Frankfurt am Main – EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau sieht bei der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank nur begrenzten Spielraum. Die Negativzinsen seien zwar ein nützliches Werkzeug, doch gebe es dafür Schranken, sagte der Franzose auf der Jahreskonferenz des Europäischen Systemrisikorats (ESRB).
Die deutsche Direktorin Sabine Lautenschläger hatte sich jüngst gegen weitere Zinssenkungen ausgesprochen. Geldhäuser müssen bereits seit 2014 Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB Geld parken. Diese hatte den Satz im März auf minus 0,4 von zuvor minus 0,3 Prozent gesetzt. Damit sollen die Banken vom Horten des Geldes abgehalten werden, das stattdessen nach dem Willen der Währungshüter in die Kreditvergabe fliessen sollte.
80 Mrd Euro monatlich
Zusätzlich pumpen die Währungshüter Monat für Monat 80 Milliarden Euro in das Finanzsystem. Das Programm ist aktuell auf 1,74 Billionen Euro angelegt und soll mindestens bis März 2017 laufen.
Kein unbegrenzter Spielraum
EZB-Vizechef Vitor Constancio sagte auf der Konferenz, er hätte sich eine schnellere Reaktion der Wirtschaft auf die von der EZB gesetzten Anreize zum Stimulieren der Wirtschaft erwartet: «Das hat länger gedauert als erwartet.» Die Geldpolitik habe noch Spielraum, jedoch nicht unbegrenzt. Zugleich warnte er auf der Konferenz, dass auf lange Zeit niedrige Zinsen ein Risiko für die Finanzstabilität darstellten.
Der ESRB mit Sitz bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde als Lehre aus der Finanzkrise geschaffen. Er hat neben den Aufsichtsbehörden für Banken, Versicherungen und Börsen die Aufgabe, Risiken möglichst früh zu erkennen und eine Eskalation zu verhindern. (awp/mc/pg)