Fed-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)
Washington – Die US-Notenbank Fed schätzt die Konjunktur und den Arbeitsmarkt der USA positiver ein als zuvor, will bei ihrer Zinswende allerdings weiterhin Geduld walten lassen. Die Inflation dürfte wegen des Ölpreiseinbruchs erst einmal weiter sinken. Die Märkte reagierten insgesamt eher verhalten auf die Einschätzungen der Notenbank.
Die Fed behielt ihr Zinsversprechen bei. Der geldpolitische Ausschuss könne «geduldig» bei der Normalisierung des Leitzinses vorgehen, hiess es wie im vergangenen Monat im am Mittwoch veröffentlichten Kommentar zur Zinsentscheidung. Die Fed entfernte in ihrem aktuellen Kommentar zur Zinsentscheidung den bisherigen Zusatz, dass die Zinsen noch für «eine beträchtliche Zeit» nach den im vergangenen Oktober ausgelaufenen Anleihekäufen nahe Null liegen.
Den Begriff der Geduld hatte die Fed auf ihrer vergangenen Zinssitzung im Dezember in die Mitteilung eingefügt. Auf Nachfrage, wie dies zu interpretieren sein, hatte Fed-Chefin Janet Yellen eine Zinsanhebung auf den Sitzungen der Geldhüter im Januar und März als unwahrscheinlich dargestellt.
Leitzins weiter an Nulllinie
Ihren Leitzins hält die Fed weiter an der Nulllinie. Seit mittlerweile sechs Jahren liegt die «Fed Funds Rate» in einer Spanne von null und 0,25 Prozent. Am Markt wurde bisher eine erste Leitzinsanhebung seit Sommer 2006 für Mitte 2015 erwartet. Einzelne Experten haben ihre Erwartungen seit dem Jahresbeginn wegen einer schwächeren Inflationsentwicklung jedoch leicht nach hinten verschoben. Der Einbruch der Ölpreise hatte die Teuerung zuletzt gedämpft. So war die Inflationsrate im Dezember auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009 gefallen.
Die Geldhüter gehen davon aus, dass sich die Teuerungsrate in den USA mittelfristig der Marke von zwei Prozent annähert. Kurzfristig dürfte sie wegen des starken Rückgangs der Energiepreise allerdings weiter fallen. Dieser Effekt sei allerdings nur vorübergehend. Die Fed orientiert sich bei ihrer Geldpolitik an der Kernrate der Inflation, in der die Energiepreise nicht berücksichtigt sind.
Einstimmige Beschlüsse
Die Fed fasste ihre am Mittwoch vorgelegten Beschlüsse einstimmig. Die Notenbanker stuften die konjunkturelle Entwicklung sowie die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt positiver ein als bisher. Die Wirtschaft wachse in einem ’soliden› Tempo. Hier hatten die Geldhüter zuletzt noch von einem ‹moderaten› Tempo gesprochen. Die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt habe sich weiter verbessert und die Schaffung von Arbeitsplätzen falle ’stark› aus. Zuletzt hatte die Fed den Aufbau von Arbeitsplätzen noch als ’solide› eingestuft.
Mehrere Analysten sprachen in einer ersten Reaktion auf die Beschlüsse davon, weiter von einem ersten Zinsschritt im Sommer auszugehen. Für Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner ist der Zeitpunkt immer noch nicht ganz klar, weil die Fed mit einer widersprüchlichen Entwicklung von Konjunktur und Inflation zu kämpfen habe. Der Kommentar sei insgesamt eher falkenhaft ausgefallen. Falken unter den Geldhütern sprechen sich im Zweifelsfall für eine weniger lockere Geldpolitik aus.
Die Fed habe sich die Option einer Zinserhöhung im Juni offen gelassen. «Während das wirtschaftliche Umfeld momentan auf einen späteren Beginn von Zinserhöhungen hindeutet, ändert dies nichts an der zentralen Beobachtung: eine Wirtschaft, die sich der Vollbeschäftigung nähert, braucht höhere Zinsen.» (awp/mc/upd/ps)