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Zürich – Nach einem Jahrzehnt intensiver regulatorischer Anforderungen suchen die CFOs von Banken nun nach neuen Wegen, um einen Beitrag zum Geschäftsbetrieb zu leisten und ihren Platz in der Unternehmensleitung zurückzuerobern. Dies ist das Ergebnis einer kürzlich vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY durchgeführten Studie. Bei der Umfrage wurden leitende Finanzfachleute von 25 Banken in der Schweiz und Liechtenstein befragt.
Die eigene Rolle wird hinterfragt
Die Erfüllung der gesetzlichen Auflagen infolge der weltweiten Finanzkrise hat die Budgets und den Fokus von CFOs während des Grossteils des letzten Jahrzehnts in Anspruch genommen. Da die Finanzfachkräfte langsam über einen grösseren Spielraum verfügen, um sich anderen Themen zu widmen, umfassen die Hauptprioritäten unter anderem die Verbesserung ihrer Fähigkeiten zur Unterstützung des Geschäftsbetriebs: Insgesamt zählen 84 Prozent der Befragten die Verbesserung ihrer eigenen Rolle als Geschäftspartner zu ihren drei wichtigsten Prioritäten.
Ausnahmslos alle Umfrageteilnehmenden (100 Prozent) aus dem Private-Banking-Sektor sowie der globalen und ausländischen Banken haben diese Aufgabe zu ihren wichtigsten drei Prioritäten gezählt. Zudem haben beinahe 60 Prozent der Befragten aus dem Private Banking angegeben, dass die Unterstützung des Wachstums zu ihren drei wichtigsten Prioritäten gehört. Die Finanzfachkräfte globaler und ausländischer Banken richten ihre Aufmerksamkeit ebenfalls vermehrt auf Wachstum: 40 Prozent zählen dies zu ihren drei wichtigsten Prioritäten. Aufgrund des begrenzten Potenzials bei Kantonal- und Regionalbanken zählt Wachstum nicht zu den drei wichtigsten Prioritäten der CFOs. Auch die Frage nach der Verbesserung ihrer eigenen Rolle als Geschäftspartner ist für CFOs von Kantonal- und Regionalbanken weniger dringend: Nur 50 Prozent zählen dies zu ihren drei wichtigsten Prioritäten.
«In dem Bestreben, Dienstleistungen flexibel und wachstumsunterstützend zu erbringen, wählen führende Organisationen einen zweigleisigen Ansatz, indem sie den Dienstleistungskatalog von Finanzfachkräften in zwei unterschiedliche Aufgabengruppen aufteilen», sagt Daniel Haudenschild, Partner und Finance Advisory Leader bei EY Financial Services Schweiz. «Transaktionsdienstleistungen dürften tendenziell ins Ausland verlagert, standardisiert und automatisiert werden. Die Unterstützung von Geschäftsentscheidungen, die auch wachstumswirksam werden können, verlangt hingegen eine Reihe erweiterter Fähigkeiten, die einen beratenden Charakter haben, vor Ort umsetzbar sein und üblicherweise auf jede spezifische Geschäftseinheit der Organisation angepasst werden müssen. Solche Fähigkeiten umfassen Vorhersageanalysen, Kunden- und Marktanalysen sowie Preisgestaltungs- und Transaktionsunterstützung.»
Grösste Lücken im Bereich Daten und Technologie
Insgesamt sind global tätige und ausländische Banken am besten vorbereitet, um ihren finanzspezifischen Aufgaben gerecht zu. Zudem verfügen diese bereits über entsprechende Programme. Privatbanken riskieren indessen, ins Hintertreffen zu geraten. Von deren befragten CFOs bejahten nur 50 Prozent die Frage, ob sie über ein adäquates Wachstumsprogramm verfügen. 67 Prozent bei den global tätigen und ausländischen Banken verneinten die Frage. Auch diesbezüglich sind die Kantonal- und Regionalbanken gesondert zu beurteilen, da sie wie erwähnt weniger Wachstumspotenzial aufweisen, sich aber mit ebenfalls 67 Prozent gut aufgestellt fühlen.
Auf die Frage, das aktuelle Reifestadium ihrer Finanzorganisation mit den zukünftigen Anforderungen zur Erreichung ihrer Ziele bis 2020 zu vergleichen, gaben die befragten Banken an, dass die grösste Lücke im Bereich Technologie besteht, aber auch grosse Defizite im Datenbereich erkennbar sind (beide Aspekte zählen für 56 Prozent der Befragten zu den Top-3-Herausforderungen, 24 Prozent gaben Technologie sogar als die grösste Herausforderung an).
«Die Finanzorganisation muss vermehrt eine vorausschauende Funktion einnehmen, die für das Unternehmen von Relevanz ist. Führende Organisationen im Markt konzentrieren sich üblicherweise auf den Aufbau von zwei hauptsächlichen finanzwirtschaftlichen Kompetenzen: strategische Planung und Prognosen sowie Vorhersageanalysen», sagt Elizabeth Whitfield, Partner bei EY Financial Services Schweiz.
«Es stimmt, dass Unternehmen im Analysebereich aufgrund des hohen Datenvolumens und der erforderlichen Datentiefe früher Kompromisse machen mussten. Dies ist jedoch heute schlicht und ergreifend nicht mehr der Fall», sagt Haudenschild. «Die Technologie ist so weit fortgeschritten, dass Organisationen deren vollumfängliche Nutzung ins Kalkül ziehen müssen, wenn sie mit dem Markt Schritt halten wollen – ein ehrgeiziges Vorhaben für viele Finanzfachleute.»
Outsourcing und Offshoring verlieren an Schwung
Die Umfrageergebnisse weisen darauf hin, dass sich das Pendel momentan vom Outsourcing-Bereich weg und hin zu Offshore-Captives (also hin zu Dienstleistungen im eigenen Unternehmen, aber ausserhalb der Hochlohnstandorte) bewegt. In Zahlen: Offshoring mittels Captives weist einen prognostizierten Anstieg um drei Prozent bis 2020 auf, Outsourcing einen prognostizierten Rückgang von einem Prozent im gleichen Zeitraum.
Gemäss den Umfrageergebnissen konzentriert sich der Grossteil der ausgelagerten Tätigkeiten auf Steuerthemen und Transaktionsabwicklungen. Doch die Effizienzgewinne, die durch diese Hebelwirkung immer noch erreicht werden können, werden immer geringer. Führende Unternehmen wittern ein viel grösseres Potenzial bei den Technologien der nächsten Generation, die dank einer neuen Qualität der Automatisierung auch am Hochlohnstandort entwickelt werden können.
Zudem untergräbt das Auslagern ins Ausland und das Outsourcen ineffizienter Prozesse tendenziell jegliche Anreize, beschwerliche Prozesse zu optimieren, ganz nach dem Motto: «Aus den Augen, aus dem Sinn.»
«Die Haltung hinter diesen oft kontroversen organisatorischen Restrukturierungsschritten ist im Wandel begriffen», so Haudenschild. «Wir sind der Ansicht, dass führende Unternehmen viel mehr Potenzial in den Bereichen der erweiterten Datenverwaltung und der analytischen Technologien entdecken, einschliesslich Roboter-Automatisierung und kognitiver Analytik.» (EY/mc)
Über die Studie
Die Studie wurde zwischen Juni und Juli 2015 durchgeführt. Die Informationen stammen von leitenden Finanzfachleuten von 25 Banken in der Schweiz und Liechtenstein. Bei den befragten Banken handelte es sich bei 40 Prozent um global tätige und ausländische Banken, bei 32 Prozent um Kantonal- und Regionalbanken und bei 28 Prozent um Privatbanken.
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft.
Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com.
Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten.