EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark.
Frankfurt am Main – Eine Staatspleite des hoch verschuldeten Griechenlands ist nach Einschätzung von Jürgen Stark, dem Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), nicht das wahrscheinlichste Szenario. Zudem sei die Gemeinschaftswährung Euro nicht durch den Ausgang der Griechenland-Krise gefährdet, sagte Stark am Mittwoch im Interview mit dem Radiosender «Deutschlandfunk».
«Der Euro ist eine starke Währung.» Darüber hinaus unterstrich der Chefökonom der Europäischen Zentralbank die vergleichsweise geringe wirtschaftliche Bedeutung Griechenlands für den Euroraum. Der Anteil des südosteuropäischen Staates an der gesamten Euro-Wirtschaftsleistung liegt zwischen zwei und drei Prozent.
Athen muss «seine Hausaufgaben erledigen»
Stark rief nicht nur besonders finanzschwache Länder wie Griechenland, Irland und Portugal zum Sparen auf. Vielmehr müssten alle entwickelten Volkswirtschaften für nachhaltig Staatsfinanzen sorgen, auch die USA. Griechenland wiederum müsse «seine Hausaufgaben erledigen». Nicht zuletzt müsse Athen Fortschritte bei der Privatisierung von Staatseigentum erzielen und die Bedingungen des Reformprogramms erfüllen, um sich wieder selbständig an den Finanzmärkten refinanzieren zu können. So lange sich Griechenland an die Bedingungen des Programms halte, könne es auch auf Unterstützung seiner Partnerstaaten zählen.
EZB für freiwillige Einbindung privater Gläubiger in zweites Rettungspaket
Darüber hinaus bekräftigte Stark die Position der EZB, dass eine Einbindung privater Gläubiger in das zweite Rettungspaket für Griechenland freiwillig erfolgen müsse. Andererseits drohten Turbulenzen an den Finanzmärkten, möglicherweise auch Ansteckungseffekte auf andere Euro-Länder. Jede Art einer zwanghaften Beteiligung privater Investoren wie Banken und Versicherungen könne letztlich zu einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands führen. (awp/mc/ss)