EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.
Frankfurt am Main – Der jüngste Preisschub im Euroraum ist aus Sicht der Europäischen Notenbank (EZB) voraussichtlich nur kurzfristiger Natur. Die Preisstabilität bleibe auf mittlere Sicht gewährleistet, heisst es im Monatsbericht der EZB. Der Leitzins von derzeit 1,0 Prozent sei immer noch «angemessen».
Es sei jedoch eine «sehr genaue Beobachtung» der Entwicklung geboten. Damit bekräftigte die Notenbank Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach der Zinsentscheidung vor einer Woche.
Einschätzungen vom Vormonat bekräftigt
Die EZB sieht laut dem Monatsbericht zwar Belege für einen kurzfristigen Aufwärtsdruck auf die Gesamtinflation, der aber in erster Linie auf die Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen sei. Die Einschätzung, dass sich die Preise über die geldpolitisch relevante Frist nach wie vor im Einklang mit Preisstabilität entwickeln werden, bleibe hiervon bislang unberührt. Die monetäre Analyse deutet laut EZB darauf hin, dass der Inflationsdruck mittel- bis langfristig begrenzt bleiben dürfte. Die Inflationserwartungen seien nach wie vor fest auf einem Niveau verankert, das mit dem Ziel im Einklang stehe, die Preissteigerung mittelfristig unter, aber nahe bei 2,0 Prozent zu halten. Insgesamt blieb die Einschätzung der EZB im Vergleich zum Vormonat im wesentlichen unverändert.
Bei etwas stärkerem Wachstum deutlich höhere Inflation erwartet
Eine Befragung der EZB bei Experten für das erste Quartal hat bei etwas höheren Wachstumserwartungen deutlich höhere Inflationserwartung ergeben. Die Experten erwarteten für das laufende Jahr mit 1,9 Prozent eine um 0,4 Punkte höhere Inflationsrate als im vierten Quartal angenommen, heisst es im am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der EZB. Für 2012 gehen die Experten von 1,8 (bisher 1,6) Prozent aus. Längerfristig ergibt sich der Umfrage zufolge eine Inflationsrate von 2,0 (1,9) Proezent. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an. Für das Wirtschaftswachstum zeigten sich die befragten Experten nur etwas optimistischer. Für das laufende Jahr wird nun ein Wirtschaftswachstum von 1,6 (1,5) Prozent prognostiziert. Für 2012 wird eine Beschleunigung auf unverändert 1,7 Prozent erwartet. Längerfristig dürfte das Wirtschaftswachstum 1,9 (1,8) Prozent betragen. (awp/mc/ps)