Felix Graf, CEO Centralschweizerische Kraftwerke AG, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Graf, die CKW vereint die drei Marken CKW, CKW Conex und CKW Fiber Services unter der Dachmarke CKW. Welches sind die Hintergründe der Neuaufstellung?
Felix Graf: CKW steht für einfachen Zugang zu modernen Nutzungsmöglichkeiten von Energie und Infrastruktur. Wir wollen Komplexität reduzieren und einfache, innovative Lösungen aus einer Hand bieten. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, die Marken CKW, CKW Conex und CKW Fiber Services unter einer Dachmarke zusammenzufassen und unseren Auftritt zu vereinheitlichen.
Was verändert sich dadurch für die Privat- und Geschäftskunden?
Der technologische Wandel schreitet rasant voran – die Welt wird immer komplexer. Mit dem neuen Markenauftritt setzen wir ein Zeichen und machen unser umfassendes Angebot für unsere Kunden noch einfacher. Bei den Ansprechpersonen ändert sich indes nichts. Diese bleiben bestehen.
Die CKW hat im 1. Halbjahr unter dem Strich einen 23% tieferen Gewinn von 58,6 Mio Franken erzielt. Im Bereich Energie brach der Gewinn sogar um fast 90% ein. Was ist passiert?
Die Energiemarktpreise waren acht Jahren rückläufig, sie sind für uns nicht mehr kostendeckend. Zwar hat seit Frühjahr 2016 eine leichte Erholung stattgefunden, das Preisniveau bleibt aber sehr tief. Darunter leiden wir; insbesondere der Bereich Energie, wo alle Kraftwerke angesiedelt sind. Nebst den Energiemarktpreisen beeinflusste auch der ausserplanmässige Stillstand des Kernkraftwerks Leibstadt das Ergebnis negativ.
«CKW erwartet bis auf weiteres keine signifikante Veränderung des sehr herausfordernden Marktumfeldes.»
Felix Graf, CEO CKW
Was sind die Gründe für die anhaltend tiefen Energiemarktpreise – und sehen Sie bald einmal den Talboden erreicht?
Die tiefen Energiemarktpreise sind in erster Linie getrieben von den tiefen Preisen für Primärenergie, konkret Kohle und Öl. CKW erwartet bis auf weiteres keine signifikante Veränderung des sehr herausfordernden Marktumfeldes mit nachhaltig tiefen Energiemarktpreisen und hohem Margendruck. Deshalb werden wir unsere Strategie weiterhin konsequent umsetzen und den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts mit innovativen Produkten vorantreiben (u.a. im Bereich erneuerbare Energien, Datacenter sowie Dienstleistungen rund um die Energieeffizienz).
Sind wie im vergangenen Jahr in der zweiten Jahreshälfte Wertberichtigungen zu erwarten?
Gemäss den nationalen und internationalen Rechnungslegungsnormen sind Vermögenswerte jährlich zum Bilanzstichtag Ende Geschäftsjahr auf deren Werthaltigkeit zu überprüfen. Zur Beurteilung, ob eine Wertminderung vorliegt, werden Einschätzungen der zu erwartenden zukünftigen Geldflüsse aus der Nutzung dieser Vermögenswerte vorgenommen. Bei Kraftwerken und Energielieferverträgen spielen u.a. die Nutzungsdauer und die Energiepreisentwicklung eine wichtige Rolle und haben einen grossen Einfluss und auf deren Wert. Eine Aussage dazu ist folgedessen heute nicht möglich. Über allfällige Wertanpassungen werden wir zu gegebenem Zeitpunkt informieren.
Neuausrichtung und rückläufige Gewinne – bringt dies auch einen Stellenabbau mit sich?
Es ist unsere Pflicht, ständig die Effizienz zu steigern. Derzeit steht aber keine Restrukturierung an, im Gegenteil: Es gibt Bereiche, wo wir nach Personal suchen. Wir können auch gewisse Lehrstellen nicht besetzen.
Trotz rückläufiger Gewinnzahlen steht die CKW AG im Vergleich mit anderen Energiekonzernen gut da. Wie weit ist dies der Diversifikations-Strategie mit u.a. dem Elektroinstallationsgeschäft und Telekom- und IT-Infrastruktur geschuldet?
Unsere Diversifizierung trägt bereits heute zum soliden Ergebnis bei. Und wie erwähnt werden wir unsere Strategie weiterhin konsequent umsetzen und den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts mit innovativen Produkten vorantreiben.
Welche Ausbaupläne verfolgen Sie insbesondere im Telekommunikationsbereich?
Wir arbeiten intensiv am Ausbau von ganzheitlichen IT- und Communications-Dienstleistungen. Das beinhaltet auch Cloud-Services und All in one-Lösungen. Kurz: Wir unterstützen unsere Kunden in der Digitalisierung in den verschiedensten Bereichen.
«Unsere Diversifizierung trägt bereits heute zum soliden Ergebnis bei.»
Im Mai hat die Schweizer Bevölkerung an der Urne die Energiestrategie 2050 angenommen. Wie ist die CKW zum heutigen Zeitpunkt darauf vorbereitet?
Lassen Sie mich das anhand von zwei Beispielen aufzeigen. Zwei wichtige Punkte sind die Produktion und eigene Nutzung von Solarstrom sowie die Direktvermarktung von erneuerbaren Energien.
Als einer von wenigen Anbietern in der Schweiz adressiert CKW mit dem neuen Smart Energy Portfolio sämtliche Kundenbedürfnisse rund um das Thema Energie: Von der eigenen Stromerzeugung, der Speicherung, der Elektromobilität bis hin zur kostengünstigen Wärmeerzeugung. Herzstück bildet eine intelligente Steuerung, die es ermöglicht, den Eigenverbrauch von selbst produziertem Solarstrom via Web oder Smartphone App zu optimieren und zu überwachen.
Das neue Energiegesetz hat auch Auswirkungen auf Stromproduzenten, die KEV-Gelder erhalten. Es sieht nämlich die Direktvermarktung von erneuerbaren Energien vor. Das heisst: Neu müssen Produzenten ihren Strom ab einer bestimmten Anlagengrösse eigenverantwortlich auf dem Strommarkt selbst vermarkten. Das ist mit bürokratischem und operativem Aufwand verbunden. Einfacher und lukrativer wird es, solche Anlagen mit CKW direkt zu vermarkten, um eine maximale Vergütung aus dem Marktpreis sowie der Einspeiseprämie zu erzielen.
«Wenns konkret wird, scheitern wir leider of an Partikularinteressen.»
Wie gross ist Ihrer Meinung nach der Willen der Bevölkerung, wenn es um die konkrete Umsetzung der einzelnen Projekte geht? Stichwort Widerstand gegen Wind- oder Solarparks.
Das ist eine berechtige Frage. In den vergangenen Monaten bekamen wir diesen Widerstand mehrmals zu spüren. So mussten wir an der luzernisch-aargauischen Grenze die Planung eines Windparkprojektes stoppen und gegen ein geplantes Wasserkraftwerk im Entlebuch haben Umweltverbände und Interessensvertreter Beschwerde eingereicht. Beide Kraftwerke würden sauberen, CO2-freien Strom produzieren. Die jüngsten Abstimmungsresultate zeigen, dass die Bevölkerung genau das will – doch wenns konkret wird, scheitern wir leider oft an Partikularinteressen.
Die Sensibilisierung für das Thema Energie ist in jedem Fall da und CKW hat sich zum Ziel gesetzt, im immer komplexer werdenden Energiebereich einfache Lösungen anzubieten. Was steht dabei im Fokus?
Der Kunde steht bei allem, was wir tun im Fokus. Für unsere Kunden wollen wir Energie einfach machen und ihnen den Wunsch nach Lösungen aus einer Hand erfüllen.
Am hohen Druck auf den Energiekonzernen wird sich so schnell nichts ändern. Wie sehen Sie die längerfristigen Perspektiven der CKW?
Ich bin überzeugt, dass uns mit unserem neuen Markenauftritt ein wichtiger Schritt für die Zukunft von CKW gelungen ist. Wir positionieren uns damit ideal, um uns künftig auch in einem liberalisierten Energiemarkt zu behaupten. Energie und Energieffizienz sind und bleiben zentrale Themen; insbesondere auch die Vernetzung von Produktion und Konsumation. Wir sehen uns in diesen Bereichen als innovativen Partner für fortschrittliche Lösungen.
Herr Graf, wir bedanken uns für das Interview.
Zur Person:
Jahrgang 1967, Schweizer
Dr. sc. nat. ETH
Chief Executive Officer (CEO) und Vorsitzender der Geschäftsleitung seit 2014, Mitglied der Konzernleitung Axpo Holding AG seit 2014
Werdegang
Doktorand an der ETH Zürich (1995 – 1998)
Berater und Projektleiter bei McKinsey, Zürich/Amsterdam (1998 – 2002)
Strategiechef Swisscom Fixnet, Triple Play Program Manager, Leiter Unterhaltungsdienste bei Swisscom (2002 – 2009)
Chief Operating Officer bei Teleclub (2010)
Mitglied der Geschäftsleitung CKW (seit 2011)
Mitglied des Verwaltungsrats
CKW Conex AG (Präsident)
CKW Fiber Services AG (Vizepräsident)
Elektrizitätswerk Altdorf AG (Präsident)
Mitglied des Vorstands
Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz
Swisselectric
Centralschweizerische Kraftwerke AG
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