EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.
Frankfurt am Main – Die Europäische Zentralbank (EZB) geht weiter mit Milliardensummen gegen den Angriff der Märkte auf die Euro-Sünder Spanien und Italien vor. In der vergangenen Woche kaufte sie Staatsanleihen im Wert von 14,291 Milliarden Euro, wie die Notenbank am Montag in Frankfurt mitteilte. Das ist zwar deutlich weniger als in der Vorwoche, als die Währungshüter die Notenpresse nach fast fünf Monaten Pause wieder anwarfen und Bonds für die Rekordsumme von 22 Milliarden Euro erwarben.
«Dennoch bleibt die Summe gross. Das zeigt, dass die EZB weiter alles dafür tut, die Renditen in beiden Ländern (Italien und Spanien) im vertretbaren Rahmen zu halten», analysierte Berenberg Bank-Ökonom Christian Schulz. Die Notenbank hatte das lange schlummernde Aufkaufprogramm Anfang August reaktiviert, weil erhebliche Verspannungen an den Anleihemärkten die Refinanzierung insbesondere für Italien und Spanien deutlich verteuert hatten.
Weitere Käufe erwartet
Inzwischen dürfte die EZB italienische und spanische Staatsanleihen über mindestens 36 Milliarden Euro in den Büchern haben, schätzt Schulz, der das Geschäft als Erfolg wertet: Denn die Renditen der zehnjährige Titel, die Anfang August über sechs Prozent geklettert waren, bleiben durch das EZB-Engagement unter fünf Prozent. Damit können sich Madrid und Rom günstiger frisches Geld besorgen. Schulz rechnet mit weiteren EZB-Käufen, der Betrag dürfe aber von Woche zu Woche stetig um 10 bis 20 Prozent sinken – sofern keine neue Turbulenzen ein beherzteres Eingreifen erfordern.
Überschussliquidität von nunmehr 110,5 Mrd Euro
Wie in den vergangenen Wochen will die Notenbank die gesamte Überschussliquidität aus den Anleihekäufen einsammeln. Dies sind inzwischen 110,5 Milliarden Euro. Am Dienstag soll ein entsprechendes Geschäft mit den Banken durchgeführt werden. Die EZB hatte im Mai 2010 mit dem Ankauf von Staatsanleihen begonnen. Damals kaufte sie laut Händlern vor allem Anleihen von Griechenland, später auch Papiere aus Portugal und Irland. Jetzt dürften die Käufe vor allem Spanien und Europas grösstes Bondmarkt Italien stützen. Die Anleihekäufe sind umstritten, auch innerhalb des EZB-Rates. In der EZB-Statistik sind Käufe enthalten, die bis vergangenen Freitag vollständig abgewickelt wurden. Für gewöhnlich liegen zwischen Kauf und Abwicklung mindestens zwei Handelstage. (awp/mcupd/ps)