EY: Weltweiter IPO-Markt tritt auf der Stelle

EY: Weltweiter IPO-Markt tritt auf der Stelle
Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services bei EY Schweiz. (Foto: EY)

Zürich – Weltweit bleiben Unternehmen im Hinblick auf IPOs zurückhaltend: Insgesamt wagten im zweiten Quartal weltweit 310 Unternehmen den Gang an die Börse – drei Prozent weniger als im ebenfalls eher schwachen Vorjahresquartal. Auch das Emissionsvolumen schrumpfte weiter: um fünf Prozent auf 39,0 Milliarden US-Dollar.

Dabei war die Entwicklung in den grossen Regionen sehr unterschiedlich: So ging es in China bei der Zahl der IPOs um 28 Prozent und beim Emissionsvolumen um zehn Prozent aufwärts, während in Europa weniger Unternehmen den Schritt an die Börse wagten: Die Zahl der IPOs sank um 27 Prozent auf 33. Das Emissionsvolumen kletterte aber um 58 Prozent auf 2,7 Milliarden US-Dollar. In der Schweiz gab es drei Listings im zweiten Quartal. Das sind die Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.

Auch in den USA wurden zwar Zuwächse registriert – um 15 Prozent bei der Zahl der Börsengänge und sogar um 167 Prozent beim Emissionsvolumen. Mit 31 Börsengängen, die zusammen 6,3 Milliarden US-Dollar einbrachten, blieben die IPO-Aktivitäten aber auf einem im Langzeitvergleich relativ niedrigen Niveau.

Vom weltweiten Emissionsvolumen von 39 Milliarden US-Dollar entfielen zehn Milliarden auf Technologieunternehmen. Zudem waren drei der fünf grössten Börsengänge des zweiten Quartals Tech-IPOs: die beiden chinesischen Halbleiterhersteller Nexchip Semiconductor und SMEC erzielten 1,9 bzw. 1,8 Milliarden US-Dollar, und der chinesische Solarmodulhersteller CSI Solar knapp 1 Milliarde US-Dollar. Der grösste Börsengang des Quartals fand in den USA statt: Die Consumer Health-Sparte des Pharmakonzerns Johnson & Johnson erzielte bei ihrem IPO unter dem Namen Kenvue ein Emissionsvolumen von 4,4 Milliarden US-Dollar.

Drei chinesische Firmen mit Listings an der SIX
An der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gab es im zweiten Quartal 2023 kein eigentliches IPO, jedoch erneut drei GDRs (Global Depository Receipts) Listings. Die drei Firmen aus China konnten zusammen ein Volumen von rund 791 Millionen Franken verzeichnen. Mit der Zhejiang Supcon Technology Co Ltd, der Yangzhou Yangjie Electronic Technology Co Ltd und der Kunshan Dongwei Technology Co Ltd haben die drei Firmen ihre Hinterlegungsscheine bei SIX Swiss Exchange kotiert. Damit sind für die erste Hälfte des laufenden Jahres insgesamt 5 GDR Listings von chinesischen Unternehmen an der SIX zu registrieren.

«Der weltweite Markt für Börsengänge ist wegen der geopolitischen Spannungen und der Zinswende weiterhin vorsichtig gestimmt», sagt Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services bei EY in der Schweiz. «Die Unternehmen warten ab und hoffen auf eine bessere Stimmung der Investoren und eine höhere Marktliquidität.» Dennoch registriert Meyer eine gewisse Bewegung im Markt: «Die Volatilität ist zurückgegangen und das Kursniveau an den Weltbörsen ist relativ hoch.» Allerdings seien Investoren aufgrund der Zinserhöhungen bei der Auswahl der Anlageziele wählerischer geworden: «Wir haben derzeit einen Käufermarkt. Umso wichtiger ist es für Börsenkandidaten, eine hochwertige Equity Story bieten zu können und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sowie eine gute Corporate Governance demonstrieren zu können.»

Bremsend wirke sich hingegen die konjunkturelle Unsicherheit aus, so Meyer: «Die wirtschaftliche Erholung scheint sich weiter nach hinten zu verschieben, weitere erwartete Zinserhöhungen und die geopolitischen Spannungen sorgen für Unsicherheit.» Diese führe dazu, dass der IPO-Markt gerade keine klare Richtung finde, was sich auch daran zeige, dass die Zahlen weitgehend auf Vorjahresniveau liegen, so Meyer. «Gleichzeitig wächst die Pipeline – sowohl in Europa insgesamt als auch in der Schweiz.»

Der europäische IPO-Markt könne sich wieder erholen, wenn, die dringend benötigte Liquidität wiederhergestellt werde. Aber: «Die Anleger werden weiterhin selektiv vorgehen und sich auf Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz konzentrieren. Zu den Sektoren, die bei Investoren auf Interesse stossen, gehören Technologie sowie Unternehmen mit ESG-bezogenen Geschäftsmodellen.» Aufgrund der Signale im Schweizer Markt rechnet Meyer im Jahresverlauf mit einer zunehmenden IPO-Aktivität.

Emissionen von Mantelgesellschaften (SPACs) kommen weitgehend zum Erliegen
Weltweit wurden im ersten Quartal 13 SPACs mit einem Volumen von insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar neu emittiert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Emissionsvolumen damit um 52 Prozent geschrumpft, die Zahl der SPAC-Emissionen ging sogar um 64 Prozent zurück.

«Es gibt kaum noch neue SPAC-Emissionen, der Boom ist vorbei, und in der Schweiz kam dieser gar nicht erst an», stellt Meyer fest. Aufgrund des erhöhten Drucks seien viele SPACs auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für Zusammenschlüsse, und die Zeit dränge, um innerhalb der Laufzeit das eingesammelte Kapital sinnvoll zu investieren. Zudem drücke die überwiegend schlechte Aktienperformance von SPAC-Zusammenschlüssen auf die Stimmung der Investoren. (EY/mc/ps)

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