EY: Weltweiter IPO-Markt schwächelt – Schweiz mit vier IPOs dabei
Zürich – Eine gestiegene Volatilität, wachsende politische Risiken und die neue US-Handelspolitik haben im zweiten Quartal 2018 Spuren auf dem weltweiten Markt für Börsengänge hinterlassen: Das Emissionsvolumen sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 45 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Börsengänge ging sogar um 26 Prozent auf 325 zurück.
Für die drei grössten Börsengänge in diesem Zeitraum sorgten die chinesische Industrietochter des Apple Zulieferers Foxconn in Shanghai (4,2 Milliarden US-Dollar), die US-Tochtergesellschaft des französischen Versicherungskonzerns Axa in New Yorker Börse (3.2 Milliarden Dollar) und die vietnamesische Immobiliengesellschaft Vinhomes in Ho Chi Minh (1.3 Milliarden Dollar). Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY für das zweite Quartal 2018.
Höheres Emissionsvolumen in den USA
Gegen den allgemeinen Trend entwickelte sich der US-Markt weiter gut: Zwar sank die Zahl der Neuzugänge an den US-Börsen von 59 auf 54, das Emissionsvolumen kletterte aber um 6,1 Prozent auf knapp 13 Milliarden US-Dollar. In China hingegen waren die IPO-Aktivitäten rückläufig – gestiegene regulatorische Anforderungen und ein langsamerer Freigabe-Prozess führten zu weniger Neuemissionen an den chinesischen Festlandsbörsen. Die Zahl der IPOs hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als halbiert: von 143 auf 63, das Emissionsvolumen sank um 15 Prozent auf gut 11 Milliarden US-Dollar. Und auch der europäische Markt entwickelte sich nach einem starken Jahresauftakt im zweiten Quartal eher schwach: Die Zahl der Neuemissionen sank um 21 Prozent auf 73, das Emissionsvolumen ging sogar um 48 Prozent auf knapp zehn Milliarden US-Dollar zurück.
«Derzeit leidet vor allem Europa unter den handelspolitischen Spannungen – die überdurchschnittlich exportorientierten europäischen Firmen wären besonders stark von einer weiteren Zuspitzung der Spannungen und neuen Handelshemmnissen betroffen», kommentiert Jolanda Dolente, Partner und IPO Leader bei EY in der Schweiz. «Investoren schauen derzeit vor allem in die USA, wo Technologieunternehmen wieder hoch gehandelt werden, und nach China. Dort sind regulatorische Hemmnisse für den Rückgang der Aktivitäten verantwortlich – das Investoreninteresse bleibt jedoch gross.»
Kursgewinne für Investoren
Insgesamt entwickelten sich die meisten Börsenneulinge weltweit im zweiten Quartal gut und brachten den Investoren Kursgewinne. Das stärkste Plus – gerechnet vom Tag der Erstnotiz bis Ende Juni – verzeichneten die Unternehmen in China (ohne Hong Kong), die im Durchschnitt um 91 Prozent zulegten. Die neu an US-Börsen notierten Unternehmen gewannen immerhin 44 Prozent an Wert, während die Börsenneulinge in Europa (einschließlich Mittlerer Osten, Indien und Afrika) nur ein durchschnittliches Plus von 16 Prozent erzielten.
Schweiz mit starkem Quartal
Die Schweizer Börse (SIX) verzeichnete von April bis Juni 2018 insgesamt vier Börsengänge – allesamt von Schweizer Gesellschaften: Am 4. Mai 2018 erreichte die Logistikfirma Ceva Logistics ein Emissionsvolumen von 1,2 Milliarden Franken und verzeichnete damit den europaweit zweigrössten IPO im zweiten Quartal 2018. Das Biopharmazie-Unternehmen Polyphor erzielte am 15. Mai einen Emissionserlös von 155 Millionen Franken. Das Maschinenbauunternehmen Klingelnberg ist seit dem 20. Juni an der SIX kotiert (Emissionsvolumen: 241 Millionen Franken), und am 25. Juni wechselte die Luxusgruppe Lalique ihre Kotierung von der Berner Börse (BX) an die SIX (Transaktionsgrösse: 306 Millionen Franken).
Positive Grundstimmung für 2. Halbjahr
Jolanda Dolente rechnet für das zweite Halbjahr mit einem insgesamt positiven Momentum auf den weltweiten IPO-Märkten – angetrieben von der guten Kursentwicklung der bisherigen Börsenneulinge und weiteren Technologie-IPOs in den USA. Die Situation in Europa sei hingegen unsicher und risikobehaftet: «Obwohl sich die Konjunkturaussichten zuletzt eingetrübt haben, bleiben die Perspektiven auch in Europa eigentlich insgesamt relativ gut. Die Zinsen sind weiter sehr niedrig und das Bewertungsniveau an den Börsen ist trotz des jüngsten Kursrückgangs hoch. Es spricht daher einiges dafür, dass das IPO-Fenster in diesem Jahr immer wieder geöffnet sein wird. Für ganz grosse Transaktionen ist die Luft allerdings dünner geworden», sagt Dolente. (EY/mc)
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft. Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten.