Fed-Mitglieder uneins über Beginn des Bilanzabbaus

Fed-Mitglieder uneins über Beginn des Bilanzabbaus
Janet Yellen, scheidende Fed-Chefin. (Foto: © United States Government Work)

Washington – Die Mitglieder der US-Notenbank Fed waren sich auf ihrer jüngsten Sitzung uneins, wann mit dem Abbau der riesigen Bilanzsumme begonnen werden soll. «Die Mitglieder hatten verschiedene Ansichten über den angemessenen Zeitpunkt einer Änderung der Reinvestitionspolitik», heisst es im veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur jüngsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) vom 13. bis 14. Juni. Nach der letzten Sitzung hatte es von der Fed geheissen, dass man mit dem Abbau noch im Jahr 2017 beginnen will.

Einige Mitglieder hatten laut dem Protokoll gefordert, dass der Prozess in wenigen Monaten beginnen soll. Schliesslich seien die Märkte ja bereits auf einen solchen Schritt vorbereitet. Einige andere Mitglieder forderten hingegen, dass die Entscheidung erst im späteren Jahresverlauf getroffen werden soll. So habe man mehr Zeit um die weitere Wachstums- und Inflationsentwicklung abzuwarten. Zudem hätten wenige Mitglieder die Befürchtung geäussert, dass eine Änderung der Reinvestionspolitik falsch interpretiert werden könnte und die Märkte von einer weniger graduellen Straffungspolitik ausgehen könnten.

Verhaltene Zinserhöhungserwartungen an den Märkten
Die US-Notenbank hatte im Kampf gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere im Volumen von mehr als vier Billionen Dollar erworben. Dies hatte zu einem Anstieg der Bilanzsumme auf 4,5 Billionen US-Dollar geführt. Zinszahlungen und Tilgungen auf diese Papiere werden bislang stets reinvestiert, so dass das Volumen unverändert bleibt.

Auf der letzten Sitzung hatte die Notenbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 1,00 bis 1,25 Prozent angehoben. Dies war die vierte Leitzinsanhebung seit der Finanzkrise. Derzeit erwartet der Markt lediglich eine weitere Leitzinsanhebung in diesem Jahr.

Schwache Inflation wegen Sondereffekten
Angesichts der zuletzt schwachen Inflationsentwicklung waren bei Ökonomen Zweifel an der weiteren Straffungspolitik gewachsen. So ist die Inflationsrate weiter zurückgefallen. So bezeichneten laut dem Protokoll auch mehrere Mitglieder die jüngsten Inflationsentwicklung als schwächer als erwartet. Die meisten Mitglieder machen für die verhaltene Preisentwicklung jedoch vorübergehende Faktoren verantwortlich. Sie verweisen auf die gesunkenen Preise für Mobilfunkdienste und verschreibungspflichtige Medikamente. Einige Mitglieder fürchten jedoch, dass die schwache Inflationsentwicklung anhalten könnte und das Inflationsziel von zwei Prozent erst später als erwartet erreicht werden dürfte.

Andere Mitglieder sehen in der sehr niedrigen Arbeitslosigkeit eine Gefahr. Diese könne zu einem scharfen Anstieg der Inflation führen. Eine anderes Risiko wären makroökonomische und finanzielle Ungleichgewichte, die zu einer wirtschaftlichen Abschwächung führen könnten. (awp/mc/pg)

Federal Reserve Board

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