Fast jede zweite Frau hat keine private Vorsorge
Stefan Heitmann, CEO MoneyPark. (Foto: MoneyPark)
Zürich – Ein Drittel der Schweizer sorgt nicht privat fürs Alter vor und riskiert so massive Einschnitte bei der Pensionierung, wie eine Umfrage der GfK im Auftrag von MoneyPark ergab. Frauen, Geringverdiener und tiefere Bildungsschichten sind überproportional von einer drohenden Vorsorgelücke betroffen. Der Hauptgrundliegt unabhängig von Bildungsstand oder der beruflicher Situationim fehlenden Wissen der Befragten.
66 Prozent der Männer aber nur 56 Prozent der Frauen verfügen über eine private Vorsorge und sorgen neben der gesetzlichen Vorsorge, die maximal 60 bis 80 Prozent des Erwerbseinkommens sichert, privat vor bspw. über die Säule 3a oder 3b. Sowohl Männer als auch Frauen entscheiden sich innerhalb der privaten Vorsorge am ehesten für eine Säule 3a. Die Vorliebe für die Säule 3a dürfte wohl an der steuerlichen Begünstigung liegen, bedenkt man die minimale Verzinsung insbesondere der 3a Sparkonten. Interessant ist indes, dass Frauen eher zu einer reinen 3b Lösung tendieren.
Ein möglicher Grund hierfür mag die berufliche Situation sein, da eine Einzahlung in die Säule 3a nur Erwerbstätigen oder Arbeitslosen mit Taggeldanspruch offen steht, nicht aber bspw. Hausfrauen. 20 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter waren gemäss offiziellen Daten des Bundesamtes für Statistik nicht erwerbstätig, während der Anteil unter Männern mit 11.5 Prozent beinahe halb so hoch ist.
Frauen schätzen Ihr Wissen zum Thema Vorsorge schlechter ein
Sowohl Männer als auch Frauen begründen die fehlende Vorsorge am häufigsten durch das mangelnde Wissen. Frauen schätzen ihr Wissen zum Thema Vorsorge indes weitaus schlechter ein als Männer. Ein Drittel der Frauen nennt denn auch das fehlende Wissen als Grund. Im Vergleich: Nur jeder fünfte Mann meint, zu wenig vom Thema Vorsorge zu verstehen. Männer tendieren zudem stärker dazu, ihr verfügbares Vermögen privat am Finanzmarkt anzulegen und keine regulierte Vorsorgeform über die Säule 3a oder 3b zu wählen.
Tiefe Einkommensschichten verzichten meist gänzlich auf die private Vorsorge
Gerade die untersten Einkommensschichten mit einem Haushaltseinkommen von unter 4500 Franken verzichten überdurchschnittlich auf eine private Vorsorge. Schuld daran ist neben dem fehlenden Wissen sicherlich auch die geringe Liquidität. Allerdings machen aufgrund des Zinseszinseffekts auch bereits kleinere monatliche Sparbeträge über die gesamte Sparphase einen grossen Unterschied. Dennoch sorgen fast 70 Prozent der untersten Einkommensschicht nicht fürs Alter vor, und dies, obschon gerade diese Einkommen rein über die berufliche Vorsorge kaum ein ausreichenden Alterseinkommen erzielen werden. (Siehe Beispielrechnung im Anhang)
Nicht verwunderlich ist vor diesem Hintergrund der starke Anstieg der Ergänzungsleistungen in den letzten Jahren, welche die fehlende private Vorsorge teilweise auffängt und die minimalen Lebenskosten sichert.
Mit steigendem Bildungsstand rückt das Thema Vorsorge stärker ins Bewusstsein
Seit dem Jahr 2000 sind die Ausgaben für Ergänzungsleistungen um mehr als 100 Prozent auf über 4,5 Mrd. CHF angestiegen. Interessant hierbei ist, dass Anzahl Bezüger nicht gleichermassen angestiegen ist – pro Kopf wird also im Schnitt mehr ausgezahlt. Dieser Trend wird sich wohl weiter verschärfen, gerade auch vor dem Hintergrund der steigenden Lebenserwartung und der historisch tiefen Verzinsung von Alterskapital.
Während fast zwei Drittel der Schulabgänger mit obligatorischer Schulausbildung keine private Vorsorge betreiben, ist es unter Befragten mit tertiärer Ausbildung nur etwa jeder Vierte. Gerade die unteren Bildungsschichten vertrauen auf die gesetzliche Vorsorge und sind häufiger der Meinung, dass die 1. und 2. Säule ausreichend sei. „Angesichts der politischen Bestrebungen, die Leistungen in der gesetzlichen Vorsorge eher zu beschränken bspw. durch die Senkung des Umwandlungssatzes, ist diese Einschätzung fahrlässig und kurzsichtig“, kommentiert Stefan Heitmann, CEO von MoneyPark. (MoneyPark/mc/ps)
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