Zürich – In der Schweiz hat im neuen Jahr bisher kein Unternehmen den Schritt aufs Börsenparket gewagt. Angesichts der Coronavirus-Krise könnten sich entsprechende Pläne in die zweite Jahreshälfte verschieben.
«Börsenkandidaten und Investoren wurden von der Zuspitzung der Corona-Krise kalt erwischt», sagt Jolanda Dolente von EY in der Schweiz laut einer Mitteilung vom Donnerstag anlässlich einer Studie der Unternehmensberatung. Ihrer Beobachtung zufolge hätten eigentlich einige Unternehmen auch hierzulande kurz davorgestanden, ihre Börsenpläne öffentlich zu machen.
Der weltweite IPO-Markt sei zunächst zwar gut ins Jahr gestartet, so Dolente. «Die zunehmende Zuspitzung der Corona-Krise und die enorme Volatilität an Börsen bremste die IPO-Aktivität aber besonders im stark exportorientierten Europa.»
Öffnet sich Fenster im H2?
Möglicherweise öffne sich in der zweiten Jahreshälfte das IPO-Fenster aber auch wieder. Gerade in Sektoren wie Gesundheit oder Technologie dürften in Europa und in den USA in den kommenden Monaten Unternehmen mit sehr belastbaren Geschäftsmodellen den Schritt aufs Parkett wagen, sagt Dolente.
Bereits bekannt sind die IPO-Pläne zweier Schweizer Unternehmen, welche sogar noch im ersten Halbjahr einen IPO durchziehen wollen. Der Mischkonzern Metall Zug will seine Haushaltgerätesparte V-Zug per 25. Juni an die Börse bringen. Der Baukonzern Implenia will als Ina Invest einen Teil des Entwicklungsportfolios abspalten und per 12. Juni ebenfalls an die SIX bringen.
Corona-Pandemie für viele überraschend
In den westlichen Ländern seien die IPO-Aktivitäten im Verlauf des März weitgehend zum Stillstand gekommen, heisst es in der Mitteilung von EY weiter. In Europa und den USA habe es in der zweiten Monatshälfte nur noch einen einzigen Börsengang gegeben – das IPO des schwedischen Medizintechnik-Unternehmens Monivent.
Der weltweite Ausbruch der Pandemie kam für viele Marktteilnehmer völlig überraschend: «Es herrschte lange die Erwartung, dass die Auswirkungen auf Asien beschränkt sein würden», fügt Experte Tobias Meyer von EY hinzu.
Erstaunlich dabei: Die asiatischen IPO-Märkte zeigten sich bisher hingegen immer noch bemerkenswert unbeeindruckt vom Ausbruch des Coronavirus. 68 Prozent aller weltweiten Börsengänge im ersten Quartal waren laut EY in Asien – besonders in Shanghai und an der jungen Technologiebörse STAR.
Weltweit wagten 2020 bisher 235 Unternehmen den Sprung aufs Börsenparkett und damit 11 Prozent als im Jahr zuvor. Das Emissionsvolumen kletterte insgesamt um 89 Prozent auf 28,5 Milliarden US-Dollar. (awp/mc/ps)