Jürgen Stark, abtretender EZB-Chefökonom.
Frankfurt am Main – Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone ist nach Einschätzung des Direktoriumsmitglieds der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, «keine Option». Der Weg aus der Krise sei für das hochverschuldete Land «kein 100-Meter-Lauf, sondern ein Marathon», sagte Stark am Freitag in einem Radio-Interview.
Der Weg aus der Krise werde noch einige Zeit dauern. «Wir sollten nicht die Geduld verlieren», so der Chefvolkswirt der EZB. Ausserdem sollte die Regierung in Athen nicht die Geduld bei der Umsetzung der Sparbemühungen verlieren. Griechenland habe auf dem Weg zu einem niedrigeren Haushaltsdefizit bereits eine Menge geleistet, sagte Stark weiter. Für die Zukunft regte er die Gründung einer zentralen europäischen Behörde zur Überwachung der Haushalte in den einzelnen Mitgliedsstaaten der Eurozone an. Eine solche Behörde könnte sich «zum Kern eines künftigen europäischen Finanzministeriums» entwickeln. Hierfür müssten allerdings bestehende europäische Verträge verändert werden.
Rücktritt aus EZB-Direktorium
Nur mit einer Änderung der bestehenden Verträge werde es künftig möglich sein, in die Budget-Hoheit der Mitgliedsstaaten der Eurozone einzugreifen. Ohne eine Vertragsänderung kann die Eurozone laut Stark niemals eine Fiskal-Disziplin erreicht werden, die für ein reibungsloses Funktionieren der Währungsunion notwendig ist. Stark hatte im September seinen Rücktritt als EZB-Chefökonom und Mitglied des Direktoriums erklärt. Er will jedoch solange im Amt bleiben, bis sein Nachfolger Jörg Asmussen den Posten übernimmt. Beobachter machten die Ablehnung von Anleihenkäufe von Schuldenstaaten der Eurozone für den Rücktritt verantwortlich. (awp/mc/ps)