Fed-Chefin Yellen spricht sich für Zinsanhebung im März aus
Washington – Die Vorsitzende der US-Notenbank Fed hat eine Zinsanhebung bei der kommenden Notenbanksitzung Mitte März in Aussicht gestellt. Eine Anhebung des Leitzinses werde zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich angemessen sein, wenn sich die Wirtschaft wie erwartet entwickle, sagte Janet Yellen laut einem Redetext am Freitag in Chicago. Man werde bei der Sitzung prüfen, ob sich die Inflation und die Beschäftigung bis dahin wie erwartet entwickelt hätten.
Yellen betonte aber auch, dass die Geldpolitik keinem vorgezeichneten Weg folge. Der Fed-Führungszirkel sei jederzeit bereit, bei unerwarteten Ereignissen den Kurs entsprechend anzupassen. Derzeit gehe man von einer weiteren Verbesserung am Arbeitsmarkt und mittelfristig von einer Inflationsrate nahe zwei Prozent aus. Wenn die Notenbank zu lange mit Zinserhöhungen warten würde, könnten später deutliche Anhebungen nötig werden, sagte Yellen.
Yellen: Höheres Straffungstempo als zuletzt
Schrittweise Zinsanhebungen seien voraussichtlich über die kommenden Monate und Jahre nötig, um eine Überhitzung der US-Wirtschaft zu verhindern. Die bereits im Dezember von der Fed anvisierten drei Zinsanhebungen dieses Jahr wären damit vereinbar, sagte die Fed-Chefin.
Sofern nichts dazwischen komme, sollte es nicht bei dem langsamen Straffungstempo der Jahre 2015 und 2016 bleiben, sagte Yellen. In beiden Jahren hatte die Notenbank jeweils nur einmal die Zinsen angehoben. Der bislang langsame Straffungskurs sei nicht nur der Entwicklung der Inflation, des Arbeitsmarkts sowie Risiken aus dem Ausland geschuldet, sondern sei auch auf die schwache Entwicklung der Produktivität zurückzuführen gewesen. Die US-Wirtschaft habe sich in den vergangenen Jahren als widerstandsfähig gegen Schocks erwiesen. Risiken von aussen seien zuletzt zurückgegangen.
März-Zinsanhebung an Finanzmärkten eingepreist
An den Finanzmärkten gab es kaum klare Reaktionen auf Yellens Rede. Der Dollar gab kurzzeitig nach, pendelte sich danach aber wieder auf seinem Ausgangsniveau ein. Die Renditen von US-Staatspapieren gerieten ebenfalls kurzzeitig unter Druck, glichen die Bewegung aber schnell wieder aus. Am US-Aktienmarkt gab es ebenfalls keine klaren Impulse.
Die an den Finanzmärkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Fed-Leitzinsanhebung im März liegt inzwischen bei 96 Prozent. Schon im Vorfeld der Rede Yellens hatten eine Reihe von US-Notenbankern in den vergangenen Tagen den März-Termin ins Gespräch gebracht und dadurch entsprechende Erwartungen geweckt, nachdem zuvor den meisten Anlegern Juni als der früheste Termin für eine Zinsanhebung gegolten hatte. Experten hatten zuletzt erwartet, dass Yellen sich ähnlich äussern würde wie ihre Kollegen.
Harm Bandholz, US-Chefvolkswirt bei der Bank Unicredit, begrüsste Yellens Haltung, auch wenn nicht ganz klar sei, wie es zuletzt zu dem Sinneswandel im Fed-Führungszirkel gekommen sei. Offenbar spürten die Fed-Mitglieder inzwischen das Risiko, durch zu langes Abwarten ins Hintertreffen zu geraten, so Bandholz. (awp/mc/ps)