Frankfurt am Main – Die «Vorsichtskasse» der Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am Donnerstag leicht zurückgegangen. Die Einlagen über Nacht lagen bei 443,7 Milliarden Euro, teilte die Europäische Zentralbank am Donnerstag in Frankfurt mit. Am Vortag war sie noch auf einen Rekordwert von 453,2 Milliarden Euro gestiegen.
Die eintägigen Ausleihungen der Banken bei der EZB gingen hingegen merklich zurück. Sie fielen von 15,0 Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro. Am vergangenen Freitag hatte der Wert bei 17,3 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zwei Jahren erreicht.
Zeichen für gegenseitiges Misstrauen
Die eintägigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB gelten als Zeichen für das Misstrauen der Institute untereinander. Normalerweise greifen Banken der Eurozone kaum auf diese sehr kurzfristigen Geschäfte mit der Notenbank zurück, da die Konditionen ungünstig sind. Ende 2011 hatte die EZB in einem Dreijahreskredit ein Volumen von fast 500 Milliarden Euro an Banken der Eurozone ausgeschüttet. Nach Einschätzung von Experten wird ein Grossteil dieses Geldes nun über Nacht bei der EZB geparkt.
Interbankenmarkt gestört
Für gewöhnlich versorgen sich die Banken lieber untereinander mit Zentralbankgeld. Dieser Handel am sogenannten «Interbankenmarkt» ist aber – ähnlich wie in der ersten Finanzkrise 2008 – erneut gestört. Ausschlaggebend sind die Schuldenkrise und das starke Engagement einzelner Institute in Staatsanleihen angeschlagener Euro-Staaten. Wegen der aktuell hohen Unsicherheit parken die Banken reichlich Liquidität bei der EZB, selbst unter Inkaufnahme von Zinsverlusten. (awp/mc/ps)