EZB-Chef Mario Draghi. (Foto: EZB)
Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt bei einer möglichen zusätzlichen geldpolitischen Lockerung in Wartestellung. Die seit März laufenden Wertpapierkäufe sollen wie geplant bis mindestens September 2016 fortgeführt werden, wie es in der am Donnerstag veröffentlichten Mitschrift zur Zinssitzung von Anfang September heisst. Zugleich bekräftigte die Notenbank ihre Handlungsbereitschaft: Der EZB-Rat werde alle verfügbaren Instrumente einsetzen, falls dies notwendig werden solle. Dazu zähle auch eine Anpassung der Grösse, der Zusammensetzung und der Dauer der Anleihekäufe.
Seit März kauft die Notenbank Wertpapiere wie Staatsanleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro je Monat. Damit will sie die Konjunktur anschieben und die schwache Inflation anheben – bisher mit geringem Erfolg. Im September war die Inflation infolge der abermals gefallenen Rohstoffpreise wieder unter die Nulllinie gefallen. Immer mehr Beobachter erwarten deshalb eine Ausweitung der EZB-Geldschwemme. Konkrete Hinweise darauf finden sich in der Mitschrift aber nicht.
Wachstumsrisiken sieht der EZB-Rat vor allem in den Schwellenländern, insbesondere China. Die Inflationsrisiken deuteten dagegen nach unten. Allerdings sei die Gefahr einer Deflation – also eines dauerhaften, wachstumsschädlichen Preisverfalls – zuletzt zurückgegangen. Unter dem Strich sei es zu früh, um beurteilen zu können, ob die jüngsten Entwicklungen nachhaltige Auswirkungen hätten, heisst es in der Mitschrift. (awp/mc/ps)
Anleihekäufe sollen wegen Winterflaute vorgezogen werden
Die EZB plant, einen Teil ihrer Wertpapierkäufe vor dem meist handelsschwachen Dezember vorzuziehen. Das habe EZB-Direktor Benoit Coeure während der jüngsten Zinssitzung Anfang September vor dem EZB-Rat angekündigt, heisst es in der am Donnerstag veröffentlichten Sitzungsmitschrift. Demnach sollen Käufe verstärkt in den Monaten September bis November getätigt werden.
Ein ähnliches Vorgehen hatte die Notenbank für die Sommermonate gewählt. Allerdings kam es bei der Kommunikation des Vorhabens zu einer Panne. EZB-Direktor Coeure hatte die Bemerkungen in einem geschlossenen Kreis vor Investmentbankern in London getätigt. An die breite Öffentlichkeit waren die Äusserungen aber erst mehrere Stunden später gelangt.
Starke Kursbewegungen etwa beim Euro hatten darauf schliessen lassen, dass einige Marktteilnehmer Vorteile aus ihren Exklusivinformationen geschlagen haben dürften. Als Reaktion auf die Panne hat die EZB in dieser Woche ihre internen Regeln für öffentliche Auftritte ranghoher Notenbanker verschärft. (awp/mc/ps)