US-Notenbankchef Ben Bernanke.
Washington – US-Notenbankchef Ben Bernanke hat den extrem lockeren Kurs der amerikanischen Geldpolitik abermals verteidigt. Zwar räumte der Fed-Vorsitzende am Dienstag vor dem Bankenausschuss des Senats in Washington ein, eine Politik des billigen Geldes berge auch Risiken. Insgesamt sei der Nutzen in Form eines stärkeren Wirtschaftswachstums und einer Erholung des Arbeitsmarkts aber grösser. Bernanke sprach im Rahmen der halbjährlichen Anhörung vor dem Kongress.
Die Äusserungen Bernankes wurden mit Spannung erwartet, weil es im geldpolitischen Ausschuss FOMC unterschiedliche Meinungen über Nutzen und Kosten der ultralockeren Geldpolitik gibt. Einige, überwiegend nicht stimmberechtigte FOMC-Vertreter, wollen die Geldpolitik lieber früher als später straffen. Dass Bernanke diese Position nicht teilt, ist nicht überraschend. Er gilt als geistiger Vater der quantitativen Lockerung, über die das Fed zurzeit Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von monatlich 85 Milliarden Dollar erwirbt. Darüber hinaus liegen die Leitzinsen in den USA seit über vier Jahren nahe der Nulllinie.
Fed setzt Anleihekäufe fort
Bernanke bekräftigte, die Fed werde die Anleihekäufe fortsetzen, bis sich die Aussichten für den Jobmarkt «substanziell» verbessert hätten. Die Lage am Arbeitsmarkt beschrieb er als «grundsätzlich schwach», obwohl sie sich zuletzt etwas verbessert habe. Inflationsgefahren sieht der Fed-Chef kaum. Der Preisauftrieb sei insgesamt gering und werde voraussichtlich eine ganze Weile unter dem Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent bleiben.
Bernanke warnt vor Folgen drohender Ausgabenkürzungen
Bernanke warnte zugleich vor den Folgen der drohenden staatlichen Ausgabenkürzungen in Milliardenhöhe gewarnt. Angesichts des moderaten Wachstumskurs der Vereinigten Staaten wäre die zusätzliche Belastung «signifikant», sagte Bernanke. Zudem könnte die Reduzierung des Haushaltsdefizit letztlich geringer als gedacht ausfallen, falls sich das gesamtwirtschaftliche Wachstum infolge der Kürzungen abschwäche. Er forderte den Kongress auf, die drohenden Einsparungen durch Massnahmen zu ersetzen, die «gradueller» wirkten.
Am 1. März treten in den USA automatische Ausgabenkürzungen in Kraft. Sie gehen zurück auf die Verhandlungen zur Schuldenobergrenze Mitte 2011 und sollten eigentlich bereits zu Jahresbeginn 2013 wirksam werden. Infolge des Kompromisses zur «Fiskalklippe» wurden sie jedoch um zwei Monate verschoben. Die Kürzungen belaufen sich in den nächsten zehn Jahren auf insgesamt 1,2 Billionen US-Dollar. In diesem Haushaltsjahr, das Ende September endet, liegen sie bei 85 Milliarden Dollar oder etwa einem halben Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung. Die Kürzungen betreffen etwa zur Hälfte die Militärausgaben. (awp/mc/pg)