmen 2015 mehr als doppelt so viel Geld auf wie in den USA. In der Schweiz war das Jahr geprägt vom Börsengang von Sunrise, der zum höchsten Emissionsvolumen seit 2006 führte. Für das kommende Jahr sind die Experten vorsichtig zuversichtlich, in der Schweiz werden mehr IPOs erwartet, mit einem starken Anstieg ist in China zu rechnen.

Nach einem starken IPO-Jahr 2014 verzeichnete der weltweite Markt für Börsengänge im Jahr 2015 leichte Rückgänge: Die Zahl der Börsengänge sank gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent auf 1‘218 IPOs (Initial Public Offering, Börsengang), das Emissionsvolumen ging deutlich stärker um ein Viertel auf 195 Milliarden US-Dollar zurück, wie den Ergebnissen des aktuellen weltweiten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY zu entnehmen ist. Hauptgrund für die etwas schwächere Entwicklung waren der zeitweise IPO-Stopp in China und der Einbruch in den USA, wo in diesem Jahr die Zahl der Börsengänge um 41 Prozent und das Emissionsvolumen sogar um 65 Prozent sank.

China und Europa verzeichneten hingegen Zuwächse beziehungsweise eine stabile Entwicklung: In China (einschliesslich Hongkong) stieg die Zahl der IPOs um 39 auf 344, das Emissionsvolumen stieg um 37 Prozent auf knapp 60 Milliarden US-Dollar. In Europa gingen zwar etwas weniger Unternehmen an die Börse als im Vorjahr – minus fünf Prozent auf 251 –, der Gesamtwert der Börsengänge lag aber mit 62,3 Milliarden US-Dollar leicht über dem Vorjahresniveau (62,0 Milliarden US-Dollar).

2015 war ein gutes IPO-Jahr
«Trotz erheblicher Marktschwankungen, anhaltender geopolitischer Unsicherheit, und obwohl sich die Weltwirtschaft weniger dynamisch entwickelte als erwartet, war 2015 ein gutes IPO-Jahr», resümiert Alessandro Miolo, Partner bei EY. «Gestützt wird der Markt weiterhin von der Niedrigzinspolitik der Notenbanken und dem – trotz hoher Volatilität – insgesamt guten Bewertungsniveau. Zwar verzeichnete der US-Markt erhebliche Einbussen, insbesondere bei Technologie-Börsengängen. Kontinentaleuropa und auch China – vor allem Hongkong – entwickelten sich hingegen gut.»

Innerhalb Europas erwies sich vor allem Deutschland als dynamischer IPO-Standort: Dort wagten 15 Unternehmen den Gang an die Börse (Vorjahr: 11) und erwirtschafteten dabei einen Erlös von knapp 8 Milliarden US Dollar – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die meisten Transaktionen und das höchste Emissionsvolumen verzeichnete London mit 36 IPOs im Wert von 14,3 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das allerdings einem Rückgang um 68 Prozent bei der Transaktionszahl bzw. 40 Prozent beim Emissionsvolumen.

Erholung im vierten Quartal 2015
Nachdem der weltweite IPO-Markt im dritten Quartal scharf abgebremst hatte – die Zahl der Transaktionen sank um ein Viertel, der Wert sogar um 71 Prozent –, stabilisierte er sich im vierten Quartal des Jahres: Bei insgesamt 310 Börsengängen (Q4 2014: 366) wurden insgesamt 66 Milliarden US-Dollar eingelöst (Vorjahr: 73 Milliarden US-Dollar). Der grösste Börsengang im vierten Quartal war zugleich der grösste Börsengang des Jahres: Die Privatisierung der japanischen Post, die in drei Unternehmen aufgeteilt wurde, spielte insgesamt 11,9 Milliarden US-Dollar ein.

Im kommenden Jahr dürften Europa und vor allem China für zusätzliche Dynamik sorgen, so Miolo: «Nachdem in China zwischen Juli und November keine Börsengänge stattfanden und sich die Wirtschaft stabilisiert hat, dürften wir dort 2016 einen Ansturm aufs Parkett sehen: In China warten derzeit rund 700 Unternehmen auf ihren Börsengang, in Hongkong stehen weitere 100 in den Startlöchern».

Schweizer IPO-Jahr geprägt von Sunrise
2015 kam es in der Schweiz nur zu zwei Börsengängen (Vorjahr sechs), das Emissionsvolumen lag allerding mit 2,65 Milliarden US-Dollar klar über den Werten der Vorjahre. Letztmals holten Unternehmen in der Schweiz 2006 mehr Geld bei IPOs herein. Der Aktienkurs von Sunrise hat sich nach dem IPO vom 5. Februar 2015 zuerst positiv entwickelt, liegt aber inzwischen knapp zehn Prozent unter dem Einstiegspreis. Der IPO des aus Italien stammenden Pharmaunternehmens Cassiopea brachte 188 Millionen US-Dollar ein. Ausserdem werden seit Mitte Jahr die Titel von Plazza, der Immobiliensparte von Conzzeta, an der Schweizer Börse gehandelt.

Die Entwicklung im ablaufenden Jahr habe gezeigt, wie wichtig Flexibilität und eine gute Vorbereitung sei, betont Miolo: «Angesichts der hohen Volatilität müssen IPO-Kandidaten bei einem günstigen Kapitalmarktumfeld in der Lage sein, ihre Chance sehr schnell zu nutzen. Das IPO-Fenster geht derzeit rasch auf und zu – und das wird vorerst so bleiben.» Eher langfristige IPO-Pläne wurden von der Grossbank Credit Suisse verlautet. Bis Ende 2017 will sie ihre Schweizer Bankeinheit an die Börse bringen.

Life Sciences Firmen als Kandidaten
«Firmen aus dem Life Sciences Bereich sind interessante mögliche Börsenkandidaten», erklärt Jürg Zürcher, Partner und Life Sciences Leader bei EY Schweiz. Dies obwohl das Medtech-Unternehmen Symetis den angekündigten Börsengang nicht in der geplanten Frist abwickeln konnte. Namhafte Firmen aus der Branche haben allerdings 2015 erfolgreich Finanzierungsrunden durchgeführt: Basilea, Evolva und Santhera nahmen zusammen rund 346 Millionen US-Dollar auf. «Ein IPO ist immer nur eine von vielen Möglichkeiten, um an flüssige Mittel zu kommen. Das Interesse an einem Börsengang ist bei einigen Life Sciences-Unternehmen nach wie vor da und es ist viel Bewegung im Markt. Wenn sich die sich abzeichnende Beruhigung fortsetzt und weitere externe Schocks und Turbulenzen ausbleiben, sollte sich das IPO-Fenster 2016 wieder öffnen», so Zürcher. Bereits angekündigt haben zudem Cytos und Kuros Biosurgery einen Reverse-Merger-IPO, der in den kommenden Wochen stattfinden soll.

Für das kommende Jahr rechnen die Experten mit mehr Börsengängen als 2015, wenn auch das diesjährige Emissionsvolumen wegen des aussergewöhnlichen Sunrise IPOs kaum erreicht werden wird. Impulse sind vor allem von Unternehmensabspaltungen und Finanzinvestoren zu erwarten, die ihre Beteiligungen an die Börse bringen. (EY/mc)

Über die Studie
Die Analyse umfasst alle bis zum 4. Dezember 2015 erfolgten Börsengänge sowie IPOs, die nach Ansicht von EY bis zum Jahresende noch durchgeführt werden. Die Daten stammen von Dealogic.

Mehr Informationen zu den Aktivitäten von EY rund um Börsengänge

Über die globale EY-Organisation
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