Fed-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)
Washington – Die US-Notenbank Fed hat keine klaren Hinweise für die erwartete Zinswende gegeben. Der Leitzins dürfte für einen «beträchtlichen Zeitraum» nach dem Ende des Anleihekaufprogramms sehr niedrig bleiben, hiess es in dem am Mittwoch veröffentlichten Kommentar zur Zinsentscheidung. Erwartungen zahlreicher Analysten, die Fed könnte diese Passage streichen, wurden nicht erfüllt. Allerdings schraubten die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses ihre Zinsprognosen etwas nach oben. Dies stützte den Dollar und brachte die Anleihekurse unter Druck.
Fed-Chefin Janet Yellen betonte nach der zweitägigen Zinssitzung mehrfach, der Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung nach der Finanzkrise hänge von der konjunkturellen Entwicklung ab. Selbst die vielbeachtete Passage, wonach die Leitzinsen noch eine «beträchtliche Zeit» lang niedrig bleiben, sei letztlich abhängig von der Wirtschaftslage. Ein fixes Datum oder dergleichen sei darunter nicht zu verstehen. Am Markt wird eine erste Leitzinsanhebung für Mitte 2015 erwartet.
Anleihekäufe im Oktober aus
Die Fed hatte zuvor ihre zur Konjunkturbelebung aufgelegten Anleihekäufe abermals reduziert. Die Käufe werden um weitere 10 Milliarden US-Dollar auf 15 Milliarden Dollar je Monat vermindert. Damit setzt die Fed ihre zur Jahreswende begonnene Rückführung fort. Das erneut gedrosselte Anleihekaufprogramm zur Stützung der Konjunktur soll laut der Mitteilung im Oktober auslaufen. Ihren Leitzins hielt sie weiter an der Nulllinie. Seit mittlerweile sechs Jahren liegt die «Fed Funds Rate» in einer Spanne von null und 0,25 Prozent.
Wie aus neuen Projektionen hervorgeht, rechnen die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses FOMC nun Ende 2015 im Schnitt mit einem Leitzins von 1,38 Prozent. Dies würde rund vier Leitzinserhöhungen im kommenden Jahr entsprechen. Im Juni hatte der Wert noch bei 1,13 Prozent gelegen. Für Ende 2016 wird mit durchschnittlich 2,88 Prozent gerechnet, nach bisher 2,50 Prozent. Die Erwartungen für Ende 2017, die erstmalig veröffentlicht wurden, liegen bei einem Leitzins von 3,75 Prozent. Laut Fed-Chefin Yellen hätten sich die Bewertungen im FOMC aber kaum verändert. Zudem würden die Zahlen die immer noch hohe Unsicherheit nicht berücksichtigen.
Marktbeobachter interpretierten die Projektionen hingegen als Hinweis auf eine möglicherweise raschere Zinswende. «Es zeigt sich, dass die Fed eher eine schnelle als eine schleichende Wende plant», kommentierte Ulrike Rondorf vom Bankhaus Lampe. «Die Zinserwartungen der Marktteilnehmer dürften deutlich steigen, sobald sich abzeichnet, dass die Fed den Ausstieg tatsächlich in die Tat umsetzen wird.»
Bewertung der Wirtschaftsentwicklung kaum verändert
Die sonstigen Prognosen der Fed zu Wachstum, Inflation und Beschäftigung wurden überwiegend nur leicht angepasst. Nennenswert ist jedoch der Wachstumsausblick für das kommende Jahr, der nach unten gesetzt wurde. Ging die Fed für 2015 bisher von einem Wirtschaftswachstum um 3,1 Prozent aus, wird nun ein Zuwachs um 2,8 Prozent erwartet.
«Der Arbeitsmarkt hat sich etwas weiter verbessert», heisst es in der Mitteilung der Fed. Es bleibe jedoch eine bedeutsame Unterauslastung am Arbeitsmarkt. Die Wirtschaft wachse mit einem moderaten Tempo und die Inflation bleibe unter dem Inflationsziel. Im Juli hatte die Fed noch geschrieben, dass die Inflation sich etwas dem Zielwert angenähert habe. Die US-Notenbank strebt eine Inflationsrate von rund zwei Prozent an. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Inflation länger anhaltend unter zwei Prozent bleibe, sei jedoch gesunken.
Euro fällt auf 14-Monatstief
Die im geldpolitischen Ausschuss gestiegenen Zinserwartungen stützen den US-Dollar. Der Eurokurs geriet nach der Zinsentscheidung und der Pressekonferenz unter Druck und fiel zeitweise bis 1,2852 US-Dollar. Dies ist der tiefste Stand seit 14 Monaten. Die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen an. Die US-Aktienmärkte legten leicht zu. (awp/mc/ps)