Brüssel – Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte inmitten der zweiten Corona-Welle auf eine zusätzliche Lockerung ihrer bereits sehr lockeren Geldpolitik zusteuern. Auf der nächsten Zinssitzung im Dezember werde die Notenbank ihre Instrumente auf Basis aktueller Informationen anpassen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag vor einem Ausschuss des EU-Parlaments. Sie bekräftigte damit frühere Äusserungen.
Lagarde wurde jedoch etwas deutlicher als noch vor wenigen Wochen. Auf die erste Corona-Welle im Frühjahr habe die Notenbank schnell und kraftvoll reagiert. Dieses Vorgehen sei sehr erfolgreich gewesen. «Wir werden die aktuelle Phase der Krise mit demselben Ansatz und derselben Entschlossenheit angehen», kündigte Lagarde an. Der Euro fiel nach den Bemerkungen auf ein Tagestief zum US-Dollar.
«Alle Optionen stehen zur Verfügung»
Konkreter wurde Lagarde auch mit Blick auf die zu erwartenden Schritte. Grundsätzlich stünden alle Optionen zur Verfügung. Allerdings seien die milliardenschweren Corona-Wertpapierkäufe (PEPP) und die langfristigen Billigkredite für die Banken (TLTRO) im aktuellen Umfeld wirksam gewesen. Sie könnten «dynamisch» angepasst werden, sagte die Französin. «Sie dürften daher die wichtigsten Instrumente zur Anpassung unserer Geldpolitik bleiben.»
Das Corona-Wertpapierkaufprogramm der EZB hat gegenwärtig ein Volumen von 1,35 Billionen Euro, das bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Hinzu kommen extrem günstige Langfristkredite, mit denen die EZB die Geschäftsbanken in mehreren Runden versorgt hat. Nach derzeitiger Planung stehen noch zwei weitere Geldspritzen dieser Art an. (awp/mc/ps)