Zürich – Der weltweite Markt für Börsengänge ist trotz einer relativ niedrigen Marktvolatilität, positiver Zeichnungsgewinne und einer guten Entwicklung der grossen Aktienindizes ausserordentlich schwach ins Jahr gestartet. So wurden weltweit 199 Börsengänge im ersten Quartal gezählt – das waren 41 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen sank sogar um 74 Prozent auf 13,1 Milliarden US-Dollar.
Die Hauptgründe für die abwartende Haltung von Börsenkandidaten waren – neben der gewohnten Zurückhaltung in einem ersten Quartal – zunehmende Unsicherheiten durch geopolitische Risiken, handelspolitische Spannungen zwischen den USA, China und Europa, der anstehende Brexit und die Haushaltssperre in den USA, die auch die für Börsengänge zuständige SEC betraf.
Am meisten IPOs in Asien
Die meisten Börsengänge wurden in Asien gezählt, wenngleich auch hier insgesamt deutliche Rückgänge zu verzeichnen waren: In China sank die Zahl der IPOs um 34 Prozent auf 65, das Emissionsvolumen an den chinesischen Börsen schrumpfte um ein Drittel auf 6,4 Milliarden US-Dollar. Relativ positiv entwickelte sich hingegen Japan, wo 23 Unternehmen an der Börse debütierten – ein Zuwachs um 28 Prozent.
Nur 23 Börsengänge in Europa
Im traditionell zweitgrössten Markt Europa wagten im ersten Quartal 2019 nur noch 23 Unternehmen den Gang an die Börse, 51 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen dieser vergleichsweise kleineren Firmen lag mit gerade einmal 350 Millionen US-Dollar sogar 98 Prozent unter dem Vorjahreswert. Nachdem Börsenneulinge in den USA im Vorjahresquartal noch 17 Milliarden US-Dollar erlöst hatten, schrumpfte dieser Wert im laufenden Jahr um 82 Prozent auf 3 Milliarden US-Dollar, die Zahl der Transaktionen sank um 57 Prozent auf 20.
Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY für das erste Quartal 2019.
„Der weltweite IPO-Markt verharrte in den ersten Monaten des Jahres in Wartestellung. Grössere Transaktionen blieben fast ganz aus“, beobachtet Martin Steinbach, Partner und Head IPO and Listing Services bei EY für Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Eine Mischung aus Konjunktursorgen, Handelskonflikten und politischen Unsicherheiten wie dem Brexit hat viele Börsenkandidaten dazu veranlasst, zunächst abzuwarten und zu schauen, ob sich in den Folgequartalen wieder IPO-Fenster öffnen.“
Schweiz: IPO-Aktivitäten erst in den Folgequartalen erwartet
Auf dem Schweizer Markt wagte bisher kein Unternehmen den Gang aufs Parkett – für die kommenden Monate haben aber beispielsweise das Orthopädieunternehmen Medacta und der Eisenbahnhersteller Stadler Rail IPO-Pläne angekündigt. „Eine Lösung der Handelskonflikte zwischen den USA und China beziehungsweise den USA und Europa wäre wichtig für die Stimmung im IPO Markt“, so Jolanda Dolente, Partnerin und Head Financial Accounting Advisory Services bei EY in der Schweiz.
Vor allem aber müsse endlich Klarheit über das zukünftige Verhältnis zwischen Grossbritannien und der EU herrschen: „Die derzeitige Hängepartie beim Brexit ist Gift für das Klima im Kapitalmarkt –IPO-Kandidaten dies- und jenseits des Ärmelkanals warten deshalb dringend auf eine Klärung. Gleichzeitig nutzen viele Börsenkandidaten die Zeit, sich gut vorzubereiten, denn Flexibilität und Schnelligkeit sind gefragt, wenn sich IPO-Fenster in den Folgequartalen wieder öffnen.“
In Bezug auf andere Regionen ist Martin Steinbach aber optimistisch: „Nach der Aufhebung der Haushaltssperre in den USA treiben aktuell einige Technologie-Start-ups ihre IPO-Pläne konsequent voran. Sie könnten als Eisbrecher fungieren und anderen Tech-Unternehmen weltweit Mut machen.“ Zudem kommen vom chinesischen Festland (ohne Hong Kong) leicht positive Impulse: Zwar lag das Emissionsvolumen wie auch die Zahl der Transaktionen unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Im Vergleich zum vierten Quartal 2018 ergab sich hingegen jeweils ein klares Wachstum. Das könnte darauf hindeuten, dass die chinesischen Behörden bei ihren Versuchen, die Zulassung von Börsengängen zu beschleunigen, Fortschritte machen, und dass auf diesem wichtigen Markt die Talsohle nun durchschritten ist.
Grösster Börsengang in den USA
Nachdem im Vorjahreszeitraum weltweit noch sieben Transaktionen oberhalb der 1-Milliarde-Grenze gezählt worden waren, gab es im ersten Quartal dieses Jahres keinen einzigen derart grossen Deal. Die weltweit grössten Börsengänge im ersten Quartal waren die IPOs des US-amerikanischen HR-Dienstleisters Alight, der 750 Millionen US-Dollar einbrachte, sowie der des indischen REITs Embassy Office Park (660 Millionen US-Dollar). Die drittgrösste Transaktion war der Börsengang des Jeansherstellers Levi Strauss & Co mit einem Volumen von 550 Millionen US-Dollar. (EY/mc/pg)
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