New York – Die Facebook -Aktie schmiert ab. Der Kurs ist am dritten Handelstag weiter um annähernd 9 Prozent auf 31 Dollar eingebrochen. Ein Anleger, der zum Ausgabepreis von 38 Dollar gekauft hatte, verlor somit zum Ende des Handels am Dienstag 18 Prozent seines Geldes. Damit legt das soziale Netzwerk mit seinen inzwischen mehr als 900 Millionen Mitgliedern einen der übelsten Börsengänge der vergangenen Jahre hin.
Nach Daten des Anbieters Dealogic, die das «Wall Street Journal» veröffentlichte, ist kein anderer US-Börsengang im Milliardenbereich seit 2007 so schlecht gelaufen. Von insgesamt 24 solchen Börsenstarts standen demzufolge nach drei Handelstagen nur 8 im Minus.
Facebook führt Negativliste an
Die Negativliste führt klar Facebook an. Das nächst schlechtere Unternehmen, der Vermögensverwalter Och-Ziff, kam auf ein Minus von 13 Prozent. Unter den Verlierern findet sich auch der Facebook-Partner und Spieleentwickler Zynga mit minus 8 Prozent.
Morgan Stanley unter Beschuss
Vor allem die Investmentbank Morgan Stanley , die den Facebook-Börsengang federführend organisierte, steht nun unter Beschuss. Die sogenannten «Underwriter» hätten sich bei der Nachfrage verschätzt und zu viele Papiere auf den Markt geworfen, lautet der zentrale Vorwurf.
Selbst Analysten nicht überzeugt?
Und es kommt ein neuer hinzu: Nach Informationen des «Wall Street Journal» haben sich Analysten von Morgan Stanley und des ebenfalls am Börsengang beteiligten Konkurrenten Goldman Sachs eine Woche vor der Aktienplatzierung kritischer zu den Aussichten für das Facebook-Geschäft geäussert.
Aktie jetzt in der zuerst angepeilten Preisspanne
Nachdem sich die Facebook-Papiere am ersten Handelstag, dem Freitag, noch einigermassen halten konnten, kannten sie in dieser Woche bislang nur eine Richtung: nach unten. Nachbörslich fielen sie am Dienstag auf einen neuen Tiefstand von 30,80 Dollar. Damit liegt das Papier in der zuerst angepeilten Preisspanne von 28 bis 35 Dollar. Facebook stockte den Ausgabepreis und die Zahl der Aktien jedoch später auf – was sich nun als Fehler herausstellt.
Zum Börsendebüt am Freitag hatten die Banken um Morgan Stanley den Kurs noch hochgehalten, am Montag begann die Talfahrt. Mit dem Kursverlust können sich nun all jene bestätigt fühlen, die Facebook für total überbewertet halten. Zwar besitzt das Netzwerk gut 900 Millionen Mitglieder, doch die Geschäftszahlen fallen bislang eher bescheiden aus: Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und eine Milliarde Dollar Gewinn. Die Haupt-Einnahmequelle ist Werbung.
Anleger klagt
Der verpatzte Börsengang wird auch zum Fall für Aufsichtsbehörden und Gerichte. Die US-Börsenaufsicht SEC will die Umstände der Aktienplatzierung untersuchen. Ein Anleger reichte bereits Klage ein. Die Anwaltskanzlei Glancy Binkow & Goldberg aus Los Angeles wirft Facebook und den Banken im Namen ihres Mandanten vor, die Börsenunterlagen schlampig zusammengestellt und wichtige Informationen zum Geschäft und dessen Aussichten verschwiegen zu haben. Die Kanzlei fordert Wiedergutmachung im Namen aller Geschädigten.
Die Anwälte werfen der Gegenseite insbesondere vor, verheimlicht zu haben, dass die beteiligten Banken kurz vor dem Börsengang ihre Gewinnprognosen für das Soziale Netzwerk gesenkt hätten. Namentlich werden Morgan Stanley, JPMorgan Chase und Goldman Sachs aufgeführt. Bei ihren Vorwürfen stützen sich die Anwälte auf US-Medienberichte, unter anderem vom «Wall Street Journal». Demnach haben nur eine Handvoll ausgewählter Kunden der Banken von den gesenkten Erwartungen an das künftige Facebook-Geschäft erfahren. Entsprechend vorsichtig seien diese Kunden dann beim Kauf von Facebook-Aktien geworden. (awp/mc/pg)