EZB bleibt auf Kurs und lässt sich Zeit bei Zinswende
Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrem allmählichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik fest. «Es gibt keine Änderung der geldpolitischen Botschaft», sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Es bestätigte damit die auf der Sitzung im Juni getroffen Entscheidungen. Ökonomen zeigten sich wenig überrascht.
Die Währungshüter peilen nach Jahren im Krisenmodus weiterhin ein Ende ihrer milliardenschweren Anleihekäufe zum Jahresende 2018 an, wie die EZB am Donnerstag im Anschluss an eine Ratssitzung in Frankfurt mitteilte. Mit einer Zinswende hat es die Notenbank nicht eilig und bekräftigte die Aussage, dass die Zinsen noch «über den Sommer 2019» auf dem aktuell niedrigen Niveau bleiben werden. Den Leitzins im Euroraum beliessen die Währungshüter bei ihrem turnusmässigen Treffen auf dem Rekordtief von null Prozent.
Optimistischer Wirtschaftsausblick
Zur wirtschaftlichen Entwicklung und der Inflationsentwicklung in der Eurozone äusserte sich Draghi zuversichtlich. Das Wachstum sei weiterhin solide und gut unterstützt. Die Verlangsamung zu Beginn des Jahres sei auf eine Abschwächung des Handelswachstum und eine erhöhte Unsicherheit zurückzuführen. Als eine wichtige Gefahr bezeichnete er den Protektionismus. Die Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und der EU beschrieb er als «ein gutes Zeichen». Für eine Beurteilung von Details sei es allerdings noch zu früh.
Bereits im Juni hatten die Währungshüter unter ihrem Präsidenten Mario Draghi in Aussicht gestellt, das Volumen ihrer Anleihekäufe ab September von bisher 30 Milliarden Euro pro Monat zunächst auf 15 Milliarden zu senken, bevor das Programm Ende des Jahres komplett eingestellt wird. Diese Überlegungen bekräftigten die Währungshüter nun.
Draghi betonte erneut, dass auslaufende Anleihen weiter reinvestiert werden sollen. «Marktgerüchte, wonach eine Ankündigung über die Vorgangsweise bei der Reinvestition von fällig werdenden Anleihen erfolgen könnte, wurden wie von uns erwartet nicht erfüllt», kommentierte Johannes Müller, Ökonom bei der DWS. Laut Draghi wurde über das Thema noch nicht einmal diskutiert.
«Auffallend war allenfalls die Betonung der sogenannten Forward Guidance, also der Zusage, die Leitzinsen mindestens bis zum Sommer 2019 auf unverändertem Niveau zu belassen», so Müller. Konkretere Angaben zum Zeitpunkt für eine erste Zinsanhebung machte Draghi nicht.
«Man hätte dem EZB-Rat heute auch hitzefrei geben können»
«Man hätte dem EZB-Rat heute auch hitzefrei geben können», kommentierte Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research. In allen wesentlichen Punkten sei der Eingangskommentar mit dem vorherigen praktisch identisch gewesen. «Wir gehen weiterhin davon aus, dass die EZB die Assetkäufe zum Jahresende einstellt und frühestens im zweiten Halbjahr 2019 die erste Zinsanhebung – zunächst nur für die Einlagefazilität – folgen wird.»
Der Eurokurs geriet trotzdem nach der Sitzung etwas unter Druck und fiel auf ein Tagestief von 1,1673 US-Dollar. Vorher hatte er noch rund einen halben Cent höher notiert. Händler verwiesen darauf, dass nicht über das Vorgehen über den Ausstieg aus den Reinvestitionen diskutiert worden sei. Zudem habe Draghi das Zinsversprechen energisch betont. (awp/mc/ps)