Frankfurt am Main – Die Europäische Zentralbank (EZB) will zu hohe Erwartungen an ihre Geldpolitik verhindern. Man sei sich einig gewesen, dass man keine «übertriebenen Erwartungen an den Finanzmärkten zur künftigen Geldpolitik» schüren dürfe, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll zur Zinssitzung im Oktober.
EZB-Mitglied Yves Mersch sagte am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Frankfurt, dass der lockere geldpolitische Kurs beendet werden müsse, sobald dies möglich sei. Der Ausstieg werde seine Zeit brauchen. Dauerhaft an Wertpapierkäufen festzuhalten, würde aber die falschen Signale an die Staaten bezüglich ihrer Haushaltspolitik senden.
Keine klar überzeugenden Signale für Preisauftrieb
Es sei noch zu früh, um belastbare Aussagen über die künftige Preisstabilität zu machen, heisst es in dem Protokoll. Es gebe weiterhin keine klar überzeugenden Signale für einen Preisauftrieb. Die Lohnentwicklung habe zuletzt enttäuscht, der Jobzuwachs habe dagegen positiv überrascht.
Anpassungen im Dezember?
Bei der Oktober-Sitzung hatte die EZB keine Änderungen an den Leitzinsen und dem milliardenschweren Wertpapierkaufprogramm vorgenommen. Möglicherweise würden bei der kommenden Sitzung im Dezember Anpassungen gemacht, hatte EZB-Chef Mario Draghi im Anschluss an die Entscheidung gesagt. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, die EZB könne frühzeitig schrittweise ihre Anleihekäufe beenden. Monatlich kauft die Notenbank durchschnittlich Papiere im Wert von 80 Milliarden Euro, um die Konjunktur anzukurbeln. Das Programm soll nach derzeitiger Planung mindestens bis März 2017 laufen. (awp/mc/pg)