EY: Schwaches Jahr an den weltweiten Märkten für Börsengänge
Zürich – Auch zum Jahresende hin hielten sich Unternehmen mit Börsengängen zurück: Insgesamt gingen im vierten Quartal weltweit 323 Unternehmen an die Börse – 19 Prozent weniger als im vierten Quartal des Vorjahres 2022 (397). Das Emissionsvolumen sank um 39 Prozent auf 22,2 Milliarden US-Dollar. Auf das Gesamtjahr bezogen ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Zahl der IPOs sank weltweit um acht Prozent auf 1298 (Vorjahr: 1415), das Emissionsvolumen schrumpfte um 33 Prozent auf rund 123 Milliarden US-Dollar.
«Nach einem schwierigen Jahr 2022 mit neuen geopolitischen Spannungen, teils hoher Inflation und der Zinswende waren in diesem Jahr zunächst deutliche Zeichen für eine Normalisierung der weltweiten IPO-Märkte zu beobachten. Durch die politischen Entwicklungen im Nahen Osten verschlechterte sich das Marktumfeld aber im vierten Quartal. Angesichts der erfolgten Verschiebungen von Börsengängen stellt sich derzeit die Frage, wann der IPO-Markt wieder in Schwung kommt», sagt Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services bei EY in der Schweiz.
Das sind Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY in der Schweiz.
Die weltweit grössten Börsengänge
Gemessen an ihrem Emissionsvolumen bilden die deutsche Birkenstock Holding (1,48 Mrd. US-Dollar), die Ades Holding aus Saudi Arabien (1,22 Mrd. US-Dollar) und die Pure Health Holding aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (986 Millionen US-Dollar) die Top drei im vierten Quartal 2023. Der weltweit grösste Börsengang des Jahres 2023 war die britische ARM Holding, die beim IPO im September rund 5,2 Milliarden US-Dollar erlöste. Zweitgrösster Börsengang des Jahres war die Erstnotiz des amerikanischen Konsumanbieters Kenvue, der im Mai rund 4,4 Milliarden US-Dollar einsammelte.
Das Börsenjahr aus Schweizer Sicht – Sandoz Group AG, eine SPAC-Transaktion und acht GDRs
Im vierten Quartal ging ein weiteres chinesisches Unternehmen an die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange mit einem Emissionsvolumen von 445 Millionen US-Dollar. Damit können für das Jahr 2023 insgesamt zehn Unternehmen gezählt werden, die ihren Börsengang in der Schweiz vollzogen und zusammen ein Emissionsvolumen von knapp 2,4 Milliarden US-Dollar erreicht haben. Zu den acht GDRs (Global Depository Receipts) chinesischer Unternehmen gesellte sich auch das erwartete Spin-off Sandoz von Novartis, das Anfang Oktober vollzogen wurde. Des Weiteren hat mit VT5 das erste Schweizer SPAC an der SIX die R&S Group akquiriert. Die Wertschriften der R&S Group können seit letztem Mittwoch, 13. Dezember gehandelt werden.
2022 gingen in der Schweiz 14 Unternehmen an die Börse und erreichten zusammen ein Emissionsvolumen von rund 3,4 Milliarden US-Dollar.
Die grossen Märkte im Vergleich
Beim Vergleich der grossen Märkte zeigt sich ein gemischtes Bild: Während sich der US-Markt von 90 (2022) auf 132 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 22 Mrd. US-Dollar verbessern konnte, ging die absolute Zahl der Börsengänge in Europa und China zurück. Europa verzeichnete 136 Deals (2022: 171) mit einem Emissionsvolumen von 12,9 Mrd. US-Dollar (2022: 18,9 Mrd). Das IPO-Geschehen in China (einschliesslich Hongkong) erreichte 372 Neuemissionen (2022: 501) mit einem Gesamtwert von 56,2 Mrd. US-Dollar (2022: 101,3 Mrd.). Beim Blick auf die Branchen liegen weiterhin Technologieunternehmen ganz vorn, sowohl bei der Zahl (264) als auch dem Emissionsvolumen (32,2 Mrd. US Dollars). Finanzinvestoren blieben erneut weit unter ihren langjährigen Werten: Im Jahr 2023 lag die Zahl der Börsengänge von Unternehmen aus den Portfolios von Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds weltweit bei nur 66 oder 5 Prozent aller IPOs (nach dem 20-Jahres-Tief mit 65 im Jahr 2022). Meyer sagt: «Viele Unternehmen warten noch immer auf den richtigen Zeitpunkt, um mit guter Vorbereitung den Börsengang zu meistern. Die aktuelle Jahresendrally in vielen Märkten und die derzeit geringe Volatilität stimmen positiv für das IPO-Jahr 2024, falls keine weiteren externen Schocks die Stimmung bei Investoren eintrüben.» (EY/mc/ps)